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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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habe ich schon mal gesehen.« Sie stockte. »Hast du das gestohlen?«, fragte sie vorsichtig.
    »Nein! Natürlich nicht.« Dass sie das Kreuz kannte, schockierte ihn mehr als ihr Verdacht, dass er ein Dieb sein könnte.
    »Erzählst du mir, woher du das hast?«, fragte sie und sah ihm direkt in die Augen.
    Max wusste, wenn jemand log, konnte man das in seinen Augen sehen. Also, was nun? Sich abwenden, sich eine Antwort ausdenken, das Schwanken überbrücken, indem man einfach etwas anderes tat? Nein. Ihrem Blick standhalten, nicht zwinkern – und ihr nicht die Wahrheit sagen.
    »Ich habe es auf einer Skipiste gefunden.«
    Er sah ihr in die Augen. Sie überlegte kurz und nickte dann. »Das wäre möglich. Ich habe gehört, dass er oben in den Bergen Ski läuft.«
    Meinte sie den Mönch? Max’ Herz schlug schneller. Nur gut, dass sie jetzt nicht mehr seinen Puls fühlte. Er versuchte so locker wie möglich zu bleiben. »Wer? «
    Sie nahm ihm den Rosenkranz aus der Hand und berührte mit einem Finger das daran baumelnde Kreuz. Unten war ein Stück abgebrochen. »Er kam gelegentlich aus den Bergen, um mit uns die Messe in unserer Sprache zu feiern. Immer wenn ich dieses Kreuz geküsst habe, ist mir das fehlende Stück hier aufgefallen. Er ist ein baskischer Mönch.«
    »Basken sind also etwas anderes als Franzosen?«
    »Selbstverständlich. Wir haben unsere eigene Sprache, unsere eigene Kultur. Die spanischen Basken kämpfen aggressiver für ihre Unabhängigkeit, manche sogar als Terroristen, während wir auf dieser Seite der Pyrenäen die französische Kultur nicht weniger lieben als unsere eigene. Für uns gibt es da keinen Konflikt.«
    »Und Sie sind sicher, das Kreuz gehört ihm?«, fragte Max.
    »Was geht hier vor? Du weißt etwas, aber du hast Angst, es auszusprechen«, sagte sie leise und wiederholte bedächtig die Warnung, die er gemurmelt hatte, als er aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht war: »Ez ihure ere fida – eheke hari ere. Warum hast du das gesagt?«
    War sie misstrauisch oder wollte sie in ihrem schlechten Englisch nur zum Ausdruck bringen, dass sie sich Sorgen um ihn machte? Sorge oder Argwohn – es kam alles auf Nuancen der Aussprache an, und so wie sie sprach, vermochte Max ihre Absichten nicht zu deuten. Er beschloss, die Frage zu ignorieren. Schon möglich, dass sie sich wie eine große Schwester um ihn sorgte, aber Max war selbst dabei gewesen, als Baskins Schwester allen seinen Freunden erzählt hatte, dass ihr Bruder als kleiner Junge ein Bettnässer gewesen war.
    Traue niemandem.
    Max nahm ihr den Rosenkranz wieder aus der Hand. »Ich werde ihm das zurückbringen«, sagte er.
    »Aber er ist Einsiedler. Er lebt irgendwo in den Bergen. Weißt du, was Citeaux bedeutet?«
    Max schüttelte den Kopf.
    »Das ist ein Ort, wo keine Menschen leben, nur wilde Tiere. Er hat eine Hütte auf der Montagne Noire.«
    »Auf dem Schwarzen Berg? Sind Sie sicher?« Max verbarg seinen Schreck. Vor knapp zwei Wochen war er dort gewesen, zum Höhen- und Fitnesstraining. Drei Tage lang war er auf den Hängen des Schwarzen Bergs gewandert, bevor dann der Wettbewerb anfing. Die Gegend dort war wild und manchmal schneite es dort heftig, nur dass der Schnee aufgrund der geografischen Lage so nah am Atlantik kaum länger als eine oder zwei Wochen liegen blieb. Und das bedeutete, es gab dort Vegetation und wilde Bergziegen, von denen wiederum Raubvögel leben konnten.
    Man hatte Max auch gewarnt, dass er weiter oben sogar auf Wölfe und Bären stoßen konnte. Wegen des Klimawandels hielten die Bären nicht mehr Winterschlaf wie früher. Es war nicht ratsam, sich in dieser Gegend eine Verletzung zuzuziehen, die Überlebenschancen waren praktisch gleich null. Und Max war nicht besonders scharf darauf, noch einmal dorthin zurückzukehren.
    »Wissen Sie, wie er heißt?«, fragte er.
    »Bruder Zabala. Ein ziemlich großer Mann mit Bart und langen Haaren.«
    Jetzt hatte Max keinerlei Zweifel mehr, dass sie von demselben Mönch sprachen, der ihm bei der Lawine das Leben gerettet hatte und dann so schrecklich in den Tod gestürzt war.
    Max umklammerte den Rosenkranz noch fester. Eine warnende Stimme in seinem Inneren sagte ihm, dass er drauf und dran war, sich in das dunkle Geheimnis eines Toten zu stürzen.

4
    E rleichtert sah Max den verbeulten blauen Kleinbus am hinteren Ende des Krankenhausparkplatzes stehen. Snowboards und Windsurf-Ausrüstung waren gut verpackt oben auf dem Gepäckträger festgeschnallt. Die Schiebetür

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