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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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darf man nie Blickkontakt herstellen, hatte Max ihm einmal gesagt.
    Das Mädchen reichte ihm etwas, das wie ein durchweichter Käse in einem pappigen Brötchen aussah, zusätzlich gefüllt mit gedünstetem Gemüse. Es schmeckte wie eine verschwitzte Socke voller Gartenabfälle, aber Sayid hatte Kohldampf und gierte bereits nach dem Becher heißer Schokolade, den sie in der anderen Hand hatte.
    Draußen hörte er den Hai reden. Er erklärte den anderen, welche Strecke sie von hier aus fahren würden. Teile von Ortsnamen, darunter auch die Stadt Genf – den Rest bekam Sayid nicht mit, weil das Kauen zu viel Lärm in seinen Ohren machte. Er schlang das Essen runter aus Angst, Peaches, die ihn kalt ansah, könnte es ihm wieder wegnehmen. Sie hatte sich hingehockt und beobachtete ihn. Langsam und gründlich ließ sie ihrenBlick durch das Innere des Wagens wandern, offenbar auf der Suche nach etwas, das Sayid die Flucht ermöglichen könnte.
    Sayid passte auf, dass er sich mit dem Fuß nicht von Bobbys Surfbrett entfernte. Wagte er es, Peaches zu provozieren, indem er ihr Fragen stellte?
    Sei nett. Zeig dich dankbar. »Danke, Peaches. Das hab ich jetzt wirklich gebraucht.«
    Sie nickte und gab ihm die heiße Schokolade.
    Frag sie. Aber vorsichtig. »Ich kapiere nur nicht, warum du bei diesen Mistkerlen bist«, sagte er leise. »Ich meine, Bobby war so ein netter Typ.«
    Peaches riss ihm das heiße Getränk aus den gefesselten Händen, wobei ihn einige Spritzer verbrühten, und schüttete den Rest aus dem Auto hinaus auf die Erde. »Du bist nicht hier, um Fragen zu stellen, Sayid. Man kann nicht reden und trinken zugleich – du hast deine Wahl getroffen.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, was hier los ist!«, sagte er wütend und sehnte sich verzweifelt nach dem schönen warmen Getränk.
    »Das haben wir uns schon gedacht, aber lebendig bist du uns nützlicher, jedenfalls noch für eine Weile. Dein Freund lässt dich doch nicht im Stich, oder? Was meinst du?«
    Max! Sie wollten Sayid als Lockvogel benutzen! Aber wie? Wo genau Max jetzt war, konnten sie gar nicht wissen, es sei denn … Sayid hielt jäh inne. Was war der gemeinsame Nenner? Sophie. Und der hatte Peaches eine SMS geschickt. Peaches und Sophie machten gemeinsame Sache!
    Peaches lächelte, kletterte aus dem Bus und schlug die Tür zu. Im Innern war es dunkel wie in einem Grab, die Kälte legte sich um Sayid wie das tödliche Netz einer Spinne. Er musste dieLösung finden, die in diesen Zahlen verborgen lag. Und diese Information Max zukommen lassen – irgendwie.
    Denn wenn sie Max hatten, war Sayid für sie nicht mehr von Nutzen.
    Dann würden sie ihn töten.
     
    Fauvre wischte sich den Schweiß aus den Augen und suchte, vorwärts und rückwärts rollend, einige Geräte zusammen. Er stellte ein einfaches, altmodisches Mikroskop scharf. Nach heutigem Stand der Technik zwar völlig veraltet, konnte es bei einer so bescheidenen Unternehmung wie der ihren dennoch gute Dienste leisten.
    Fauvre streckte die Hand nach Zabalas Kristall aus. Max wurde urplötzlich von Zweifeln gepackt. Der sterbende Mönch hatte ihm den Stein anvertraut, er hatte sein Leben riskiert, um sein Geheimnis zu schützen, und jetzt händigte er ihn dem Vater des Mädchens aus, das ihn verraten hatte.
    Nach einem Augenblick des Zögerns ließ Max den Kristall in die ausgestreckte Hand fallen. Fauvre bewegte ihn zwischen seinen Fingerspitzen, als handle es sich um einen Diamanten von unschätzbarem Wert. Und das war er schließlich auch, falls sich sein Geheimnis ergründen ließ.
    Das Zögern des Jungen entging Fauvre nicht. »In Ordnung. Sehen wir uns mal an, weswegen mein Freund umgebracht worden ist.«
    Die Luft im Zimmer war heiß und stickig, eine leichte Brise, die hereinwehte, half zwar ein wenig, sie zu kühlen, aber der beißende Geruch des verbrannten Strohs kratzte ihnen immer noch im Hals. Fauvre wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und senkte das Gesicht über die Linse des Mikroskops. In dem abgedunkelten Zimmer glomm nur das Licht eines Leuchtkastens.Max bekam fast keine Luft vor innerer Anspannung. Wenn Fauvre entschlüsselte, was auf dem Kristall stand, war das so, als würde die Tür zu einem geheimen Grab geöffnet werden.
    Fauvre konzentrierte sich, sein rasselnder Atem war das einzige Geräusch im Raum. Sein Kopf fuhr zurück, seine Augen fixierten Max – äußerste Beunruhigung blitzte darin auf. Eine Ewigkeit später, so kam es Max vor, schob er sich von dem

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