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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verschnörkelt, und das war ein untrügliches Zeichen für hohe Dichtkunst. Da kam das Mädchen aus Quirm nicht mit. »Das ist großartig, Nutt. Das ist wirklich hervorragendes Zeugs. Das ist Poesie. Aber was bedeutet das alles?«
    Nutt räusperte sich. »Das Bestreben derartiger Dichtkunst besteht darin, eine Stimmung zu schaffen, die den Empfänger der jeweiligen Zeilen, in unserem Falle die junge Dame, der Sie das Gedicht schicken werden, dem Autor der Dichtung gewogen macht, und das wären in unserem Falle Sie. Ihrer Ladyschaft zufolge ist alles andere einfach nur Großspurigkeit und Angeberei. Ich habe Ihnen einen Stift und einen Umschlag mitgebracht; wenn Sie das Gedicht freundlicherweise signieren würden, dann sorge ich dafür, dass es zu Fräulein Juliet gelangt.«
    »Jede Wette, dass ihr sonst noch niemand ein Gedicht geschrieben hat«, sagte Trev, dabei ganz lässig die Tatsache überspielend, dass auch er es nicht getan hatte. »Ich wäre gern dabei, wenn sie es liest.«
    »Das wäre nicht ratsam«, erwiderte Nutt rasch. »Nach allgemeiner Übereinkunft sollte die betreffende Dame es in Abwesenheit des hoffnungsfrohen Galans lesen, das wären wiederum Sie, und sich ein positives geistiges Bild von ihm malen. Dabei könnte Ihre körperliche Anwesenheit im Weg stehen, insbesondere jetzt, da Sie, wie ich sehe, Ihr Hemd seit gestern noch nicht gewechselt haben. Abgesehen davon, so wurde mir gesagt, besteht die Möglichkeit, dass ihr sämtliche Kleider vom Leib fallen.«
    Trev, der noch mit dem Begriff »Galan« zu kämpfen hatte, stürzte sich eilig auf diese neue Information. »Äh … sag das noch mal.«
    »Alle ihre Kleider könnten von ihr fallen. Tut mir leid, aber das scheint ein Nebeneffekt dieser ganzen Poesie zu sein. Allgemeiner gesagt, überbringt sie die Botschaft, um die Sie mich gebeten haben, und zwar: ›Ich find dich echt scharf. Wie wär’s mit ’ner Verabredung? Kein Techtelgemechtel, versprochen‹. Da es sich jedoch um ein Liebesgedicht handelt, habe ich mir die Freiheit erlaubt, hier und da anzudeuten, dass, falls trotzdem ein Techtel oder gar ein Gemechtel erwünscht sein sollte, die junge Dame sich diesbezüglich in Ihrer Gesellschaft nicht beklagen müsse.«
     
    Erzkanzler Ridcully rieb sich die Hände. »Meine Herren, ich hoffe, dass Sie heute Morgen alle in die Zeitung gesehen haben und vielleicht sogar ein bisschen darin gelesen?«
    »Meiner Meinung nach hätte es nicht gleich als Aufmacher kommen müssen«, sagte der Dozent für neue Runen. »Das hat mir das ganze Frühstück vergällt. Im übertragenen Sinne, natürlich.«
    »Allem Anschein nach lag die Urne seit mindestens dreihundert Jahren im Museumskeller, aber aus irgendeinem Grund hat sie sich jetzt bemerkbar gemacht«, sagte Ridcully. »Selbstverständlich haben die dort unten noch tonnenweise alten Kram herumliegen, den sich noch niemand richtig angeschaut hat; außerdem hat die Stadt damals eine eher prüde Zeit durchgemacht, zu der niemand mit derlei Sachen etwas zu tun haben wollte.«
    »Womit? Dass Männer Schniedel haben?«, fragte Dr. Hix. »Solche Neuigkeiten kommen früher oder später doch ans Tageslicht.«
    Er schaute sich im Kreise der missvergnügten Gesichter um und fügte hinzu: »Totenkopfring! Schon vergessen? Laut Universitätsstatuten ist der Leiter des Instituts für Postmortale Kommunikation dazu ermächtigt, nein, er ist dazu verpflichtet, geschmacklose, kontroverse und gemäßigt boshafte Bemerkungen zu machen. Tut mir leid, aber das sind Ihre Regeln.«
    »Vielen Dank, Doktor Hix. Ihre unerwünschten Bemerkungen werden wohlwollend zur Kenntnis genommen und durchaus geschätzt.«
    »Mir kommt es sehr verdächtig vor«, bemerkte der Oberste Hirte, »dass diese vermaledeite Urne ausgerechnet jetzt aufgetaucht ist, und ich hoffe sehr, dass ich da nicht der Einzige bin.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Hix. »Wenn ich nicht wüsste, dass der Erzkanzler seine Arbeit darauf zugeschnitten hat, Vetinari dazu zu überreden, uns spielen zu lassen, würde ich fast vermuten, dass es sich hier um so etwas wie einen Plan handelt.«
    »Ja-aaa«, sagte Ridcully nachdenklich. »Die alten Regeln kommen mir viel interessanter vor«, sagte Ponder. »Ja-aaa.«
    »Haben Sie den Absatz gelesen, in dem steht, dass die Spieler ihre Hände nicht benutzen dürfen, Erzkanzler? Und der Hohepriester begibt sich auf das Spielfeld, um dafür zu sorgen, dass die Regeln eingehalten werden?«
    »Kann mir nicht vorstellen,

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