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Der Coach

Titel: Der Coach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Haupttribüne, damit ihn die Fans aus der Nähe bewundern konnten.
    Rake verlieh ihm den Preis »Hässlichster Touchdown des Jahres«.
    In der zehnten Klasse hatte Nat sich als Safety versucht, aber er war nicht besonders schnell, und Hits konnte er nicht ausstehen. In der elften Klasse trat er als Receiver an, doch dann traf ihn Neely mit einem kurzen Pass in den Magen, und Nat bekam fünf Minuten lang keine Luft. Kaum einer von Rakes Spielern war mit so wenig Talent gesegnet. Und keinem von Rakes Spielern stand die Spielerausrüstung so schlecht.
    Im Schaufenster lagen Bücher, und ein Schild versprach Kaffee und kleine Gerichte. Die Tür knarzte, eine Klingel schepperte, und einen Moment lang fühlte sich Neely in seine Kindheit zurückversetzt. Dann roch er den Duft von Räucherstäbchen und war sicher, dass Nat der Eigentümer des Ladens war.
    Nat kam gerade mit einem Stapel Bücher unter dem Arm zwischen zwei gefährlich überlasteten Regalen hervor und sagte lächelnd: »Guten Morgen. Suchen Sie was Bestimmtes?« Dann blieb er wie angewurzelt stehen, die Bücher fielen zu Boden. »Neely Crenshaw!« Er machte einen Satz nach vorn, genauso ungeschickt, wie er früher zum Kick angesetzt hatte, und sie begrüßten sich mit einer unbeholfenen Umarmung, in deren Verlauf sich ein spitzer Ellbogen in Neelys Oberarm bohrte. »Es ist so toll, dich zu sehen!«, stieß Nat hervor, und für einen kurzen Moment wurden seine Augen feucht.
    »Ich freu mich auch, dich zu sehen, Nat«, erwiderte Neely etwas verlegen. Glücklicherweise war nur ein weiterer Kunde im Laden.
    »Du schaust auf meine Ohrringe, was?«, fragte Nat und trat einen Schritt zurück.
    »Nun … ja, das ist eine ganz schöne Sammlung.« Jedes Ohr zierten mindestens fünf silberne Ohrringe.
    »Der erste Mann mit Ohrringen in Messina, wie findest du das? Und der erste mit Pferdeschwanz. Außerdem der erste bekennend schwule Ladeninhaber im Zentrum. Na, bist du nicht stolz auf mich?« Nat bewegte das lange schwarze Haar, um seinen Pferdeschwanz zu präsentieren.
    »Klar, Nat. Gut siehst du aus.«
    Nat betrachtete ihn eingehend von Kopf bis Fuß. Seine Augen blitzten, als würde er schon seit Stunden einen Espresso nach dem anderen trinken. »Was macht dein Knie?«, fragte er und sah sich dabei um, als wäre der Unfall ein Geheimnis.
    »Zu nichts mehr zu gebrauchen, Nat.«
    »Der Ball war längst tot, als das Arschloch ankam. Ich hab’s gesehen.« Nat sprach mit einer Autorität, als hätte er am fraglichen Tag im Tech’s College an der Seitenlinie gestanden.
    »Ist lange her, Nat. Das war in einem anderen Leben.«
    »Möchtest du einen Kaffee? Ich hab einen aus Guatemala da, der gibt dir einen unglaublichen Kick.«
    Sie schlängelten sich zwischen den Regalen hindurch in den hinteren Teil des Ladens, wo sich ein improvisiertes Café befand. Nat verschwand fast im Laufschritt hinter der ebenfalls überfüllten Theke und begann, mit verschiedenen Utensilien zu hantieren. Neely setzte sich auf einen Barhocker und sah zu. Zu anmutigen Bewegungen schien Nat einfach nicht fähig zu sein.
    »Es heißt, er hat keine vierundzwanzig Stunden mehr«, sagte Nat, während er einen kleinen Topf ausspülte.
    »Das einzig Verlässliche hier sind Gerüchte, vor allem, wenn es um Rake geht.«
    »Nein, das hab ich von jemandem aus dem Haus.« In Messina bestand der Reiz nicht darin, das neueste Gerücht zu kennen, sondern die beste Quelle zu haben.
    »Zigarre? Ich hab geschmuggelte aus Kuba. Auch ein Riesenkick.«
    »Nein, danke, ich rauche nicht.«
    Nat füllte eine große italienische Espressomaschine mit Wasser. »Was arbeitest du denn?«, fragte er über die Schulter.
    »Immobilien.«
    »Wie originell.«
    »Es bringt Geld ins Haus. Toller Laden, Nat. Curry hat erzählt, es läuft gut für dich.«
    »Ich versuche, diesen Barbaren hier ein bisschen Kultur beizubringen. Paul hat mir einen Kredit über dreißigtausend Dollar gegeben, um den Laden aufzubauen, stell dir das mal vor. Ich hatte nichts weiter als eine Idee und achthundert Dollar und natürlich meine Mutter, die bereit war, den Schuldschein zu unterschreiben.«
    »Wie geht’s ihr denn?«
    »Fantastisch. Sie wird einfach nicht älter. Unterrichtet immer noch die dritte Klasse.«
    Während die Kaffeemaschine arbeitete, lehnte sich Nat an die kleine Spüle und zwirbelte seinen buschigen Schnurrbart. »Rake wird sterben, Neely. Kannst du dir das vorstellen? Messina ohne Eddie Rake. Vor vierundvierzig Jahren hat er als

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