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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Tiefe hinab, schwang sich hoch hinauf und wechselte wie eine militärische Formation die Richtung.
    Tom wandte sich an Borabay. »Wir müssen unseren Fluchtplan überdenken.«
    »Ja, Bruder. Ich schon darüber nachgedacht. Wir hier warten bis dunkel ist. Dann wir gehen zurück.« Borabay blickte zum klaren Himmel hinauf. »Heute Nacht R e gen, gibt uns Deckung.«
    »Was ist mit Hauser?«, fragte Broadbent.
    »Er suchen Gruft in Weiße Stadt. Er noch nicht daran denken, auf Klippen zu s u chen. Ich glaube, wir an ihm vorbeikommen. Er nicht wissen, dass wir hier.«
    Broadbent warf einen Blick in die Runde. »Ihr habt nicht zufällig was zum Futtern dabei? Das Zeug, das sie mir in die Gruft gelegt haben, war als Henkersmahlzeit nicht viel wert.«
    Borabay entnahm seinem Palmwedelrucksack etwas Pr o viant und breitete ihn aus. Broadbent schlurfte schwerfällig zu ihm hinüber. »Frisches Obst. Mein Gott.« Er nahm eine Mango und biss hinein. Der Saft lief ihm aus dem Mund und tropfte auf sein Hemd. »Himmlisch.« Er stopfte sich die Mango in den Mund, aß eine zweite und verputzte dann einige Curwas und ein paar geräucherte Eidechsenf i lets.
    »Borabay, du könntest ein Restaurant eröffnen.«
    Tom beobachtete seinen Vater beim Essen. Er konnte es kaum fassen, dass sein alter Herr noch lebte. Die Sache ha t te etwas Unwirkliches. Alles hatte sich verändert - und nichts.
    Broadbent beendete die Mahlzeit, dann lehnte er sich an die Steinwand und b e trachtete die Berge.
    »Kannst du uns vielleicht erzählen, wie es in der Gra b kammer war, Vater?«, e r kundigte sich Philip.
    »Ich erzähle euch, wie es war, Philip. Wir haben meine Bestattung ausgiebig gefe i ert. Borabay hat euch zweifellos davon erzählt. Ich habe Cahs Höllentrunk g e schluckt. Dann kam ich wieder zu mir. Um mich herum war es pec h schwarz. Als wackerer Atheist habe ich immer geglaubt, der Tod sei das Ende des Bewusstseins. Und damit wäre es das dann. Aber obwohl ich genau wusste, dass ich tot war, war ich noch immer bei Bewusstsein. Ich hatte noch nie so l che Angst. Als ich mich in absoluter Panik durch die Fi n sternis tastete, kam mir plötzlich eine Idee: Du bist nicht nur tot, du bist in der Hölle.«
    »Das hast du ja wohl nicht wirklich geglaubt«, meinte Philip.
    Broadbent nickte. »Doch. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie entsetzt ich war. Ich hab bloß noch gejammert und geheult wie eine verirrte Seele. Ich habe zu Gott geb e tet - auf den Knien. Ich habe bereut und ihm geschworen, dass ich immer ein guter Mensch sein würde, wenn er mir noch eine zweite Chance einräumte. Ich kam mir vor wie einer der armen Säufer in Michelangelos Jüngstem Tag, die um Vergebung winseln, während sie von Teufeln in den Feuersee gezerrt werden.
    Als ich vom Wehklagen und vom Selbstmitleid erschöpft war, kehrte meine geist i ge Gesundheit zum Teil zurück. Ich bin herumgekrochen und hab festgestellt, dass ich in der Grabkammer war. Dann dämmerte mir allmählich, dass ich nicht tot war; dass Cah mich lebendig begraben hatte. Er hat mir nie verziehen, was ich seinem V a ter angetan hatte. Ich hätte es wissen müssen. Cah hatte was von einem ve r schlagenen alten Fuchs. Als ich die Nahrung und das Wa s ser fand, wusste ich, dass mir eine lange Prüfung bevo r stand. Ich hatte alles als unbeschwerte Aufgabe für euch drei geplant. Jetzt hing plötzlich mein Leben von eurem Erfolg ab.«
    »Eine unbeschwerte Aufgabe«, wiederholte Philip skeptisch.
    »Der Schock sollte euch dazu bringen, mit eurem Leben etwas Sinnvolleres anz u fangen. Mir war überhaupt nicht klar, dass ihr alle längst etwas Sinnvolles tut - beziehung s weise, dass ihr das Leben führt, dass ihr eben führen wollt. Wer bin ich, dass ich so etwas verurteile?« Er räusperte sich und schüttelte den Kopf. »Nun war ich mit dem eing e schlossen, was ich für meinen Schatz hielt - meinem L e benswerk. Aber es war nutzloser Schrott. Es bedeutet mir plötzlich nichts mehr. Ich konnte den Schatz in der Dunke l heit nicht mal erkennen. Es hat mich bis ins Mark erschü t tert, dass ich lebendig begraben war. Ich habe über mein ganzes Leben nachgedacht und fand es abscheulich. Ich war euch ein schlechter Vater. Ich war auch ein schlechter Ehemann. Ich war habgierig und egoistisch. Und dann habe ich mich beim Beten ertappt.«
    »Nein«, sagte Philip.
    Broadbent nickte. »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Und dann hab ich Stimmen, ein Klopfen und ein rumpel n des Geräusch gehört. Licht fiel

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