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Der Coach

Titel: Der Coach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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engen Kleidchen, mit tiefem Ausschnitt und kurzem Rock. Die Haare blondiert, dick geschminkt und etwa zehn Kilo zu viel auf den Hüften. Sie hat mich nicht gesehen, also hab ich sie ein bisschen beobachtet. Sie sah viel älter aus als dreißig. Aber wirklich merkwürdig war ihr Verhalten. Wenn sie zu den Gästen an den Tisch kam, hat sie ihr Lächeln und diese Schmusestimme angeknipst, die eigentlich immer nur eines signalisiert: ›Gehen wir doch nach oben.‹ Leichtfertige Sprüche, Tätscheln hier, Anschmiegen da. Sie hat schamlos mit den ganzen Saufkumpanen geflirtet. Diese Frau will einfach nur geliebt werden.«
    »Ich hab mein Bestes getan.«
    »Sie ist wirklich ein trauriger Fall.«
    »Deshalb hab ich ja auch mit ihr Schluss gemacht. Glaubst du, sie kommt zur Beerdigung?«
    »Vielleicht. Wenn die Möglichkeit besteht, dich hier zu treffen, kommt sie ganz bestimmt. Andererseits sieht sie nicht mehr besonders gut aus, und für Screamer ist das Aussehen doch entscheidend.«
    »Leben ihre Eltern noch hier?«
    »Ja.«
    Ein pausbäckiger Mann mit einer John-Deere-Kappe auf dem Kopf trat so vorsichtig an ihren Tisch, als würde er etwas Ungehöriges tun. »Wollte nur Hallo sagen, Neely«, begann er. Er schien kurz davor, eine Verbeugung zu machen. »Ich bin Tim Nunley, aus der Ford-Werkstatt.« Er streckte Neely die Hand ganz nah hin, als fürchtete er, sie könnte ignoriert werden. Neely ergriff sie und lächelte. »Hab früher die Autos von Ihrem Dad repariert.«
    »Ja, ich erinnere mich an Sie«, schwindelte Neely. Die kleine Lüge zeigte große Wirkung. Mr. Nunley strahlte übers ganze Gesicht und drückte Neelys Hand fest.
    »Dachte ich mir«, sagte er und warf einen triumphierenden Blick zu seinem Tisch hinüber. »Schön, Sie mal wieder hier zu haben. Sie waren der Beste.«
    »Danke«, sagte Neely, zog die Hand zurück und griff nach seiner Gabel. Mr. Nunley entfernte sich langsam und schien sich immer noch verbeugen zu wollen. Dann nahm er seine Jacke und verließ das Café.
    Die Gespräche an den Tischen waren immer noch gedämpft, als hätte die Totenwache bereits begonnen. Paul schluckte einen Bissen hinunter und beugte sich dann vor.
    »Vor vier Jahren hatten wir ein richtig gutes Team. Hatten die ersten neun Spiele gewonnen. Ungeschlagen! Dann, an einem Freitagmorgen, einem Spieltag, saß ich genau hier, hab das Gleiche gegessen wie jetzt, und ich schwöre dir: Alle sprachen von der Großen Serie. Aber nicht von der alten, sondern von einer neuen. Die Leute hier haben sich schon auf eine neue Erfolgsserie eingestellt! Eine erfolgreiche Saison, ein Titel bei der Conference oder eine Staatsmeisterschaft – alles Kleinkram. Diese Stadt erwartet achtzig, neunzig, vielleicht sogar hundert Siege hintereinander.«
    Neely warf einen raschen Blick in die Runde und wandte sich dann wieder seinem Frühstück zu. »Ich hab das nie kapiert«, sagte er. »Das sind doch ganz normale Leute – Mechaniker, Lastwagenfahrer, Versicherungsvertreter, Bauarbeiter, der eine oder andere Anwalt und Banker. Solide Kleinstädter, nichts wirklich Weltbewegendes. Keiner hier ist wirklich was Besonderes. Und trotzdem haben sie das Recht auf einen Meistertitel pro Jahr, richtig?«
    »Richtig.«
    »Ich kapier’s nicht.«
    »Es geht um das Recht aufs Angeben. Womit sollen sie denn sonst angeben?«
    »Kein Wunder, dass sie Rake zu Füßen liegen. Er hat die Stadt bekannt gemacht.«
    »Gleich bekommst du eine Kostprobe«, sagte Paul. Ein Mann mit einer fleckigen Schürze trat an ihren Tisch, eine Mappe aus dickem Packpapier in der Hand. Er stellte sich als Maggie Renfrows Bruder und neuer Inhaber des Cafés vor, dann klappte er die Mappe auf. Darin befand sich ein gerahmtes Farbfoto im Format 20 x 30. Es zeigte Neely in seiner Zeit am Tech’s. »Maggie hat sich immer so gewünscht, dass Sie ihr das signieren«, erklärte der Mann.
    Es war ein gelungenes Bild von Neely in Aktion: In Position in der Spielfeldmitte, bereit für das Anspiel, sagte er gerade einen Spielzug an, taxierte die gegnerische Defense. Rechts unten im Bild war ein dunkelroter Helm zu sehen, und Neely erkannte, dass es sich um das Spiel gegen A&M handelte. Das Foto, das er noch nie gesehen hatte, war nur Minuten vor seinem Unfall entstanden.
    »Aber klar«, sagte er und nahm den schwarzen Filzstift, den ihm der Caféinhaber hinhielt.
    Er schrieb seinen Namen oben auf das Foto und tauschte einen langen Blick mit dem jungen, furchtlosen Quarterback, dem Star, der seine

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