Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
schwindelig, verwirrt und wütend wieder abgesetzt wurden.
    Aber jetzt zerrte jemand hektisch an Nutts Gürtel.
    »Hör auf zu schieben!«, rief Trev. »Wir haben die anderen verloren!«
    »Mir steht jetzt ohnehin ein Erbspüree-Muschelsuppenstand im Weg. Ich hab mein Bestes gegeben, Meister Trev, aber der Stand ist schon ziemlich hinderlich«, sagte Nutt nach hinten, »und dazu kommt noch Fräulein Glenda. Guten Tag, Fräulein Glenda.«
    Trev schaute nach hinten. Dort war irgendwo ein Streit im Gange, dann hörte er Andys Schlachtruf. Meistens gab es dort, wo Andy war, Streit, und wenn nicht, fing er sofort Streit an. Trotzdem musste man Andy einfach mögen, weil … tja, es war einfach so. Er … Glenda war da vorne? Das konnte doch nur heißen, dass sie auch dort war?
    Weiter vorne entstand jetzt ein heftiger Aufruhr, und ein längliches, in Stofffetzen gehülltes Ding, stieg hoch in die Luft und kam wieder herunter, woraufhin die Menge laut jubelte und johlte. Trev war schon oft mitten im Spielgeschehen gewesen. Es war keine große Sache. Er hatte den Ball schon Dutzende von Malen gesehen.
    Aber wie lange hatte Nutt jetzt schon einen Erbspüree-Stand wie ein Schneepflug vor sich hergeschoben? Meine Güte, dachte Trev, ich hab einen Spieler gefunden! Wie macht er das bloß? Dabei sieht er meistens halb verhungert aus!
    Da er sonst keine Möglichkeit sah, sich durch die von allen Seiten drückende Menge fortzubewegen, schlüpfte Trev zwischen Nutts Beinen hindurch und schaute einen Augenblick in eine Allee aus Mantelsäumen, Stiefeln und, direkt vor ihm, einem Paar Beine, die beträchtlich attraktiver als die von Nutt waren. Ein paar Zentimeter vor den milchig blauen Augen von Juliet tauchte er wieder auf. Sie sah überhaupt nicht erstaunt aus; Erstaunen ist etwas, das sehr schnell und unverhofft passiert, und bis Juliet so etwas wie Erstaunen registrierte, war sie meistens schon nicht mehr erstaunt. Glenda hingegen gehörte zu den Leuten, die das Erstaunen sofort auf den Hackklotz der Entrüstung klatschen und solange darauf eindreschen, bis es sich in Wut verwandelt hat. Als sich ihre Blicke trafen und die Turteltäubchen sich für ihren großen Auftritt räusperten, schob sie sich zwischen sie und blaffte: »Was in drei Teufels Namen hast du da unten getrieben, Trevor Likely?«
    Von Turteln konnte keine Rede mehr sein.
    »Was macht ihr denn hier ganz vorne?«, fragte Trev. Das war nicht besonders schlagfertig, aber mehr brachte er jetzt, mit klopfendem Herzen, nicht zustande.
    »Wir sind geschoben worden«, knurrte Glenda. »Ihr habt uns immer weitergeschoben!«
    »Ich? Niemals!«, sagte Trev entrüstet. »Das war …« Er zögerte kurz. Nutt? Man musste sich den Kerl bloß ansehen, so mager und nervös, als hätte er sein Lebtag noch keine vernünftige Mahlzeit erhalten. Nicht mal ich würde mir das glauben, und ich bin ich. »Das waren die hinter uns«, sagte er lahm.
    »Das waren bestimmt Trolle mit ganz großen Stiefeln«, sagte Glenda mit ätzender Stimme. »Wir wären jetzt mitten im Spiel, wenn unser Herr Nutt hier euch nicht ein bisschen gebremst hätte!«
    Diese Ungerechtigkeit verschlug Trev die Sprache, aber er beschloss, es dabei zu belassen, anstatt sich mit Glenda zu streiten. Nutt konnte in ihren Augen nichts falsch machen und Trev nichts richtig, dagegen kam er nicht an, aber er fand schon, dass es zumindest zu »konnte nichts völlig falsch machen« abgeschwächt werden sollte.
    Aber da stand Juliet und lächelte ihn an. Als Glenda wegschaute, um sich mit Nutt zu unterhalten, schob sie ihm etwas in die Hand und drehte ihm gleich den Rücken zu, als wäre überhaupt nichts geschehen.
    Trev öffnete die Hand mit pochendem Herzen und fand einen kleinen Emaille-Anstecker in Schwarz und Weiß, den Farben des verhassten Feindes. Er war immer noch warm von IHRER Hand. Eilig schloss er die Faust wieder und schaute sich um, ob irgendjemand Zeuge seines Verrats an allem, was gut und wahr ist, mit anderen Worten: am guten Namen von Düstergut, geworden war. Nur mal angenommen, er wurde von einem Troll umgehauen und einer seiner Kumpels fand das bei ihm! Nur mal angenommen, Andy fand das bei ihm!
    Aber es war ein Geschenk von IHR! Er steckte es in die Tasche und schob es bis ganz tief nach unten. Diese Angelegenheit würde ziemlich kompliziert werden, und Trev war kein Mann, der sein Leben gerne verkomplizierte.
    Der Eigentümer des Püree-Stands, der so geschäftstüchtig gewesen war, unterwegs etliche

Weitere Kostenlose Bücher