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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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quollen aus mehreren Seitengassen. Die meisten waren männlich – und das ganz extrem. Die Frauen ließen sich in zwei Kategorien unterteilen: diejenigen, die durch Blutsbande oder die Aussicht auf Ehe (nach der sie aufhören konnten, so zu tun, als sei dieser blutige Auflauf in irgendeiner Weise spannend) hierhergezogen wurden, und eine Anzahl älterer Frauen von der Sorte »nette alte Dame«, die in aufsteigenden Wolken aus Lavendel und Pfefferminz wahllos »Haut sie um!« und »Voll inne Eier!« und dergleichen Anfeuerungen schrien.
    Jetzt drang noch ein anderer Duft herauf, einer, den er sogleich wiedererkannte, aber nie so recht ergründen konnte. Es war der Geruch von Nutt. In ihm mischten sich die Düfte von Talg, billiger Seife und Billigheimer-Klamotten, die der Affenanteil in ihm als zu dem »Blechbüchsenkicker« gehörig kategorisierte. Obwohl der Blechbüchsenkicker nur einer der Bediensteten im Labyrinth der Universität war, schien er jetzt ein Freund von Nutt zu sein, und Nutt war wichtig. Außerdem war er hier völlig fehl am Platze. Letztendlich hatte er nirgendwo einen passenden Platz auf der Welt, aber er befand sich nun mal darin, und die Welt würde noch früh genug auf ihn aufmerksam werden.
    Mit solchen Dingen kannte sich der Bibliothekar aus. Im Gefüge der Realität hatte es keinen Raum mit der Bezeichnung »affenartiger Bibliothekar« gegeben, bis er auf diesem Platz gelandet war, und die Nachbeben hatten ihm zu einem überaus seltsamen Leben verholfen.
    Ah, noch ein Geruch schwebte mit dem sanften Aufwind nach oben. Das war leicht: die laut schreiende Bananenkuchenfrau. Die mochte der Bibliothekar besonders gern. Als sie ihn zum ersten Mal erblickt hatte, war sie schreiend davongelaufen. So reagierten sie alle. Aber sie war zurückgekommen, und sie hatte nach Scham gerochen. Außerdem respektierte sie das Primat der Worte, und ihm als Primat erging es ebenso. Und manchmal backte sie ihm eine Bananenpastete, was sehr freundlich von ihr war. Der Bibliothekar war mit der Liebe nicht sehr vertraut, sie war ihm seit jeher ein wenig ätherisch und rührselig vorgekommen – Freundlichkeit hingegen war äußerst greifbar. Bei der Freundlichkeit wusste man immer, woran man war, besonders dann, wenn man eine Pastete in der Hand hielt, die sie einem gerade geschenkt hatte. Sie war auch eine Freundin von Nutt. Für jemanden, der aus dem Nichts gekommen war, schloss Nutt schnell Freundschaft. Interessant …
    Trotz seines unorthodoxen Äußeren war der Bibliothekar sehr für Ordnung. Bücher über Kohl kamen in das Regal mit den Kohlsorten, (blit) UUSSFY890-9046 (antiblit-1-1), wohingegen Herrn Blumenkohls großes Abenteuer besser bei UUSS J3.2 (›blit) 9 einsortiert wurde, während Das Tao des Kohls ein eindeutiger Kandidat für UUSS (blit+) 60-sp55-o9-hl (blit) war. Für jeden, der mit einem siebendimensionalen Bibliothekssystem im blit-dimensionalen Raum vertraut ist, war das klar wie Kloßbrühe, wenn man nicht vergaß, stets das blit im Auge zu behalten.
    Aha, da kamen auch schon seine Zaubererkollegen, die sich unbeholfen in ihren scheuernden Hosen bewegten und sich so viel Mühe gaben, nicht aufzufallen, dass sie sogar noch mehr aufgefallen wären, wenn sich der Rest der Menge auch nur im Geringsten für sie interessiert hätte.
     
    Niemand merkte etwas. Es war aufregend und spannend zugleich, befand Ridcully. Normalerweise bahnten einem der spitze Hut, das Zauberergewand und der Zauberstab schneller eine Gasse, als es ein Troll mit einer Axt vermocht hätte.
    Sie wurden geschubst! Und geknufft! Aber das war nicht so unangenehm, wie es die Worte vermuten ließen. Während immer mehr Leute von hinten nachdrängten, entstand von allen Seiten ein mäßiger Druck, als stünden die Zauberer bis zur Brust im Meer und wankten und schwankten im langsamen Rhythmus der Wellen hin und her.
    »Meine Güte«, sagte der Professor für unbestimmte Studien. »Das soll Fußball sein? Ziemlich langweilig, oder?«
    »Hatte nicht jemand was von Pasteten gesagt?«, erwiderte der Dozent für neue Runen und reckte den Hals.
    »Es kommen immer noch mehr Leute, Chef«, sagte Ottomy.
    »Wie sollen wir denn bei dem Gedränge etwas sehen?«
    »Kommt immer aufs Gedränge an, Chef. Normalerweise schreien diejenigen, die ganz nah dran sind, ganz laut.«
    »Ah, ich sehe einen Pastetenverkäufer«, sagte der Professor für unbestimmte Studien. Er machte ein paar Schritte weiter, die Menge drückte und schob in die eine,

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