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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wesen. Sie konnte nicht so aufgekratzt tun. Das Zeug kostete einen Dollar pro Flasche! Wer konnte sich das leisten? Na ja, jede Menge Trollfrauen, wenn man ehrlich war, aber Herr Starkimarm hatte gesagt, es sei in Ordnung, weil sie das Geld nun mal hatten, außerdem ließ es das Moos sprießen. Sie hatte ihre Zustimmung gegeben, aber ein Dollar für eine schicke Flasche voller Wasser mit ein bisschen Pflanzendünger drin war schon ein bisschen krass. Und er hatte gesagt: Du verkaufst einen Traum.
    Und sie kauften das Zeug. Das war am allerbeunruhigendsten. Sie kauften es und empfahlen es ihren Freundinnen. Die Stadt hatte inzwischen das »dicke Geld« entdeckt. Sie hatte davon in der Zeitung gelesen. Es hatte schon immer Trolle in der Stadt gegeben, die schwere Lasten getragen und sich ansonsten eher im Hintergrund gehalten hatten, wenn sie nicht gar selbst den Hintergrund abgegeben hatten. Jetzt hatten sie Familie und Kinder, führten Geschäfte, kamen voran und gesellschaftlich weiter, waren erfolgreich, kauften Sachen, und zumindest Letzteres machte sie zu richtigen Bürgern. Deshalb gab es Leute wie Herrn Starkimarm, einen Zwerg, der Herrn und Frau Troll Schönheitsprodukte verkaufte, und das über Menschenfrauen wie Glenda, denn obwohl Zwerge und Trolle aufgrund des Koomtal-Abkommens heutzutage offiziell hervorragend miteinander auskamen, bedeutete das alles in erster Linie den Leuten etwas, die derlei Abkommen unterzeichneten. Selbst der wohlmeinendste Zwerg würde sich nicht in einige der Straßen trauen, durch die Glenda Woche für Woche ihren hässlichen, halb aus Pappe bestehenden Koffer schleppte und den Traum verkaufte. Auf diese Weise kam sie auch mal aus dem Haus, und mit dem Zusatzverdienst konnte sie sich ihren bescheidenen Luxus leisten. Ein wenig legte sie auch für schlechtere Zeiten zurück. Außerdem zog Herr Starkimarm immer wieder neue Ideen aus dem Ärmel. Wer hätte jemals geglaubt, dass Trolldamen auf falsche Bräunungslotion abfahren würden? Sie verkaufte sich. Alles verkaufte sich. Der Traum verkaufte sich, und er war schal und teuer und sie fühlte sich billig dabei. Es …
    Ihre stets gespitzten Ohren hörten das Geräusch, mit dem die Haustür von nebenan leise geöffnet wurde. Ha! Juliet zuckte erschrocken zusammen, als Glenda plötzlich neben ihr stand.
    »Gehst du noch weg?«
    »Ich will mir das Spiel ansehen, ist doch klar.«
    Glenda schaute die Straße hinunter. Dort verschwand eine Gestalt ganz schnell um die Ecke. Glenda grinste grimmig.
    »Ah ja. Gute Idee. Ich habe sowieso gerade nichts Besonderes vor. Warte mal kurz, ich hol nur eben meinen Schal, ja?« Stumm fügte sie für sich hinzu: Und du ziehst einfach weiter, Johnny!
     
    Mit einem dumpfen Knall, bei dem die Tauben wie die Blütenblätter eines explodierenden Gänseblümchens davonstoben, landete der Bibliothekar auf dem von ihm ausgewählten Dach.
    Fußball fand er gut. Etwas bei diesem ganzen Geschrei und Gedränge und Gekloppe sprach seine Urinstinkte an. Und das war faszinierend, weil seine Vorfahren, genau genommen, seit Jahrhunderten unbescholtene Mais- und Tierfutterhändler gewesen waren und obendrein auch noch mit Höhenangst behaftet.
    Er setzte sich auf den Vorsprung und ließ die Füße über den Rand baumeln. Seine Nasenlöcher blähten sich, als er die verschiedenartigen Düfte in sich aufnahm, die von unten heraufstiegen.
    Angeblich sieht man als Zuschauer am meisten von einem Spiel. Der Bibliothekar hingegen konnte auch riechen, und das Spiel war, von außen betrachtet, die Menschheit an sich. Es verging kein Tag, an dem er nicht dankbar für den magischen Unfall war, der ihn ein paar kleine Gene von den Menschen entfernt hatte. Denn die Menschenaffen hatten es einfach drauf. Kein Menschenaffe würde jemals philosophieren: »Der Berg ist, und er ist nicht.« Ein Menschenaffe dachte vielmehr: »Die Banane ist. Ich werde die Banane essen. Da ist keine Banane. Ich will noch eine Banane.«
    Er war gerade dabei, in Gedanken versunken eine zu schälen, während er das sich unter ihm ausbreitende Tableau betrachtete. Als Zuschauer sah man nicht nur das meiste vom Spiel, womöglich sah man sogar mehr als nur ein einziges Spiel.
    Diese Straße verlief in einem halbmondförmigen Bogen, was wahrscheinlich einen Einfluss auf die Taktik hatte, falls die Spieler mit dermaßen hochfliegenden Konzepten wie Taktik überhaupt etwas am Hut hatten.
    Von beiden Seiten strömten die Menschen herbei, zusätzliche Massen

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