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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erwischten. Das wiederum hieß, dass sie tatsächlich in ihrem eigenen Bett schlafen konnte.
    Etwas später schaute sie sich in dem winzigen Schlafzimmer bei Kerzenlicht um und begegnete, was ziemlich schwierig war, dem Blick von Herrn Wöbbel, dem dreiäugigen transzendentalen Teddybär. Zu diesem Zeitpunkt hätte sie es begrüßt, die eine oder andere kosmische Erklärung zu bekommen, aber das Universum versorgte einen nie mit irgendwelchen Erklärungen, sondern immer nur mit noch mehr Fragen.
    Obwohl ihr nur ein dreiäugiger Teddybär zuschaute, langte sie verstohlen nach unten und zog das neueste Werk von Iradne Comb-Buttworthy aus dem nur nachlässig getarnten Geheimversteck unter dem Bett hervor. Nachdem sie zehn Minuten gelesen und schon ein gutes Stück des Buches absolviert hatte (Comb-Buttworthys Schmöker waren noch schlanker als ihre Heldinnen), hatte sie ein Dejá-vu. Genauer gesagt, hatte sie ein Dejá-vu im Quadrat, denn sie hatte das seltsame Gefühl, ihr Dejá-vu schon einmal gehabt zu haben.
    »Letztendlich sind sie alle gleich, oder?«, sagte sie zu dem dreiäugigen Teddybär. »Man weiß gleich, dass es entweder Mary, das Küchenmädchen, oder jemand in der Preisklasse sein wird, und es sind immer zwei Männer im Spiel, und am Schluss kriegt sie den netten, aber vorher gibt es etliche Missverständnisse, und sie machen nie mehr, als sich zu küssen, und es ist absolut garantiert, dass so was wie ein aufregender Bürgerkrieg oder eine Troll-Invasion oder auch nur eine Szene, in der etwas gekocht wird, auf gar keinen Fall vorkommt. Mehr als ein stürmisches Gewitter darf man nicht erwarten.« Es hatte wirklich überhaupt nichts mit dem wahren Leben zu tun, in dem zwar auch recht selten Bürgerkriege oder Troll-Invasionen stattfanden, das aber wenigstens den Anstand besaß, dass darin oft und ausführlich gekocht wurde.
    Das Buch entglitt ihren Fingern und dreißig Sekunden später war sie fest eingeschlafen.
     
    Erstaunlicherweise brauchte sie keiner ihrer Nachbarn während der Nacht, sodass sie zu einer fast ungewohnten Stunde aufstand, sich anzog und frühstückte. Als sie die Haustür aufmachte, um der Witwe Dringlich das Frühstück zu bringen, stand Juliet direkt davor.
    Das Mädchen machte einen Schritt zurück. »Gehst du aus, Glendy? Es ist doch noch so früh!«
    »Du bist doch auch schon aufgestanden«, erwiderte Glenda. »Und die Zeitung hast du auch schon, wie ich mit Freude sehe.«
    »Ist das nicht aufregend?«, fragte Juliet und stieß ihr die Zeitung gegen die Brust.
    Glenda warf einen Blick auf das Bild auf der ersten Seite, schaute noch einmal genauer hin, packte Juliet am Handgelenk und zog sie nach drinnen.
    »Man kann ihre Schniedel sehen«, stellte Juliet mit einer Stimme fest, die für Glendas Geschmack viel zu sachlich war.
    »Du dürftest überhaupt nicht wissen, wie die aussehen!«, sagte sie und knallte die Zeitung auf den Küchentisch.
    »Was? Ich hab drei Brüder zu Hause! Die baden alle in der Wanne vor dem Kamin, das weißt du doch. Ist ja wohl nix Besonderes. Außerdem is das alles Kultur, oder nich? Weißt du noch, wie du mich mal dorthin mitgenommen hast, wo lauter Nackige waren? Da bist du stundenlang dringeblieben.«
    »Das war das Königliche Kunstmuseum«, erwiderte Glenda und dankte ihren Sternen, dass sie sich hinter verschlossenen Türen befanden. »Das ist was völlig anderes!«
    Sie versuchte die Geschichte zu lesen, was nicht ganz leicht war, mit diesem erstaunlichen Bild daneben, zu dem das Auge wieder und immer wieder zurückkehren wollte.
    Glenda mochte ihre Arbeit. Karriere konnte sie dabei nicht machen; Karrieren waren für Leute, die einfach an keiner Arbeit festhalten konnten. Sie machte das, was sie machte, sehr gut, deshalb machte sie es die ganze Zeit und immer wieder, ohne sich viel um die restliche Welt zu kümmern. Jetzt wurden ihr jedoch die Augen geöffnet. Genauer gesagt war die Zeit zum Blinzeln gekommen.
    Unter der Überschrift: »Neues Licht auf ein uraltes Spiel« war das Bild einer Vase oder, vornehmer ausgedrückt, einer Urne in Orange und Schwarz zu sehen. Darauf waren mehrere große, schlanke Männer abgebildet – ihre Männlichkeit stand jenseits allen Zweifels, aber möglicherweise auch jenseits aller Glaubwürdigkeit. Allem Anschein nach balgten sie sich um einen Ball; einer von ihnen lag auf dem Boden und sah aus, als hätte er Schmerzen. Die Übersetzung des Titels der Urne stand in der Bildunterschrift: HARTER ZWEIKAMPF.
    Dem

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