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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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jemand was gehört hatte. Er stand nicht auf Mannequins oder Scha u spielerinnen. Als er meiner Mutter begegnete, hat sie am Empfang einer Zahnarztpraxis gearbeitet. Er hatte es gern, wenn man ihm Beachtung schenkte. Hin und wieder hat er einem Paparazzo aus Spaß an der Freude eine reingehauen und musste dann eine Geldstrafe zahlen. Er war stolz auf sich. Er war wie Onassis - überlebensgroß.«
    »Was ist aus Ihrer Mutter geworden?«
    »Sie starb, als ich vier war. Sie litt an einer seltenen und plötzlich ausbrechenden Form von Meningitis. Sie war die einzige Frau, von der er sich nicht hat scheiden lassen. Ich schätze, er hatte nicht genug Zeit dafür.«
    »Tut mir Leid.«
    »Ich erinnere mich kaum an sie. Ich erinnere mich nur noch an ... nun ja ... Gefühle. Herzlichkeit und Liebenswü r digkeit, so was eben.«
    Sally schüttelte den Kopf. »Ich raff's noch immer nicht. Wie konnte er Ihnen und Ihren Brüdern das antun?«
    Tom richtete den Blick auf die Landkarte. »Alles, was er tat und was ihm gehörte, musste außergewöhnlich sein. So ist er auch mit uns verfahren. Aber wir haben uns nicht so entwickelt, wie er es gern gesehen hätte. Zu verschwinden und sich mit seinem Geld begraben zu lassen war das Let z te, was ihm noch blieb: der Versuch, uns zu zwingen, etwas zu tun, das vielleicht in die Geschichte eingeht. Irgende t was, das ihn stolz macht.« Er lachte verbittert. »Es wäre unglaublich, wenn die Presse von dieser Sache Wind kri e gen würde. Gigantisch. Ein Schatz im Wert von einer ha l ben Milliarde, der irgendwo in Honduras in einer Gra b kammer versteckt ist. Die ganze Welt würde sich hierher aufmachen, um danach zu suchen.«
    »Es muss schwierig gewesen sein, einen solchen Vater zu haben.«
    »Und ob. Ich weiß nicht, wie oft er, wenn ich Tennis spielte, früher ging, weil er nicht zusehen wollte, wie ich verli e re. Er war ein unbarmherziger Schachspieler - doch wenn er bemerkte, dass er im Begriff war, einen von uns zu schl a gen, stieg er aus dem Spiel aus. Er konnte es nicht ertragen, wenn einer von uns verlor - nicht mal gegen ihn. Wenn die Zeugnisse kamen, hat er nie etwas gesagt, obwohl man an seinem Blick sah, wie enttäuscht er war. Alles unterhalb einer Eins war für ihn eine solche Katastrophe, dass er es nicht über sich brachte, darüber zu reden.«
    »Haben Sie je eine Eins gekriegt?«
    »Ein Mal. Da hat er mir die Hand auf die Schulter gelegt und mich liebevoll gedrückt. Das war alles. Aber diese G e ste hat Bände gesprochen.«
    »Tut mir Leid. Wie schrecklich.«
    »Jeder von uns hat eine Zuflucht gefunden. Ich fand me i ne zuerst im Fossiliensammeln - ich wollte eigentlich Pal ä ontologe werden -, dann in den Tieren. Weil sie einen eben nicht beurteilen. Sie verlangen nicht von einem Menschen, ein anderer zu sein. Ein Pferd akzeptiert einen so, wie man ist.«
    Tom verfiel in Schweigen. Es verblüffte ihn, dass die Gedanken an seine Kindheit ihn noch so sehr schmerzten. D a bei war er doch schon einunddreißig.
    »Tut mir Leid«, sagte Sally. »Ich wollte nicht neugierig sein.«
    Tom winkte ab. »Ich hab ja auch nicht vor, ihn zu entthronen. Er war - auf seine Weise - ein guter Vater. Vielleicht hat er uns zu sehr geliebt.«
    »Tja«, sagte Sally nach einer Weile und stand auf. »Jetzt müssen wir uns einen Führer suchen, der uns den Patuca hinaufbringt. Ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll.« Sie nahm das Telefonbuch in die Hand und blätterte es durch. »Ich habe so was noch nie gemacht. Ob es hier überhaupt Einträge unter Abenteuerreisen oder so gibt?«
    »Ich habe eine bessere Idee. Wir suchen die Tränke der ausländischen Journalisten hier. Die haben beim Reisen den besten Durchblick.«
    »Eins zu null für Sie.«
    Sally beugte sich vor, griff eine Hose und warf sie ihm zu. Ihr folgten ein Hemd, Socken und leichte Laufschuhe. Alles landete in einem Stapel vor Tom. »Die albernen Cowboy-Stiefel können Sie jetzt ausziehen.«
    Tom raffte die Kleider zusammen, ging in sein Zimmer und zog sich um. Das Zeug schien hauptsächlich aus T a schen zu bestehen. Als er zurückkehrte, beäugte Sally ihn mit einem kritischen Blick und meinte: »Nach ein paar T a gen im Dschungel sehen Sie vielleicht nicht mehr so k o misch aus.«
    »Danke.« Tom ging ans Telefon und rief die Rezeption an. Die Journalisten schienen in einer Bar herumzuhängen, die Los Charcos hieß.
    Es überraschte Tom, dass die Bar nicht die billige K a schemme war, die er sich vorgestellt hatte, sondern

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