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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Zabala in dem Stein versteckt hatte – die Information, für die er sein Leben gelassen hatte. Jetzt hatte das Schicksal den Anhänger Tischenko zugespielt, und auch noch in so einem entscheidenden Augenblick. Überzwanzig Jahre lang hatte der Mönch die Sterne beobachtet und nach der Wahrheit gesucht – nach dem genauen Zeitpunkt, zu dem die himmlischen Mächte einen gewaltigen Feuerball herabschicken würden, aus dem eine neue Schöpfung hervorgehen sollte. Und Zabala hatte es herausgefunden! Und hatte versucht, die ahnungslose Welt zu warnen. Aber die anderen Wissenschaftler hatten nicht auf ihn gehört. Hatten sich über ihn lustig gemacht. Nur Tischenko nicht. Zabalas Freund hatte ihn verraten und Tischenko erzählt, der geheimnisvolle Mönch habe endlich den Beweis für die drohende Katastrophe gefunden, nach dem er so lange gesucht hatte. Ein Fitzelchen Wissen, das Tischenko unbedingt in seinen Besitz hatte bringen wollen. Ein letzter Wink der Götter, der alles, was er geplant hatte, durch den kontrollierten Blitz morgen Früh bestätigen würde. Tischenko verfügte über die Macht. Seine Mutter hatte das bestimmt gewusst, als sie ihm seinen Namen gab – Fedir, Geschenk Gottes.
    Das Gewitter zog heran. Das wütende Poltern am Himmel wurde immer lauter. Morgen sollte es seine größte Wucht erreichen. Dass Tischenko sich den Anhänger des Mönchs gesichert hatte, nur Stunden bevor er die Zitadelle verlassen und sich in die Einsamkeit begeben wollte, bestärkte ihn in seinem Glauben, dass er vom großen Mysterium des Universums geleitet wurde.
    Er wollte sich nicht nur dem Gewitter, sondern auch seinem Schicksal stellen. Und aus Verwüstung und Feuer würde er Leben erschaffen. Lux Ferre – der Lichtbringer.
     
    Max kauerte sich zusammen wie ein sprungbereites Tier, seine Gedanken rasten, während er zu begreifen versuchte, was er da vor sich sah. Er war in einer Eishöhle. Frost glitzerte und schimmertean Wänden und Decke, als habe jemand den Ort mit einem Zauberbann belegt. Doch die Augen der Tiere, die ihn anstarrten, bewegten sich nicht. Kein Licht, kein Funkeln, bloß der leere Blick des Todes.
    Es war ein Museum tiefgefrorener Tiere, die mit gebleckten Zähnen in natürlichen Posen dastanden. Ein Berggorilla mit silbrigem Rücken, dick mit Muskeln bepackt; ein Rhinozeros, aufrecht auf seinen vier Beinen stehend, das gebogene Horn stolz emporgereckt. Ein Leopard, der zum Sprung auf eine seltene tibetische Antilope ansetzte, beide im Frost erstarrt. Zwei Löwen kämpften. Das mächtige Männchen in Siegerpose über dem Weibchen, das eine gekrümmte Abwehrhaltung eingenommen hatte. Max spürte förmlich, wie ihre Pfoten den Staub Afrikas aufwühlten. Ein Orang-Utan, ein Luchs – alle standen sie da, wie mit Blitzlicht fotografiert. Eine Lederschildkröte, größer als alle, die Max bisher gesehen hatte, schwebte in einem Eisblock wie im Wasser des Ozeans. Hier gab es Tiere, die Max bis jetzt nur auf Fotos gesehen hatte. Den seltenen Schneeleoparden zum Beispiel; sein matt getüpfeltes Fell verschmolz fast mit dem Hügel aus Schnee, der um ihn herum aufgeschichtet worden war.
    Max ging langsam und wie in Zeitlupe zwischen den Tieren umher, fasziniert, den größten Wildtieren der Welt so nahe zu sein. Dann begriff er nach und nach, dass das hier eine sehr spezielle Sammlung war. Es waren überwiegend Raubtiere: Großkatzen und Wölfe, Jagdhunde und Schakale.
    Der Schakal! Seine dunkle Gestalt hob sich kaum von dem schwarzen Felsblock ab, auf dem er stand. Das Tier blickte mit klugen Augen auf ihn herab und erinnerte Max an den Schakal, der ihm damals in Afrika den Weg gewiesen hatte.
    Ein bengalischer Tiger, nicht so groß wie Aladfar, aber dochgewaltig, hockte mit funkelnden Augen da, die Tatzen in den Boden gekrallt – sein lautloses Brüllen ein stummes Zeugnis für diese prachtvollen Tiere, die einst vom Menschen ungestört durch die Wildnis streiften. Dieses Privatmuseum gehörte einem Mann, der Tiere schmuggelte, viele davon Vertreter bedrohter Arten. Ein Bär, ungefähr so groß wie Max, stand auf den Hinterbeinen, die Vorderpfoten abwehrend vor sich gehalten, als sei er unsicher, was der Mensch, der ihn tötete, im Sinn hatte. Der verblüffte Ausdruck in seinem Gesicht war durch die schwarzen Ringe unter seinen Augen noch zusätzlich verstärkt. Das war der kleine südamerikanische Bär, den Sophie, als sie sich kennenlernten, erwähnt hatte. Und so war dieses arme Tier nun geendet.
    Die kalte

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