Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
Vom Netzwerk:
die Falten aus der Khakihose, ließ die Fußknöchel spielen, drehte den Kopf fünfmal hin und her, streckte die Arme weit aus und holte wieder Luft. Er atmete aus. Und ein. Er begutachtete sein frisches we i ßes Hemd. Wenn die Sache über die Bühne gegangen war, ohne dass sein Hemd Fl e cken aufwies, konnte man das Unternehmen als Erfolg betrachten. Es war tatsächlich eine Plage, seine Klamotten im Dschungel sa u ber zu halten.
    Hauser hängte sich die Steyr AUG wieder über die Schu l ter und ging den Pfad hinab.

70
     
    Die vier Brüder und ihr Vater ruhten sich im Schatten einer Felswand neben dem Eingang der Grabkammer aus. Sie hatten den größten Teil ihres Proviants verzehrt, und Tom ließ eine Feldflasche mit Wasser herumgehen, aus der alle tranken. Er hätte seinem Vater gern so vieles gesagt und zweifelte nicht daran, dass es seinen Brüdern ebenso ging - doch nach dem ersten Wortschwall waren sie in Schweigen verfallen. Irgendwie war es ihnen genug, nur zusammen zu sein. Sie tranken vom Wasser, und die Feldflasche ließ gu r gelnde Geräusche hören. Schließlich war der Behälter wi e der bei Tom angelangt. Er verschraubte ihn und schob ihn in seinen kleinen Rucksack hinein.
    Schließlich ergriff Maxwell Broadbent das Wort: »Marcus Hauser ist also hier und darauf aus, meine Gruft zu plündern.« Er schüttelte den Kopf. »Was für eine Welt!«
    »Tut mir Leid«, wiederholte Philip.
    »Es war meine Schuld«, erwiderte Broadbent. »Du brauchst dich nicht zu entschu l digen. Es ist alles meine Schuld.«
    Das ist etwas Neues, ging es Tom durch den Kopf. Maxwell Broadbent gestand einen Irrtum ein. Rein äußerlich wirkte er zwar noch immer wie der alte Querulant, den sie kan n ten, aber er hatte sich verändert. Er hatte sich eindeutig verändert.
    »Im Moment möchte ich nur eines, und zwar, dass meine Söhne lebendig hier rauskommen. Ich bin nur eine Last für euch. Lasst mich hier. Seht zu, dass ihr Land gewinnt. Ich kann schon für mich sorgen. Ich werde diesem Hauser e i nen Empfang bereiten, den er nie vergisst.«
    »Was?«, rief Philip. »Nach allem, was wir getan haben, um dich zu retten?« Er war wirklich empört.
    »Na, hör mal. In ein, zwei Monaten bin ich ohnehin tot. Seht zu, dass ihr hier we g kommt. Ich knöpfe mir Hauser schon vor.«
    Philip stand auf. Er war außer sich. »Wir haben den ga n zen langen Weg doch nicht gemacht, um dich ihm jetzt ei n fach so auszuliefern, Vater.«
    »Ich bin kein guter Grund, dass ihr euer Leben riskiert.«
    »Wir nicht gehen ohne dich«, sagte Borabay. »Wind kommt von Osten und bringen heute Abend Gewitter. Wir hier warten, bis dunkel ist, dann gehen. Gehen über Br ü cke bei Gewitter.«
    Broadbent atmete aus und fuhr sich übers Gesicht.
    Philip räusperte sich. »Vater?«
    »Ja, mein Sohn?«
    »Ich spreche das Thema zwar nicht gern an, aber was wird aus dem Zeug in der Grabkammer?«
    Tom fiel sofort der Codex ein. Er musste mit. Doch nicht, weil er ihn selbst haben wollte. Er wollte ihn für Sally und die Welt mitnehmen.
    Bevor Broadbent das Wort ergriff, schaute er kurz zu Boden. »Ich habe noch keinen Gedanken daran verschwendet. Die Sachen sind mir einfach nicht mehr wichtig. A ber ich bin froh, dass du es angesprochen hast, Philip. Ich schätze, wir sollten den Lippi und alles mitnehmen, was leicht g e nug zum Tragen ist. So können wir wenig s tens verhindern, dass dem gierigen Scheißkerl alles in die Hände fällt. Es bringt mich zwar um, wenn ich daran denke, dass er den größten Teil von den Sachen kriegt, aber ich nehme an, da r an lässt sich nichts ändern.«
    »Wenn wir hier rauskommen, benachrichtigen wir das FBI und Interpol ...«
    »Hauser kommt trotzdem straflos davon, Philip. Das ist dir doch wohl klar. Da fällt mir was ein. Mit den Kisten in der Gruft stimmt was nicht. Ich hab schon vorher drüber nachgedacht. So ungern ich auch noch mal da reingehe ... Ich muss was übe r prüfen.«
    »Ich helfe dir«, sagte Philip und sprang auf die Beine.
    »Nein, ich muss da allein rein. Borabay, gib mir ein Licht.«
    Borabay zündete ein Bündel Riedgras an und reichte es ihm.
    Broadbent schob sich durch den Türrahmen. Tom sah, wie der gelbe Lichtschein zwischen Kisten und Kästen tä n zelte. Die Stimme seines Vaters dröhnte zu ihnen heraus: »Nur Gott weiß, warum mir dieser ganze Scheiß früher so wichtig war.«
    Das Licht bewegte sich weiter in die Finsternis hinein, um sich schließlich in ihr zu verlieren.
    Philip stand auf. Er ging

Weitere Kostenlose Bücher