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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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hatte, erreichte fünfzig Knoten, aber diese speziellen Surfboards waren auch nicht viel langsamer. Es war wie Fliegen! Aber ein Vergnügen war es momentan nicht. Max raste auf den Rand des schneebedeckten Felsvorsprungs zu. Dort angekommen, würde es ihn in die Luft heben und er würde wie ein Ahornsamen in den Wind fliegen und davontrudeln. Wie viel er dann noch würde manövrieren können, wusste er nicht. Sein Absprungwinkel brachte es mit sich, dass er schnell große Höhe gewinnen und einen Salto schlagen würde. Mit einem Mal kam er sich wieder vor wie in Mont la Croix bei seiner missglückten Snowboard-Vorführung. Er musste hier einen ordentlichen Aufwind erwischen und den Spin unter Kontrolle kriegen, sonst würde ihm die ganze Aktion schlecht bekommen. Hier konnte er nicht nur sein Gesicht verlieren – sondern auch sein Leben. Der NATO-Draht konnte ihn zerfetzen, sodass er verblutete. Und falls er auf dem Elektrozaun landete, wurde er geröstet.
    Das Board zischte über den Schnee. Der Wind jagte ihn, vordem Board stäubte der Schnee in die Höhe. Max sah den sich nähernden Abgrund vor sich, das konfuse Wirbeln des Winds, den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab. Wumm! Der Wind verpasste ihm einen Schlag und riss ihm beinahe den Gabelbaum aus der Hand.
    Stille. Das Board hatte vom Boden abgehoben. Die Luft zischte ihm um die Ohren. Das verschmierte, transparente Segel knirschte vor Spannung, während es sich durch den Raum fliegend überschlug. Unter Max wirbelten Bilder des ausgerollten Drahts und des Elektrozauns vorbei. Kam er da drüber? War er weit genug geflogen? Es kam ihm vor, als sei er ewig in der Luft. Das Board richtete sich von selbst wieder aus; instinktiv verlagerte Max sein Gewicht, half dem Board, in die Waagerechte zu kommen. Mit einem dumpfen Schlag landete er auf dem Boden, wäre beinahe gestürzt, genau wie bei dem Snowboard-Wettkampf. Diesmal aber hatte er sich so gebückt, dass er mit der Hose über den Schnee schleifte, und balancierte das Board gleichzeitig mit dem Gabelbaum. Nur wenige Meter hinter den Hindernissen – aber immerhin: Er war drüber.
    Max stieß einen Triumphschrei aus. Das war besser als jeder Preis bei einem Wettkampf.
    Als er das Board stabilisiert hatte, nahm er den Wind aus dem Segel und folgte wieder der Straße. Er sah noch einmal kurz zurück und betrachtete Tischenkos Verteidigungsanlagen. Er hatte sie tatsächlich überwunden. Das gab ihm einen zusätzlichen Schub. Nichts konnte ihn jetzt mehr aufhalten. Die Berge und der Mann, der seinen Freund gefangen hielt, kamen näher. Und die drohende Katastrophe.
     
    Tischenko fuhr in seinem Berg nach unten. An den schwarzen Felswänden, die von den Schneiden der Tunnelbohrmaschinen gezeichnet waren – so gezeichnet wie der Mann selbst –, brach sich das schwache Licht in hellen und dunklen Riffeln und die Kälte war gespeichert in Schichten aus purem Eis, einen Meter dick oder noch dicker. Apparate und Leitungen schmiegten sich an den Fels. Hier legten die Ingenieure und Bauarbeiter ihre Werkzeuge ab. Der Lastenaufzug war weit entfernt von dem Expresslift, der ihn normalerweise in seine hoch gelegene Zuflucht beförderte. Diese offene Plattform wurde vielmehr dazu benutzt, Ausrüstung in diese tief im Berg gelegene Kammer zu transportieren.
    Zwischen den Rückwänden der Käfige und dem Fels rann Schmelzwasser hinab, das sich als Eis in unterirdischen Höhlen gesammelt hatte; es hatte, den Weg des geringsten Widerstands wählend, eine Rinne gebildet. Tischenko kam das Wasser sehr gelegen, denn hier unten hielt er über die Jahre seine Tiere gefangen – bevor er ihnen die Ehre erwies, sie zu jagen.
    Stählerne Käfige, einige Quadratmeter groß, waren zu beiden Seiten des Lastenaufzugs in den Felswänden und im Boden verschraubt. Wie in einem Burgverlies setzten die Gitterstäbe in der eiskalten Luft Rost an, blieben aber stabil genug, um noch die stärksten Tiere zurückzuhalten. Die meisten Käfige waren leer, obwohl auf den Böden noch Stroh und Tierkot lagen. Tischenko ging an ihnen entlang und der starke Tiergeruch zog ihn besonders zu einem hin. Der kalte Hauch, den das Wasser in der Luft verbreitete, kühlte die Hitze, die ständig unter seiner verbrannten Haut zu liegen schien. Das hier war das letzte Tier, das er in Gefangenschaft hielt. An diesem Ende der Höhle hatte man keine großen Käfige bauen müssen. Nur die vordere Wand, von der aus Tischenkos Männer dem großenTier tote Fische und

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