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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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und Max hörte sie sagen: »Der Junge hat sich schon selbst entlassen … aber sein Freund ist noch hier.« Der Mann blieb im Flur, als die Schwester in Sayids Zimmer trat.
    Der Mann wartete. Max hielt den Atem an. Er hörte das leise Knarren der Lederjacke, die sich um die Muskeln des Mannes spannte. Der Mann drehte sein finsteres Gesicht und blickte jetzt genau in Richtung Schwingtür. Max kauerte an einer Stelle, die noch dunkler war als der übrige Flur, aber er wusste, wenn er jetzt seiner instinktiven Angst vor Entdeckung nachgab, dann würde genau das passieren. Wenn du gejagt wirst, beweg dich nicht. Jede Bewegung kann dich verraten. Die Worte seines Vaters hallten in seinem Kopf. Max verdrängte seine Angst. Bleib ruhig, sagte er sich. Du musst das aushalten. Wenn du der Versuchung nachgibst, ändert sich die Verteilung von Licht und Schatten. Und jeder, der ein geübtes Jägerauge hatte, würde das sofort bemerken. Und Max wusste, der Mann da vor ihm im Korridor war mehr als ein Jäger. Der sah aus wie ein abgebrühter Killer.
    Max bewegte sich nicht.
    Der Mann kam jetzt direkt auf ihn zu. Max machte sich bereit. Er konnte nur hoffen, dass es ihm gelang, die Tür mit der Schulter so heftig zu rammen, dass es den Mann von den Beinen riss. Zwei zu null für die Realität. Jemand mit einem solchen Körpergewicht würde sich nicht so ohne Weiteres zu Fallbringen lassen, selbst wenn er überrumpelt wurde. Aber ihm blieb nichts anderes übrig. Der Mann war kein halbes Dutzend Schritte mehr entfernt. Max hielt die Luft an. Er wappnete sich für einen Stoß, der härter war als alles, was man beim Rugby auszuhalten hatte.
    »Monsieur!«, flüsterte die Krankenschwester.
    Der Mann blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
    »Er ist nicht da. Vielleicht im Bad? Da hinten. Ich geh mal nachsehen«, sagte sie leise.
    Die Lichtkegel von oben ließen das Gesicht des Mannes noch dunkler erscheinen, aber seine Augen durchdrangen selbst die Schatten. Max hielt immer noch die Luft an, das Herz schlug ihm laut in der Brust. Es ging um Bruchteile von Sekunden – würde der Mann noch die letzten Schritte machen und die Tür aufstoßen? Aber dann drehte er sich unvermittelt um und folgte der Schwester.
    Max stöhnte, so leise er konnte.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als Sayid mitsamt dem Rollstuhl die Treppe ins nächste Stockwerk hinunterzutragen, eine langwierige und anstrengende Angelegenheit, und als sie endlich unten ankamen, klebte ihm sein T-Shirt durchgeschwitzt am Rücken. Er betete, dass er das nicht bis zum Erdgeschoss durchhalten musste. Er bog um die Ecke, wich einem weiteren Reinigungswagen aus, und diesmal hatte er Glück: Die Tür des Lastenaufzugs stand bereits offen. Max bedankte sich im Stillen bei den Putzfrauen, die als Letzte auf dieser Etage ausgestiegen waren.
    Er schob Sayid in den geräumigen Lift. Sein Finger schwebte über den Aufzugknöpfen. Wohin war der zweite Mann gegangen? Sehr wahrscheinlich zur Rückseite des Krankenhauses. Am sichersten wären Max und Sayid im Keller. Dort könntensie sich bestimmt für eine Weile verstecken, bevor sie einen Weg nach draußen fanden. Max drückte auf den Knopf.
    Die Aufzugtüren glitten zu und der Lift fuhr ächzend abwärts. Unten angekommen, standen Max und Sayid vor einem Labyrinth von Korridoren. Über ihnen an der Betondecke verliefen Lüftungsrohre und rote, grüne und blaue Elektrokabel. Sie mussten sich entscheiden.
    »Was meinst du, Sayid? Eigentlich müsste es hier doch irgendwo eine Tiefgarage für die Krankenwagen geben … Links, rechts oder geradeaus?«
    Wieder sank seinem Freund der Kopf auf die Brust.
    »Das soll dann wohl ›Ja‹ bedeuten – ich versuch’s einfach mal«, sagte Max.
    Er schob den Rollstuhl geradeaus, dem dunklen Ende eines Korridors entgegen, der eher wie ein Tunnel aussah. Immerhin hatte er Auspuffgase gerochen und meinte, der Geruch käme aus dieser Richtung.
    Kaum hatte er diese Entscheidung getroffen, hörte er, wie ein paar Stockwerke weiter oben jemand den Riegel einer Brandschutztür bewegte. Er horchte. Nichts. Dann das kaum hörbare Anschlagen einer Gummisohle an die Kante einer Treppenstufe. Jemand schlich die Feuertreppe hinunter. Max war nur ein Dutzend Schritte von der ersten Treppenwendung entfernt. Jeder, der dort plötzlich herumbog, würde ihn und Sayid auf der Stelle bemerken.
    Max legte Sayid eine Hand auf den Mund. Sein Freund riss die Augen auf.
    »Wir müssen uns verstecken. Da kommt jemand«,

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