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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Portionen an Laufkundschaft zu verkaufen, kam auf Trev zugeschlendert und bot ihm eine Tüte mit heißem Erbspüree an.
    »Einen ganz schön rauen Burschen hast du da«, sagte er. »Ist das ein Troll oder so was?«
    »Kein Troll. Ein Goblin«, antwortete Trev und hörte, dass das Gedränge wieder in ihre Richtung strömte.
    »Ich dachte, das sind widerliche kleine Drecksäcke …«
    »Der hier nicht«, sagte Trev und wünschte, der Mann würde sich wieder verziehen.
    Plötzlich wurde es still. Es war so eine lokal begrenzte plötzliche Stille, die auftritt, wenn viele Leute gleichzeitig den Atem anhalten. Trev schaute nach oben und sah den Ball zum zweiten Mal bei diesem Spiel.
    Irgendwo da drin war ein Kern aus Eschenholz, darüber eine Lederhaut und schließlich mehrere Dutzend Stoffschichten, damit er sich besser packen ließ, und jetzt senkte sich das Gebilde gerade mit punktgenauer Unvermeidlichkeit auf den schönen, verträumten Kopf von Juliet. Ohne einen Moment darüber nachzudenken, warf sich Trev auf sie und zog sie unter einen Karren, während der Ball genau dort auf die Pflastersteine aufschlug, wo SIE soeben noch die Welt mit IHRER Anwesenheit geziert hatte.
    Als der Ball auf den Boden knallte, schossen Trev mehrere Dinge durch den Kopf. SIE lag in seinen Armen, selbst wenn SIE sich darüber beschwerte, dass ihre Jacke ganz schmutzig geworden war. Höchstwahrscheinlich hatte er IHR das Leben gerettet, was, unter romantischen Gesichtspunkten, ordentlich Pluspunkte einbrachte, und – ach ja: Wenn irgendjemand von den ganz harten Jungs, ob nun Dösel oder Schwestern, herauskriegte, was er getan hatte, dann dürfte das nächste, was ihm durch den Kopf ging, ein Stiefel sein.
    Sie kicherte.
    »Schsch!«, stieß er hervor. »Das ist keine gute Idee, wenn du nicht wissen willst, wie du aussiehst, wenn man dir deine schönen Haare abrasiert!«
    Trev linste unter dem Stand hervor und stellte fest, dass er keine Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Das lag daran, dass Nutt den Ball gefangen hatte und ihn mit einem Ausdruck des Misstrauens in seinem (freundlich ausgedrückt) Gesicht, zumindest in dem bisschen, was davon zu sehen war, wieder und wieder in der Hand drehte.
    »Mehr ist da nicht dran?«, fragte er die völlig verdutzte Glenda. »Was für ein unangemessenes Ende einer so erfreulichen gesellschaftlichen Zusammenkunft unter Reichung interessanter Kanapees! Wo soll dieses elende Ding denn nun eigentlich hin?«
    Glenda zeigte, wie hypnotisiert von dem Anblick, der sich ihr bot, mit zitterndem Finger grob die Richtung an: dort die Straße runter.
    »Die große Stange da ganz hinten?«, hauchte sie. »Weiß angemalt … na ja, weiter unten mit lauter roten Flecken bespritzt …«
    »Ah ja, die sehe ich. Also, in diesem Falle will ich … Hören Sie, können Sie mal kurz aufhören zu schieben?«, sagte Nutt zu der Menge, die sämtliche Hälse reckte, um etwas zu sehen.
    »Aber den kriegst du unmöglich bis dorthin!«, schrie Glenda. »Leg ihn einfach auf den Boden und geh weg da!«
    Trev vernahm ein Grunzen von Nutt und tiefes Schweigen vom Rest der Welt. O nein, dachte er. Das bitte nicht! Das müssen mehr als, sagen wir mal, hundertfünfzig Meter bis zu dem Tor sein, und diese Dinger fliegen wie ein rostiger Eimer. Er kann unmöglich bis …
    Ein entferntes Tock zerriss die atemlose Stille, die sofort von selbst wieder zusammenwuchs.
    Trev linste über eine Schulter und sah, wie der zwanzig Meter hohe Zielpfosten seinen Kampf gegen Termiten, Fäule, Witterung, Schwerkraft und Nutt aufgab und in einer Staubwolke in sich zusammenbrach. Trev war so verdutzt, dass er kaum mehr wahrnahm, dass Juliet direkt neben ihm aufstand. 10
    »Ist das so was wie ein Zeichen oder so?«, fragte Juliet, die an derlei Dinge glaubte.
    Trev hielt es in dem Moment für das einzig Wahre, mit dem Finger auf die andere Seite der Straße zu zeigen und laut zu rufen: »Dort ist er lang!«, sodann Juliet zu sich hochzuziehen und Nutt in den Bauch zu boxen. »Los, auf geht’s!«, fügte er hinzu. Um Glenda konnte er sich nicht auch noch kümmern, aber das spielte keine Rolle; solange er Juliets Hand hielt, würde Glenda ihm folgen wie ein kreisender Aasgeier. Die Leute versuchten, auf das nicht mehr sichtbare Tor zuzulaufen; andere strebten dorthin, wo sie den Präzisionsschützen vermuteten. Trev zeigte in irgendeine beliebige Richtung und schrie: »Dort ist er lang! Ein großer Mann mit ’nem schwarzen Hut!« Verwirrung half immer, solange

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