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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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lass meine Sö h ne doch hier nicht strippen ...«
    »Vater ...«
    »Sie haben mich nackt bestattet. Ich bin dran gewöhnt.«
    Borabay griff in seinen Palmwedelrucksack und zog ein langes, gemustertes Stück Leinen hervor. »Du das hier a n ziehen.«
    »Dann mach ich mal auf Einheimisch, was?« Broadbent wickelte sich den Stoff schwerfällig um die Taille. »Wie wird das befestigt?«
    Borabay half ihm, den Stoff mit einer geflochtenen Hanfkordel an der Taille zu bi n den.
    Der alte Mann knotete die Schnur fest und blieb wortlos stehen. Niemand wusste, was er sagen sollte.
    »Gott sei Dank, dass du am Leben bist«, ließ Vernon verlauten.
    »Zuerst war ich mir da gar nicht so sicher«, erwiderte Broadbent. »Als ich eine We i le da drin war, dachte ich, ich sei tot und zur Hölle gefahren.«
    »Ja, wie denn das?«, sagte Philip. »Der alte Atheist glaubt plötzlich an die Hölle?«
    Broadbent schaute zu ihm auf, lächelte und schüttelte den Kopf. »Es hat sich viel verändert.«
    »Sag bloß nicht, du hast jetzt zu Gott gefunden.«
    Broadbent wiegte den Kopf, klopfte Philip auf die Schu l ter und gab ihm einen li e bevollen Klaps. »Freut mich, dich zu sehen, mein Sohn.«
    Er wandte sich zu Vernon um. »Dich auch, Vernon.« Er begutachtete sie alle mit seinen faltigen blauen Augen. »Tom, Vernon, Philip, Borabay - ich bin überwältigt.« Er legte einem nach dem anderen die Hand auf den Kopf. »Ihr habt es geschafft. Ihr habt mich gefunden. Mein Proviant und mein Wasser sind fast aufgebraucht. Ich hä t te vielleicht noch ein, zwei Tage durchgehalten. Ihr habt mir eine zweite Chance gegeben. Ich habe sie zwar nicht verdient, aber ich will sie nutzen. Ich habe in dieser dunklen Gruft über vieles nachgedacht ...«
    Er schaute auf und warf einen Blick auf das violette Meer von Bergen und den go l denen Himmel. Dann reckte er sich und atmete ein.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Vernon.
    »Falls du den Krebs meinst... Ich weiß genau, dass er noch da ist. Er hat mich nur noch nicht umgemäht. Ich hab noch ein paar Monate. Das Scheißzeug ist in meinem Gehirn - ich hab's euch nie erzählt. Aber bisher ist es ganz gut gega n gen. Ich fühle mich großartig.« Er schaute sich um. »Lasst uns von hier verschwinden.«
    »Leider wird das so einfach nicht gehen«, meinte Tom.
    »Wieso nicht?«
    Tom warf einen kurzen Blick auf seine Brüder. »Wir h a ben ein Problem - es heißt Hauser.«
    »Hauser?!« Broadbent war verdutzt.
    Tom nickte. Dann berichtete er ihm alle Einzelheiten von ihrer anfangs ja getren n ten Reise.
    »Hauser!«, wiederholte Broadbent und schaute Philip an. »Du hast dich mit diesem Schweinehund eingelassen?«
    »Tut mir Leid«, sagte Philip. »Ich dachte ...«
    »Du dachtest, er wüsste vielleicht, wo ich stecke. Es war mein Fehler: Ich hätte diese Möglichkeit vorhersehen mü s sen. Hauser ist ein erbarmungsloser Sadist. Einmal hätte er fast ein Mädchen umgebracht. Es war der größte Fehler meines Lebens, mich mit ihm zusammenzutun.« Broadbent ließ sich auf einem Felsen nieder und schüttelte seinen ze r zausten Kopf. »Ich kann es kaum fassen, welche Gefahren ihr auf euch genommen habt, um hierher zu kommen. Gott, was habe ich für einen Fehler gemacht - der letzte von vi e len gleichwohl.«
    »Du unser Vater sein«, sagte Borabay.
    Broadbent schnaubte. »Ja, aber was für einer! Dass ich euch einer so verdammten Prüfung unterzogen habe! D a mals hat mir die Idee gefallen. Ich verstehe nicht, was in mich gefahren war. Was war ich doch für ein dämlicher, bescheuerter, alter Idiot.«
    »Na ja, so wie in Meine drei Söhne ging's bei uns nicht gerade zu«, warf Philip ein.
    »Vier Söhne«, sagte Borabay.
    »Oder ... Gibt's vielleicht noch mehr?«, fragte Vernon mit gerunzelter Stirn.
    Broadbent schüttelte den Kopf. »Meines Wissens nicht. Hätte ich doch nur genug Grips gehabt, um zu erkennen, was für Prachtkerle ihr seid.« Seine blauen Augen richteten sich auf Vernon. »Abgesehen von dem Bart, Vernon. Her r gott, wann r a sierst du das Gekröse endlich ab? Du siehst doch aus wie ein Mullah.«
    »Du bist auch nicht gerade gut rasiert«, erwiderte Vernon.
    Broadbent winkte lachend ab. »Na, dann lass es eben. A l te Gewohnheiten lassen sich nur schwer ausrotten. Dann behältst du deinen verdammten Bart eben.«
    Ein verlegenes Schweigen breitete sich aus. Die Sonne stieg höher über die Berge, das goldene Licht wurde weiß. Ein Vogelschwarm flog trillernd über sie hinweg, stieß in die

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