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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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für ihn so selbstverständlich gewesen wie seine teuren Anzüge. Viele Jahre lang hatte er Menschen verteidigt und beschützt, die die ganze Welt bereisten und über Machenschaften berichteten, die eine Gefahr für die Umwelt darstellten.
    Und dann war er eines Nachts aufgewacht – voller Angst. Er konnte die Demütigungen und Drohungen dieser Zerstörer nicht mehr ertragen. Und dann kam die Erkenntnis, wie er überleben konnte, in Sicherheit und Wohlstand – er brauchte nur die zu verraten, die ihm bedingungslos vertrauten.
    Wie bei einer schleichenden Krankheit war die Saat des Verrats schon vor Monaten, vielleicht vor Jahren aufgegangen. Der Auslöser war, wie er später begriff, Schmerz gewesen, nagende Eifersucht. Dass ihm etwas versagt blieb, das er nicht haben konnte. Eine Frau. Sein Zorn hatte ihm, wie ein klauenbesetztes Ungeheuer, etwas aus dem Herzen gerissen. Und ihn dadurch geschwächt.
    Zu seinem Mut hatte er nie zurückgefunden, aber sein Überlebenswille war intakt. Deswegen hatte er sich mit Tischenko gestritten. Nicht direkt gestritten, genau genommen hatte er ihn angefleht. Denn was Tischenko von Farentino verlangte, konnte ihn das Leben kosten.
    »Sie wollen, dass ich nach England fahre und mit Tom Gordon spreche?«
    Tischenko hatte keine Lippen, die hatte ihm in seiner Kindheit ein Blitz weggebrannt, doch die Öffnung, die sein Mund war, weitete sich zu einem Grinsen. »Wir wissen, wo er ist. Und sein Geist ist so zerbrechlich wie ein Drachen bei Sturm, das wissen wir auch.«
    Farentino nippte an dem Drink, den Tischenko ihm in die Hand gedrückt hatte. Trinkend zuzuhören erlaubte es ihm, den Blick so oft wie möglich abzuwenden. Für einen Menschen, der die Kunst und die Schönheit so sehr verehrte wie er, war Tischenkos groteskes Äußeres eine Beleidigung fürs Auge.
    Tischenko nahm sein Getränk durch einen Strohhalm zu sich. »Seinen Sohn, diesen Max, kennst du ja. Der ist in eine ziemlich große Sache hineingeraten. Er ist meinen Leuten entwischt und hat Informationen gesammelt, die mir schaden könnten, wenn jemand genug Grips und Wissen hätte, sich die mal genauer anzusehen«, sagte er ruhig.
    Farentino hatte Tom Gordon in Afrika töten lassen wollen, und schon bei diesem Anschlagsversuch war ihm Max in die Quere gekommen. Er kannte den Jungen ganz genau. Er wusste, wie verdammt eigensinnig der sein konnte.
    »Wieso hat denn Max Gordon überhaupt damit zu tun?«, fragte er jetzt.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob er bloß zufällig über die Information gestolpert ist, die ich brauche, oder ob sein Vater etwas damit zu tun hat.«
    »Tom Gordon würde seinen Sohn niemals absichtlich einer Gefahr aussetzen. Das ist lächerlich«, protestierte Farentino.
    »Es hat aber Kontakte zwischen Vater und Sohn gegeben. Wenn Tom Gordon etwas über meine Pläne weiß, könnte er mir Schwierigkeiten machen. Er könnte alles vereiteln. Ich lasse mir aber bei meinem Vorhaben weder von einem Teenager nochvon einem Mann, der den Verstand verloren hat, einen Strich durch die Rechnung machen.«
    »Und ich soll bei Tom Gordon reinmarschieren und ihn fragen, ob er etwas damit zu tun hat? Der würde mich umbringen. Auf der Stelle. Der würde mich glatt töten!«
    Tischenko sah zu, wie hinter den Alpen die Sonne aufging. Der feurige Ball schleuderte Lichtspeere zwischen den schroffen Bergspitzen hindurch. Dieser Feuerball schenkte Leben, doch er würde bis zur Bedeutungslosigkeit verblassen, wenn er, Tischenko, mit seinen Plänen Erfolg hatte.
    »Tom Gordon weiß die meiste Zeit nicht einmal, wer er ist. Seine Erinnerung ist stark lückenhaft. Aber wenn er eine Untersuchung in Gang gesetzt hat und seinen Sohn als inoffizielle Informationsquelle benutzt, hieße das, er wäre im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte – zumindest was die neuesten Ereignisse betrifft. Es ist mir egal, wie Sie das machen, Farentino. Fahren Sie hin, sprechen Sie mit ihm. Überzeugen Sie ihn davon, dass Sie immer noch sein Freund sind.«
    Tischenko drehte sich um und sah den bedrückten Farentino an. Sein entstelltes Gesicht lächelte schief.
    »Und dann können Sie wieder den Verrat genießen.«
     
    Nach einer Stunde Fahrt war Abdullah an einem Berghang in ein enges Tal eingebogen. Die Dunkelheit hüllte den Landrover ein. Er wollte sichergehen, dass sie nicht verfolgt wurden. Wenn die Kunde von ihrer Flucht erst aus der Stadt herausgedrungen war, konnten sie in einen Hinterhalt geraten. Überleben hieß, Vorsicht walten zu lassen.

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