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Der Coach

Titel: Der Coach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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voller Blumen.
    Ob wohl auch ehemalige Spieler dort waren? Kaum, dachte Neely.
    Ein Auto fuhr auf den Parkplatz und hielt dicht neben Neelys Wagen. Der Spartan, der ausstieg, trug Anzug und Krawatte, und obwohl er die Tartanbahn recht unbefangen entlangging, achtete auch er darauf, das Spielfeld nicht zu betreten. Dann sah er Neely und stieg die Tribüne hinauf.
    »Seit wann bist du hier?«, fragte er, als sie sich mit einem Handschlag begrüßten.
    »Noch nicht lange«, erwiderte Neely. »Ist er tot?«
    »Nein, noch nicht.«
    Paul Curry hatte siebenundvierzig der dreiundsechzig Touchdown-Pässe gefangen, die Neely im Verlauf ihrer drei gemeinsamen Jahre geworfen hatte. Crenshaw zu Curry, immer und immer wieder, sie waren praktisch nicht aufzuhalten. Sie teilten sich die Rolle des Mannschaftskapitäns. Doch trotz ihrer Freundschaft hatten sie sich im Lauf der Jahre entfremdet. Jetzt telefonierten sie drei- oder viermal im Jahr miteinander. Pauls Großvater war der Gründer der ersten Bank von Messina, und damit war Pauls Zukunft schon bei seiner Geburt besiegelt gewesen. Er hatte ein Mädchen aus dem Ort geheiratet, das ebenfalls aus einer angesehenen Familie stammte. Neely war Trauzeuge und bei der Hochzeit zum letzten Mal in Messina gewesen.
    »Wie geht’s der Familie?«, fragte er.
    »Gut. Mona ist schwanger.«
    »Wie könnte es auch anders sein? Habt ihr jetzt fünf oder sechs Kinder?«
    »Nur vier.«
    Neely schüttelte den Kopf. Sie saßen mit einigem Abstand nebeneinander, den Blick in die Ferne gerichtet, und unterhielten sich, während jeder seinen Gedanken nachhing. Vom Mannschaftsgebäude her hörte man Autos und Lieferwagen abfahren.
    »Wie ist das Team so?«, fragte Neely.
    »Gar nicht schlecht, vier Siege, zwei Niederlagen. Der Coach ist ein junger Typ aus Missouri. Ich finde ihn ganz sympathisch. Kein allzu großes Talent.«
    »Aus Missouri?«
    »Tja, im Umkreis von fünfzehnhundert Kilometern hat sich keiner gefunden, der bereit war, den Job zu übernehmen.«
    Neely sah Paul an und sagte: »Du hast zugenommen.«
    »Ich bin zwar Banker und Rotarier, aber ich bin immer noch schneller als du.« Paul unterbrach sich rasch, schien die unbedachte Bemerkung zu bedauern. Neelys linkes Knie war doppelt so dick wie das rechte.
    »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Neely lächelnd. Er nahm es ihm nicht übel.
    Sie schauten zu, wie sich die letzten Autos und Lieferwagen entfernten. Einige ließen die Reifen quietschen oder versuchten es wenigstens. Das gehörte zu den kleinen Ritualen der Spartans.
    Danach war es wieder still. »Kommst du manchmal hierher, wenn keiner da ist?«, fragte Neely.
    »Früher, ja.«
    »Bist du dann um das Feld herumgegangen und hast daran gedacht, wie es damals war?«
    »Klar, aber irgendwann hab ich damit aufgehört. Geht uns allen so.«
    »Ich war nicht mehr hier, seit mein Trikot aufgehängt wurde.«
    »Du hast eben noch nicht damit aufgehört. Du lebst noch in der Vergangenheit, träumst immer noch davon, bist immer noch der All-American-Quarterback.«
    »Ich wünschte, ich hätte nie einen Football in die Hand genommen.«
    »In dieser Stadt blieb dir nichts anderes übrig. Rake hat uns von der sechsten Klasse an in die Ausrüstung gesteckt. Vier Teams, weißt du noch? Rot, Blau, Gold und Schwarz. Grün gab es nicht, weil natürlich alle unbedingt Grün tragen wollten. Dienstagabends haben wir gespielt und hatten mehr Fans als jede andere Highschool. Wir haben die Spielzüge gelernt, die Rake am Freitagabend angesagt hatte. Das gleiche System. Wir haben davon geträumt, Spartans zu sein und vor zehntausend Fans zu spielen. In der neunten Klasse hat Rake unser Training höchstpersönlich überwacht, und wir beherrschten alle seine vierzig Spielzüge. Wir konnten sie praktisch im Schlaf.«
    »Ich kann sie immer noch«, sagte Neely.
    »Ich auch. Weißt du noch, wie wir damals im Training zwei Stunden lang den gleichen Spielzug laufen mussten?«
    »O ja, weil du es immer wieder verpatzt hast.«
    »Und dann hat er uns die Tribünen hochrennen lassen, bis wir kotzen mussten.«
    »So war Rake eben«, murmelte Neely.
    »Du zählst die Jahre, bis du endlich ein richtiges Trikot bekommst, und dann bist du ein Held, ein Idol und spielst den großspurigen Angeber, weil du weißt, dass du hier sowieso nichts falsch machen kannst. Du gewinnst und gewinnst und bist der König deiner eigenen kleinen Welt, und dann macht es Puff!, und alles ist vorbei. Du spielst dein letztes Spiel, alle heulen.

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