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Der Coach

Titel: Der Coach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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richtig, einfach wegzulaufen.«
    »Trink noch was, Mal«, sagte Paul.
    Silo reichte rasch noch eine Flasche nach unten, und Mal griff zu. Nach kurzem Schweigen sagte er: »Hast du Kinder?«
    »Nein.«
    »Und das Knie?«
    »Ist hinüber.«
    »Tut mir Leid.« Ein langer Zug. »So was Hinterhältiges.
    Du warst ganz klar im Aus.«
    »Ich hätte in der Pocket bleiben sollen«, sagte Neely. Er rutschte auf der Bank herum, hätte am liebsten das Thema gewechselt. Wie lange würde man in Messina wohl noch über das hinterhältige Foul reden, das seine Karriere beendet hatte?
    Nach einem weiteren langen Zug sagte Mal leise: »Mann, du warst wirklich der Beste.«
    »Reden wir von was anderem«, sagte Neely. Er war nun seit fast drei Stunden hier und wollte plötzlich weg, obwohl er nicht genau wusste, wohin. Vor zwei Stunden war von einem Abendessen bei Mona Curry die Rede gewesen, aber das war offenbar im Sande verlaufen. »Gut, und worüber?«
    »Reden wir über Rake«, schlug Neely vor. »Was war sein schlechtestes Team?«
    Alle Flaschen wurden gleichzeitig an den Mund gesetzt, während die Gruppe nachdachte.
    Mal äußerte sich als Erster. »1976 hat er vier Spiele verloren. Miss Lila sagt, er hat sich dann den ganzen Winter in seinem Loch verkrochen. Ist nicht mehr zur Kirche gegangen, hat sich nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt. Dann hat er das Team auf ein knallhartes Trainingsprogramm gesetzt und sie den ganzen Sommer wie die Tiere rumgejagt, hat sie im August dreimal am Tag trainieren lassen. Beim ersten Kickoff 1977 war das Team wie ausgewechselt. Die hätten fast den Meistertitel geholt.«
    »Wie konnte Rake in einer Saison vier Spiele verlieren?«, fragte Neely.
    Mal lehnte sich zurück und stützte sich auf die nächste Sitzreihe. Er nahm einen weiteren Schluck. Er war mit Abstand der älteste anwesende Spartan, und da er in den letzten dreißig Jahren nicht ein Spiel versäumt hatte, gebührte ihm alle Aufmerksamkeit. »Na ja, zuerst mal hatte dieses Team absolut kein Talent. Im Sommer 1976 ist der Holzpreis wahnsinnig gestiegen, also haben alle Holzfäller aufgehört. Ihr wisst ja, wie die sind. Dann hat sich der Quarterback den Arm gebrochen, und es war kein Ersatzspieler da. Wir haben in dem Jahr gegen Harrisburg gespielt und nicht einen Pass geworfen. Das war hart, vor allem, weil die bei jedem Spielzug alle elf aufgestellt haben. Ein echtes Desaster.«
    »Wir haben gegen Harrisburg verloren?«, fragte Neely ungläubig.
    »Ja, das einzige Mal in den letzten einundvierzig Jahren. Und was glaubst du, was diese Idioten gemacht haben?
    Die liegen ziemlich zum Ende hin in Führung, mit hoher Punktzahl, so um die 36:0. Der schlimmste Tag, seit in Messina Football gespielt wird.
    Also denken die, jetzt haben sie bei ihrem jämmerlichen kleinen Wettstreit mit uns die Nase vorn, und wollen den Punktestand hochtreiben. Nur noch ein paar Minuten Spielzeit, da werfen sie beim Dritten Versuch und Short einen ReversePass. Noch ein Touchdown. Sie sind total aus dem Häuschen, weil sie’s den Messina Spartans endlich mal so richtig zeigen.
    Rake hat die Ruhe bewahrt, aber er hat Rache geschworen, ist losgezogen und hat sich Holzfäller gesucht. Als wir im nächsten Jahr hier gegen Harrisburg spielen, vor einer Menge Leute, alle ziemlich geladen, erzielen wir schon in der ersten Hälfte sieben Touchdowns.«
    »An das Spiel erinnere ich mich noch«, warf Paul ein. »Ich war in der ersten Klasse. 48:0.«
    »Siebenundvierzig«, korrigierte Mal stolz. »Wir haben im dritten Viertel viermal gepunktet, und Rake hat die ganze Zeit passen lassen. Auswechseln konnte er nicht, weil keine Reservebank da war, aber er hat dafür gesorgt, dass der Ball in der Luft bleibt.«
    »Und beim Endspiel?«, fragte Neely.
    »94:0. Immer noch Rekord in Messina. Das war das erste und einzige Mal, dass Eddie Rake den Punktestand hochgetrieben hat.«
    Die Gruppe auf der Nordseite brach in schallendes Gelächter aus. Jemand hatte eine Geschichte zu Ende erzählt, die sich vermutlich um Rake oder um ein lange zurückliegendes Spiel drehte. Silo war seit dem Eintreffen des Sheriffs sehr still geworden, und nun schien ihm der richtige Moment gekommen, um sich zu verabschieden.
    »Also, ich muss los. Rufst du mich an, Curry, wenn du was Neues von Rake hörst?«
    »Mach ich.«
    »Ich sehe euch morgen«, sagte Silo. Er stand auf, streckte sich und griff nach einer letzten Flasche. »Nimmst du mich mit?«, fragte Hubcap.
    »Ist jetzt die richtige Zeit,

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