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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Raubvögeln nicht aus, aber Tiere hatten feste Gewohnheiten. Sie jagten oder schliefen, wenn ihre innere Uhr es verlangte. Der Adler war bestimmt nicht das einzige Tier hier in der Nähe. Er suchte die Schneefelder und die Geröllflächen mit den Augen ab.
    Sei geduldig. Warte, ob sich irgendetwas bewegt. Immer mit der Ruhe. Bleib still.
    Da! Eine kaum merkliche Bewegung. Max wölbte die Hände neben seinen Augen, um störendes Licht auszublenden und sich ganz konzentrieren zu können.
    Ein paar Hundert Meter entfernt hatte sich ein riesiger Braunbär zu voller Größe aufgerichtet. Max schätzte ihn auf fast drei Meter. Sein dunkles Fell war mit helleren, fast blonden Haaren durchsetzt. Er ließ sich auf alle viere nieder, scharrte im Schnee und schnüffelte am Boden entlang. Der Bär hatte die Felsen als Deckung benutzt, um sich so nah an die Hütte heranzuschleichen. Er hatte einen Menschen gewittert, aber es musste ein anderer sein als sonst, er roch nicht so streng. Jetzt suchte der Bär nach Nahrung.
    Plötzlich richtete sich das Tier wieder auf. So ein Bär war verdammt schnell auf den Beinen. Falls er sich zum Angriff entschloss, würde er Max in null Komma nichts erreicht haben. Ob er großen Hunger hatte? Normalerweise legen Bären für den Winterschlaf einen Vorrat an Früchten und Beeren an, aber auch hier hatte der Klimawandel den natürlichen Kreislauf durcheinandergebracht. Auf den unteren Hängen blühten bereits Frühlingsblumen, also hatte er im Tal vielleicht schon etwas fressen können. Braunbären waren eine geschützte Spezies, aber das hielt die Bauern nicht davon ab, sie abzuschießen, wenn sie ihre Schafe gefährdet sahen. Max sah den Bären mitwiegendem Gang auf sich zukommen. Alle paar Meter blieb er stehen und schnüffelte in die Luft.
    Vielleicht hatte ja der Bär in der Hütte gewütet. Offenbar hatte Zabala regelmäßig die wilden Tiere des Bergs gefüttert, und sie konnten nicht wissen, dass er nicht mehr da war. Das Ganze hier glich eher einem Zoo als der Einsiedelei eines Mönchs.
    Fünfzig Meter entfernt hielt der Bär an, stellte sich auf die Hinterbeine und brüllte. Max erstarrte. Das schien keine freundliche Begrüßung. Okay. Nicht weglaufen. Keine Dummheiten. Und sieh ihm nicht in die Augen! Wenn Menschen es mit wilden Tieren zu tun bekamen, begingen sie oft den Fehler, nicht mit ihrem natürlichen Angriffsverhalten zu rechnen. Dabei war es ganz einfach. Man war in ihr Revier eingedrungen. Der Bär kam noch näher und schwenkte dabei den Kopf hin und her wie eine Radarschüssel, um Max’ Bewegungen und Geruch zu erfassen.
    Nichts wie weg. Aber irgendetwas hielt ihn zurück. Eine plötzliche Erkenntnis, die ihn davon abhielt, langsam zurückzuweichen. Der Wind hatte sich gedreht. Und jetzt wehte Max der warme, modrige Geruch des Bären in die Nase. Sein feuchtes Fell roch wie nasser Hund, vermischt mit dem Duft von altem Laub. Der Geruch weckte die Erinnerung an das, was Max in der Lawine erlebt hatte. Das Gefühl, lebendig zu sein. Und das Gefühl, über enorme Kräfte zu verfügen, die er eigentlich gar nicht besaß. Als sei er selbst ein Bär.
    Fasziniert von dem gewaltigen Tier, versunken in seine Erinnerung, verstieß Max gegen die goldene Regel. Vor ihm stand eins der gefährlichsten Tiere der Welt, und er starrte ihm direkt in die Augen. Der Bär starrte zurück, riss das Maul auf, zeigte die Zähne. Speichel troff von seinen Lefzen. Wenn ihn diesesMenschlein herausforderte, würde er sich dem Kampf stellen. Max hörte den dumpfen Aufprall, als der Bär sich auf alle viere niederließ – und zum Angriff überging.
    Bären können so schnell laufen wie Pferde und sie sind so stark, dass sie auf der Suche nach Nahrung mühelos ein Auto zerfetzen – und sie lassen nicht mit sich reden.
    Max fasste einen spontanen Entschluss. Er wusste, er konnte dem Bären nicht davonlaufen oder gar gegen ihn kämpfen, aber er konnte ihm etwas anbieten, das ihn abhielt, ihn in Stücke zu reißen. Er warf sich auf die Erde. Der Bär raste grunzend auf ihn zu. Fünf Meter, drei … noch ein Schritt, und er war über ihm und hatte ihn in seinen Pranken. Max wälzte sich blitzschnell auf den Rücken und trat mit beiden Beinen gegen die Luke des Verschlags, in dem die Lebensmittel gelagert waren.
    Holz splitterte. Ein Brett flog aus den Angeln. Max drehte sich weg. Der Bär war über ihm.
    Sei ein Igel! , schrie eine Stimme in seinem Kopf. Roll dich zusammen, leiste keinen Widerstand.
    Er

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