Der Code des Luzifer
Warum? Es musste etwas so Wichtiges sein, dassder Mann seinen letzten Atemzug dafür hergab, es ihm zusammen mit einer letzten Warnung vor Luzifer ans Herz zu legen. Der gefallene Engel – gehörte der auch zu der rätselhaften Botschaft des Mönchs? Max wusste, was sein Vater in dieser Situation tun würde. Er würde den letzten Wunsch des Sterbenden erfüllen und sein Geheimnis zu ergründen versuchen. Käme die Polizei dazu, ginge der ganze Schwung bei den schwerfälligen Ermittlungen verloren; also war es besser, die aus dem Spiel zu lassen – vorläufig jedenfalls. Bleiben und mehr über den Mönch in Erfahrung bringen, oder nach Hause gehen und die ganze Sache vergessen? Ich habe gar keine Wahl, stimmt’s, Dad?
Bruchstücke von Hinweisen, Splitter von Informationen – wie ein zerbrochener Spiegel. Wie soll man das alles wieder zusammensetzen?, fragte er sich.
»Nehmt Sayid mit. Ich habe hier noch etwas zu erledigen. Es ist wichtig, Bobby. Aber du musst mir vertrauen, ich kann jetzt noch nicht darüber reden.«
»Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß«, sagte Bobby grinsend. »Wie kann ich dir helfen?«
Max erklärte rasch seinen Plan. Kaum war er damit fertig, erblickte er in der Ferne die blau getönten Scheinwerfer eines Autos, das sich von der Straße her dem Krankenhaus näherte. Er hatte keine Zeit mehr zu verlieren.
Es war ein schwarzer Audi.
Bobbys Kleinbus näherte sich schlingernd dem Eingang des Krankenhauses und plötzlich gab der Motor seinen Geist auf. Laute Musik dröhnte durch die Nacht, als die Snowboarder ausstiegen und den Wagen anzuschieben versuchten.
Sofort kamen zwei Diensthabende von der Nachtschichtnach draußen und verlangten, sie sollten die Musik abstellen. Die Patienten brauchten ihren Schlaf! Die beiden gestikulierten wütend, bis Bobby endlich begriff, dass die Musik ihnen entweder nicht gefiel oder einfach zu laut war. Also stellte er sie aus, murmelte eine Entschuldigung und sagte, er habe sich verfahren. Er sei aus Amerika und kenne sich hier nicht aus; die Stadt sei ja wirklich sehr schön, aber in diesen vielen Einbahnstraßen könne sich doch kein Mensch zurechtfinden! Das alles brachte er in ziemlich schlechtem Französisch hervor, obwohl er die Sprache in Wirklichkeit fließend beherrschte.
Schließlich beruhigte sich alles. Bobby schaffte es, gerade in dem Moment den Motor wieder anzulassen, als er Max an dem jetzt unbesetzten Empfang vorbei durch den Eingang huschen und im Aufzug verschwinden sah.
Die Korridore waren still und in Halbdunkel getaucht. Irgendwo hörte Max Stimmen flüstern. Ein Rollwagen klapperte, eine Tür fiel ächzend ins Schloss, ein Aufzug fuhr brummend in den Keller. Max schlich vorsichtig weiter. Um in der Abteilung hier oben nicht bemerkt zu werden, hielt er sich dicht an der Wand, wo die Schatten am tiefsten waren. Sein Vater hatte ihn gelehrt, wie man sich im Dschungel an Tiere anschleicht, um sie besser fotografieren zu können. Wenn man beim Gehen möglichst wenig Geräusche machen will, muss man auf den Kanten der Schuhe gehen, und genau das tat Max jetzt. Und er ging schnell.
Sechs Stockwerke tiefer lag der Parkplatz, und als Max durch die Korridorfenster nach unten spähte, sah er die glänzenden Lederjacken der beiden Männer, die jetzt gerade aus dem Audi stiegen. Max erkannte sie sofort: Es waren dieselben, die er auf der Bergstraße oberhalb der Stromschnellen gesehen hatte. Sie blickten sich auf dem fast leeren Parkplatz um. Einer nickte demanderen zu, dann teilten sie sich auf. Der Größere der beiden begab sich zum Empfang, der andere verschwand zur Rückseite des Gebäudes.
Wer waren diese Kerle?
Ein Stuhl scharrte. Jemand bewegte sich. Max drückte sich an die Wand und spähte um die Ecke in ein Bereitschaftszimmer. Eine Nachtschwester hatte ihren Stuhl vom Schreibtisch zurückgeschoben. Wenn sie auf den Korridor kam, lief sie direkt in ihn hinein. Max konnte den Raum in den Spiegelungen der Korridorfenster sehen. Die Schwester schob eine Handvoll Patientenakten ordentlich zusammen, klemmte sie unter einen Arm und ging zur Tür. Egal was Max für eine Erklärung einfallen mochte, sie würde Verdacht schöpfen und die Sicherheitsleute rufen. Was für einen Grund sollte er haben, nachts hier durch die Flure zu schleichen?
Max griff in seine Tasche und fand zum Glück eine Münze. Er warf sie sachte in hohem Bogen über die Tür und sah sie auf der Kante landen und gegen einen Aktenschrank rollen. Die
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