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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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freche Maus mustert, und massierte dabei seine Hand.
     
    Herr Ottomy räusperte sich, wobei sein roter Adamsapfel wie ein unentschlossener Sonnenuntergang auf und nieder hüpfte. In aller Öffentlichkeit herumbrüllen, ja, das gefiel ihm, das konnte er gut. In der Öffentlichkeit zu sprechen, das war nun eine ganz andere Form der Erniedrigung.
    »Also, äh, meine Herrn, was wir hier haben, das wäre dann also richtig Fußball, und dabei geht’s in erster Linie um das Gedränge, und das ist das, was Sie, meine Herrschaften, womit Sie es jetzt gleich zu tun kriegen …«
    »Ich dachte, wir sehen zwei Gruppen von Spielern miteinander darum wetteifern, den Ball ins Tor des jeweiligen Gegners zu befördern?«
    »Das könnte so sein, der Herr, das könnte durchaus vorkommen«, räumte der Brüller ein, »aber es ist halt so, dass die Fans auf den Straßen von beiden Seiten versuchen, die Länge des Feldes zu verkürzen, sozusagen, aber eben je nachdem, wie sich das Spiel gerade entwickelt.«
    »Sie meinen, so wie bewegliche Wände?«, fragte Ridcully.
    »Sowas in der Art, ja«, antwortete Ottomy treu ergeben.
    »Was ist mit den Toren?«
    »Ach ja, die Tore dürfen auch verschoben werden.«
    »Wie bitte?«, rief Ponder verdutzt. »Die Zuschauer dürfen die Tore verschieben?«
    »So isses, der Herr, ganz genau.«
    »Aber … das ist ja Anarchie! Das reinste Durcheinander!«
    »Einige der alten Spieler behaupten tatsächlich, mit dem Spiel sei es bergab gegangen, ganz recht.«
    »Bergab, direkt in den Boden rein und auf der anderen Seite wieder hinaus, würde ich sagen.«
    »Da bietet es sich natürlich an, Magie ins Spiel zu bringen«, sagte Dr. Hix. »Wäre einen Versuch wert.«
    »Ein Wort an die Vernunft«, sagte Ottomy mit ungewollter Klarheit. »Sie würden Ihre Eingeweide als Strumpfhalter tragen, wenn Sie das bei einigen der Spieler, die heutzutage spielen, probieren würden. Die nehmen das Spiel absolut ernst.«
    »Herr Ottomy, ich bin sicher, dass keiner meiner Kumpels Strumpfhalter trägt …« Ridcully unterbrach sich, lauschte Ponder Stibbons’ geflüstertem Einwurf und fuhr dann fort: »Na ja, vielleicht einer, allerhöchstens zwei, und es wäre eine sehr langweilige Welt, wenn wir alle einer wie der andere wären, finde ich jedenfalls.« Er sah sich um und zuckte die Achseln. »Also das hier ist nun Fußball, ja? Irgendwie kommt mir das alles sehr bescheiden vor, oder was meinen Sie? Ich möchte jedenfalls nicht den ganzen Tag hier im Regen herumstehen, während andere Leute sich hervorragend amüsieren. Also los, suchen wir den Ball, meine Herren. Wir sind Zauberer. Das muss doch zu etwas gut sein.«
    »Ich dachte, wir wären jetzt Kumpel«, sagte der Dozent für neue Runen.
    »Kommt aufs selbe raus«, sagte Ridcully und stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Menge hinwegzusehen. »Ganz sicher nicht!«
    »Also«, sagte Ridcully, »ist denn ein Kumpel nicht jemand, der gerne mit seinen Kumpels ohne die Gesellschaft von Frauen einen hebt? Aber ich habe jetzt genug davon. Alles sammelt sich jetzt hinter mir. Wir sehen uns jetzt richtigen Fußball an!«
    Das rasche Vorankommen der Zauberer erstaunte Ottomy und Nobbs, die sie bis dahin nur als aufgeblasene, unförmige Geschöpfe gesehen hatten, die so gut wie keine Berührung mit dem richtigen Leben kannten. Aber um ein ranghoher Zauberer zu werden und es auch zu bleiben, dazu bedurfte es beträchtlicher Reserven an Entschlossenheit, Boshaftigkeit und der überzuckerten Arroganz, die das Markenzeichen eines jeden wahren Gentleman ist und die beispielsweise in »Oh, war das Ihr Fuß? Tut mir schrecklich leid« zum Ausdruck kommt.
    Und dann gab es natürlich noch Herrn Hix, einen Mann, den man gerne in der Nähe wusste, falls es einmal brenzlig wurde, denn er war (qua Universitätsstatut) ganz offiziell ein böser Zeitgenosse, gemäß dem Grundsatz, nach dem sich die UU stets ganz unbekümmert ins Unvermeidliche fügte. 8
    Eine weniger ausgereifte Organisation als die UU hätte womöglich die Ansicht vertreten, die beste Lösung dieses Problems bestünde darin, solche Abtrünnigen ungeachtet aller Risiken und Kosten gnadenlos zur Strecke zu bringen. Die UU hingegen hatte Hix und seinem Team eine eigene Abteilung, einen eigenen Haushalt und eigene Karrieremöglichkeiten an die Hand gegeben, dazu die Möglichkeit, ab und zu hinaus in dunkle Höhlen zu gehen und Kugelblitze auf inoffizielle böse Zauberer zu schleudern. Das alles funktionierte ziemlich gut,

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