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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Friseurtermin. Der macht für den Augenblick auch nichts besser, aber er
beruhigt.« Ute von Heesen war noch nicht überzeugt, doch sie fing zumindest an
über Honeypennys Worte nachzudenken.
    »Du musst
nicht wissen, warum es funktioniert, Ute. Wichtig ist nur, dass es
funktioniert. Ihr habt doch gleich ums Eck die Staffelberg-Bräu, also ist
dieses Problem sehr leicht lösbar.«
    Ute von
Heesen beschloss, erst einmal den Mund zu halten und es noch einmal auf die
sanfte Tour mit Bernd und Kaffee zu versuchen.
    »Dann die
›Bild-Zeitung‹. ›Bild-Zeitung‹ gleich Bauzeitung. Die braucht Mann nicht zum
Lesen, die braucht er zum Schauen. Männer sind visuell ausgerichtete Tiere,
Liebes. In der Bild gibt’s in jeder Ausgabe ‘ne Halbnackte auf Seite vier als
optischen Meditationspunkt. Und auf dem Klo, vor allem dort, nimmt man sie dann
zum Abwischen. Dafür wird dieses Revolverblatt gedruckt, Ute. Und du hast
recht, für alles andere ist sie zweifelsfrei nicht zu gebrauchen.«
    Ute von
Heesen blickte Honeypenny extrem zweifelnd an. Das konnte doch nicht ihr Ernst
sein. Ihre Vorschläge standen sämtlichen Prinzipien entgegen, die sie sich in
ihrem langen Berufsleben angeeignet hatte. ›Bild-Zeitung‹!
    »Zudem
brauchen Männer natürlich nicht nur Tadel und Peitsche, sondern auch Lob. Und
zwar selbst dann, wenn sie es nicht verdient haben. Aber ein ›Sieht das aber
toll aus, Schatz!‹ zur richtigen Zeit als Psychokatalysator eingesetzt, kann
reinste Wunder bewirken. Dann noch ein Bier, und dein Bernd wird sich zur
Handwerker-Wunderwaffe entwickeln, mit der du –«
    »Frau
Hoffmann, ich bräuchte Sie mal kurz.« Der Leiter der Dienststelle, Robert
Suckfüll, näherte sich und unterbrach abrupt Honeypennys Lehrstunde in
fränkischem Männerhandling. »Ach, die Frau Lagerfeld«, rutschte es ihm heraus.
»Sie suchen bestimmt Ihren kommissarischen Lebensgefährten, nicht wahr?«
Fidibus war ausgesprochen guter Laune und offensichtlich zum Scherzen
aufgelegt.
    »Nun,
Frau Lagerfeld, ich habe mir erlaubt, unseren Kommissar Schmitt heute einmal in
den April zu schicken.« Schelmisch wackelte er mit dem linken Zeigefinger und
verrenkte seinen Körper, als müsste er mühsam einen gewaltigen
Heiterkeitsausbruch unterdrücken.
    »Der gute
Schmitt sah etwas niedergedrückt aus heute Morgen, und da habe ich mir einen
Schabernack erlaubt. Ich sage nur: Frauenleichen.« Triumphierend schaute er von
der einen Frau zur anderen, doch beide wollten seinen Humor nicht so recht
teilen. Aber das war ihm egal, schließlich war er hier der Chef, und er lachte
sehr gern – nur meistens nicht über sich selbst. Doch dieses Problem hatte
er ja zum Glück im Moment nicht, ganz im Gegenteil.
    »Zum Baron
von Rotenhenne, dieser alten Nervensäge, habe ich ihn geschickt. Das wird Ihren
Freund bestimmt aufmuntern, Frau Lagerfeld. Noch dazu, wo er in diesem
verdreckten Aufzug –« Mit erhobenem Zeigefinger bemerkte er in diesem
Moment die ebenso mit weißer Farbe bekleckerte Baukleidung von Ute von Heesen.
    »Na, na,
Frau Kommissar, haben Sie sich mit Ihrem Herrn Schmitt heute Nacht etwa eine
Pinselorgie gegönnt? Ein Farbenspiel? Tststs.« Er grinste schelmisch. »Da
werden Sie aber –«
    Sein
Vortrag wurde durch das laute Klingeln des Telefons unterbrochen. Honeypenny
nahm den Hörer ab, um ihn dann sofort an ihren Chef Fidibus weiterzureichen,
der noch immer ausgesprochen fröhlich war.
    »Ah, der
Kollege Lagerfeld, wie passend. Wenn man vom Teufel spricht, nicht wahr?« Ungläubig
hörte er ein paar Sekunden lang zu, um dann breit grinsend das Gespräch zu
unterbrechen.
    »Schon
gut, Kollege Schmitt, schon gut. Ich verstehe ja Ihr Bedürfnis nach einer
angemessenen Retourkutsche. Aber ein abgetrennter Kopf in einer Holzkiste? Ist
das nicht ein bisschen sehr dick aufgetragen?«
    Die
beiden Frauen konnten Lagerfelds Stimme nun mit deutlich erhöhter Lautstärke
hören, was Fidibus jedoch nicht im Mindesten zu beeindrucken schien.
    »Lassen
Sie stecken, Lagerfeld, ich nehme Ihnen Ihre Geschichte sowieso nicht ab, Sie
kleiner Schlingel, Sie. Sie wollen mich doch nur übers Ohr ziehen«, sagte er
lachend, während Ute von Heesen und Honeypenny ob der Vergewaltigung der
deutschen Sprache synchron zusammenzuckten. Die Stimme Lagerfelds schrillte jetzt
aus dem Telefon.
    »Vergessen
wir die ganze Geschichte, Lagerfeld. Kommen Sie mal runter, dann
schnellstmöglich wieder hierher zurück und dann Schwamm über –« Fidibus
hielt inne, da

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