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Der Coach

Titel: Der Coach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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richtig geladen. Sie widmeten das Spiel Scotty und gewannen mit vier Touchdowns. Es war ein fantastischer Abend. Traurig zwar, wegen Scotty, und weil die Rake-Ära vorbei war, aber Gewinnen ist eben alles.«
    »Diese Bank ist mir zu hart«, sagte Neely und stand auf. »Gehen wir noch ein Stück.«
    »Rake hatte sich in der Zwischenzeit einen Anwalt genommen. Es gab einen Prozess, und alles wurde noch viel hässlicher, aber Reardon hat die Oberhand behalten. Und obwohl die Stadt unwiderruflich gespalten war, haben sich doch alle jeden Freitagabend zum Spiel versammelt. Das Team hat mehr Mumm gezeigt, als ich es je erlebt habe. Jahre später hat mir einer der Jungs erzählt, dass es eine unglaubliche Erleichterung gewesen ist, Football zu spielen, weil es Spaß macht, und nicht, weil man Angst hat.«
    »Muss toll sein.«
    »Wir haben’s nie erlebt.«
    »Nein, haben wir nicht.«
    »Die ersten acht Spiele haben sie gewonnen. Sie waren stolz und draufgängerisch. Die Leute haben vom Meistertitel geredet, von einer neuen Großen Serie. Es war auch die Rede davon, den Griffins einen Haufen Geld zu geben, um ein neues Topteam zu gründen. Der ganze übliche Mist eben.«
    »Und dann haben sie verloren?«
    »Na klar. Das ist so beim Football. Ein paar Jungs halten sich für die Größten, und dann kriegen sie eins aufs Dach.«
    »Und von wem?«
    »Hermantown.«
    »Nein, nicht Hermantown! Die spielen doch sonst nur Basketball.«
    »O doch, und zwar hier, vor zehntausend Leuten. Ich hab noch nie ein so schlechtes Spiel gesehen. Kein Stolz, kein Mumm, als wären sie nur auf Negativschlagzeilen aus. Und dann ging’s los: Keine Serie, kein Meistertitel, die Griffins müssen weg, Eddie Rake muss zurückkommen. Solange wir gewonnen haben, war alles ganz in Ordnung, aber diese eine Niederlage hat die Stadt auf Jahre entzweit. Und weil wir in der Woche drauf nochmal verloren haben, konnten wir uns nicht für die Playoffs qualifizieren. Die Griffins haben sofort das Handtuch geworfen.«
    »Klug von ihnen.«
    »Wir ehemaligen Spieler saßen zwischen allen Stühlen. Alle wollten wissen, auf wessen Seite wir sind. Und da gab’s keine Ausflüchte, mein Lieber, man hatte klipp und klar zu sagen, ob man für oder gegen Rake war.«
    »Und wie sah’s bei dir aus?«
    »Ich blieb zwischen allen Stühlen und wurde von beiden Seiten angegriffen. Es hat sich zu einer Art Klassenkampf ausgeweitet. Es gab ja immer schon eine kleine Gruppe von Leuten, die dagegen war, mehr Geld in das FootballTeam zu investieren als in Mathematik und andere Naturwissenschaften. Unser Team wird von einem Busunternehmen kutschiert, jedes andere HighschoolTeam kommt mit den Autos der Eltern zum Spiel. Die Mädchen bekommen jahrelang kein Softball-Feld, und wir haben nicht nur einen Trainingsplatz, sondern gleich zwei. Die Arbeitsgruppe Latein hat sich für eine Reise nach New York qualifiziert, kann sich aber die Fahrt nicht leisten; im selben Jahr fährt das Football-Team mit dem Zug zum Super Bowl nach New Orleans. Die Liste ist endlos. Nachdem Rake gefeuert war, wurden die Beschwerden noch lauter. Die Leute, die den Sport weniger im Mittelpunkt haben wollten, sahen ihre Chance. Aber die Football-Fans haben Widerstand geleistet: Sie wollten Rake zurück und eine neue Erfolgsserie. Und als Exspieler, der auch noch auf dem College war und irgendwie als intellektuell galt, stand man zwischen den Fronten.«
    »Wie ging’s weiter?«
    »Es schwelte und gärte über Monate hinweg. John Reardon blieb hart. Er trieb irgendeinen armen Teufel aus Oklahoma auf, der gern Coach werden wollte, und stellte ihn als Eddie Rakes Nachfolger ein. Dummerweise musste Reardon 1993 zur Wiederwahl antreten, und dadurch wuchs sich die ganze Sache zu einem gewaltigen politischen Streit aus. Das Gerücht hielt sich hartnäckig, dass Rake höchstpersönlich gegen Reardon antreten würde. Wenn er gewählt worden wäre, hätte er sich selbst wieder zum Trainer ernannt und allen gesagt, sie sollten sich zum Teufel scheren. Es gab noch ein Gerücht, nämlich dass Scottys Vater bereit wäre, eine Million Dollar zu zahlen, damit John Reardon wiedergewählt würde. Und so ging’s weiter. Der Wahlkampf war schon eine Schlammschlacht, ehe er richtig angefangen hatte. Es war so schlimm, dass Rakes Befürworter fast keinen Kandidaten gefunden hätten.«
    »Wer ist denn dann angetreten?«
    »Dudley Bumpus.«
    »Vielversprechender Name.«
    »Der Name ist noch das Beste an ihm. Er ist ein Immobilienhai hier

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