Der Code des Luzifer
Quadrats standen ihm plötzlich vor Augen: Vielleicht verbargen sich hier die entscheidenden Informationen, mit denen diese Killer aufgehalten werden konnten.
Sayid konzentrierte sich.
Max wehrte sich gegen das, was doch offensichtlich schien: Sophie steckte mit Peaches unter einer Decke, und Peaches hatte mit dem Mord an Zabala zu tun und gehörte zur Killertruppe des Hais. Bobby Morrell hatte ihn und Sayid in Hendaye gar nicht im Stich gelassen, sondern war verraten, vielleicht sogar von Peaches umgebracht worden. Diese Gangster arbeiteten für jemanden, der so mächtig war, dass er an jedem Ort der Welt bekam, was er wollte – egal, mit welchen Mitteln. Zabalas Schrei – vertraue niemandem, sie werden dich töten – klang für Max nun noch überzeugender. War das Ganze also bloß eine Farce gewesen? Die Schlägertruppe des Hais, die Sophie überfiel. Max, der ihr wie ein Idiot zu Hilfe kam, mit hineingezogen wurde und sich von ihrer Verletzlichkeit blenden ließ. Alles bloß ein Mittel zum Zweck – um Zabalas Geheimnis zu lüften? Offensichtlich. So schien es, aber Max wünschte, es wäre nicht wahr.
»Warum hat sie den Anhänger genommen?«, fragte Fauvre, als sie wieder in seinem Büro waren, und kramte in den Papieren des alten Mönchs. »Sie muss gewusst haben, wie wichtig er ist. Daran gibt es keinen Zweifel. Verdammt! Sie verkauft ihn für Geld, nicht? Hat einen Käufer gefunden für etwas, das von unschätzbarem Wert ist. Verkauft das Leben eines Menschen!«
Der rasende Zorn des Mannes hatte ein zerstörerisches Ausmaß erreicht.
Ganz gleich, was Sophie auch getan hatte, eine Mörderin war sie nicht, sagte sich Max. Sie hätte ihm ja die Kehle durchschneiden können, als sie den Stein nahm. Das gab ihm etwas Hoffnung, einen Hauch von Verständnis.
Max brauchte diesen Mann auf seiner Seite, denn er musste fort von diesem Ort und nach Europa zurückkehren.
»Sie ist in etwas verwickelt, das sie nicht versteht«, sagte er. Er hatte das Foto von Peaches von der Wand in Sophies Zimmer genommen. »Kennen Sie dieses Mädchen?«
Fauvre schüttelte den Kopf. »Kennt Sophie sie?«
»Sie hat Zabala getötet«, sagte Max leise.
Fauvres Schock war echt. Die Zornesröte verschwand aus seinem Gesicht, seine Schultern fielen nach vorn, und mit einem Mal sah er furchtbar alt und mitgenommen aus. Mit zittriger Hand hielt er das Foto. »Was hat meine Tochter getan? Was hat sie mit diesen Leuten zu schaffen? Möge Gott mir verzeihen, dass ich sie nicht genug geliebt habe.«
Er schenkte sich ein Glas Whisky ein, trank es wie Medizin in einem Zug aus und verzog das Gesicht. Kopfschüttelnd saß er da. Einen Augenblick später kehrte seine Entschlossenheit zurück. Sein Rücken richtete sich auf, seine Stimme wurde fester.
»Sie ist in Gefahr. Ich muss ihr helfen.«
»Dann müssen Sie mir helfen«, sagte Max zu ihm. »Sehen Sie das Muster auf dem Skianzug des Mädchens? Das ist mir schon öfter begegnet und jedes Mal im Zusammenhang mit einer Gewalttat. Schauen Sie sich die anderen Wettkämpfer an. Einige davon haben Sponsorenlogos auf ihren Anzügen. Glauben Sie, dass das Design etwas bedeuten könnte? Falls ja undfalls Sophie zu diesem Mädchen gefahren ist, könnte uns das helfen herauszufinden, wo sie ist.«
Fauvre nickte. Jetzt gab es für ihn etwas zu tun. Er klopfte ans Fenster. Abdullah war draußen und sorgte dafür, dass genug Wasser auf das noch glimmende Heu geschüttet wurde, damit es bei dem Wind nicht zum Funkenflug und zu einem neuen Brand kam.
Der Riadbesitzer kam herein, Schweißbäche in dem dick von Ruß und Sand verklebten Gesicht. Fauvre reichte ihm das Foto.
»Abdullah, geh damit in den Computerraum, scanne es ein und schau nach, ob das Muster irgendetwas bedeutet.«
Abdullah nickte und ging, ohne Fragen zu stellen, in Richtung Nebengebäude davon.
»Wir haben hier einen guten Scanner. Wir benutzen ihn, um damit Tiergesichter mit den in der Wildnis fotografierten Tieren zu vergleichen. Es ist ein Zeichenerkennungsprogramm. Abdullah ist in diesen Dingen viel flinker als ich. «
»Ich habe einen Freund, der auch so was hat«, sagte Max finster und dachte an Sayid, der jetzt wer weiß wo steckte.
»Und das ist alles, was wir tun können? Hoffen, dass wir irgendeinen obskuren Hinweis finden?«
Max musste jetzt seine letzte Karte ausspielen, das war ihm klar. »Nein, wir können noch mehr tun. Wir können uns ansehen, was Ihr Freund Zabala auf dem Stein des Anhängers versteckt hat.
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