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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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einen Wink, der sich einen Zigarettenpause machenden
Spurensicherer schnappte, um sich mit ihm den Laster zur Brust zu nehmen.
Haderlein seinerseits bat den Baron, ihm zu folgen, um die sterblichen
Überreste Kieslers zu identifizieren. Sie stapften durch das hohe Gras bis zum
Gartenhaus, und diesmal erregte sich der Baron nicht über den verwilderten
Zustand seines Grundstücks. Als sie die Stube betraten, musste sich auch der
Baron die Nase zuhalten. Obwohl die Spurensicherung inzwischen alle Fenster geöffnet
hatte, stank es noch immer bestialisch. Haderlein führte von Rotenhenne zu dem
Tisch mit der Holzkiste und zeigte ihm den Kopf. Der Adlige betrachtete das
blutleere Objekt und wirkte doch leidlich erschüttert. Obwohl er ein
stattlicher Mann war, über Lebenserfahrung verfügte und mitten im Leben stand,
machten ihm ein körperloser Kopf und eine geköpfte Leiche ganz offensichtlich
zu schaffen. Schließlich fasste er sich, ließ seine Nase los und wagte sich
näher an den Kopf heran. Nach einigen Augenblicken schaute er Haderlein ratlos
an.
    »Das ist
nicht der Kopf von Hans Kiesler«, sagte er bestimmt.
    Haderlein
und Lagerfeld, der ihnen gefolgt war, blickten sich überrascht an. »Isser
nicht?«, platzte es aus Lagerfeld heraus.
    »Nein,
ist er nicht«, sagte Baron von Rotenhenne überzeugt. »Diesen Mann habe ich noch
nie zuvor gesehen.« Sprach’s und hielt sich wieder die Nase zu.
    »Ist er
also nicht«, wiederholte nun auch Haderlein kopfschüttelnd die Feststellung des
Barons, während Lagerfeld fast unwirsch den toten Kopf anblickte. Bevor auch
noch irgendwer irgendetwas zu der verworrenen Angelegenheit äußern konnte,
platzte Huppendorfer mit dem Spurensicherer herein. Im Vergleich zu Letzterem
hatte ihm der kleine Sprint zum Ortseingang nichts ausgemacht.
    »Chef, da
ist kein Laster. Wir haben eine Streife losgeschickt, die in Baunach noch mal
suchen soll, aber ich glaub, der Laster ist weg«, erklärte er, während der noch
um Atem ringende Spurensicherer beifällig nickte.
    »Das wird
ja immer besser«, knurrte Haderlein. In seinem Kopf begann es zu arbeiten. Aber
es wurde nicht nur besser, sondern allmählich auch äußerst interessant.
    »Lagerfeld,
du rufst jetzt Fidibus an und schilderst ihm die Sachlage. Er soll auf der
Stelle eine Fahndung nach diesem Hans Kiesler und seinem Laster rausgeben. Ich
werde mit dem Baron gleich auf der Dienststelle vorbeischauen, damit wir
möglichst schnell eine Identifizierung des Kerls vornehmen und ein
Fahndungsfoto erstellen können. Du bleibst währenddessen hier, Bernd, und
betreust die ganze Sache. Jeder Zentimeter dieses Grundstückes soll
fotografisch abgelichtet werden. Das Gleiche gilt für das Gartenhaus. Außerdem
schickst du die Spusi dahin, wo der Laster bisher geparkt hat. Ich will alles
haben, was die dort vom Teer kratzen können, klar?«
    Kommissar
Lagerfeld verzog das Gesicht. Den Tatort beaufsichtigen? Super, das würde sich
bestimmt bis spät in die Nacht hinziehen. Eigentlich hatte er vorgehabt, heute
die Toilette in der Mühle fertig zu fliesen.
    Haderlein
schaute ihm kurz und tief in die Augen und wusste sofort, was er dachte. »Tut
mir leid, Bernd, aber deine private Baustelle wird wohl heute auf dich
verzichten müssen.«
    Lagerfeld
nickte und wandte sich pflichtschuldig um, um ungestört mit Fidibus zu
telefonieren. Der würde sich schön wundern, wozu sich sein dämlicher
Veräppelungsversuch mit den drei Frauenleichen ausgewachsen hatte. Grimmig
lächelnd drückte er auf seinem Handy die Kurzwahltaste für die Dienststelle.
Sein überaus geliebter Dienststellenleiter Fidibus würde jetzt ganz schnell ganz
kleine Brötchen backen müssen. Endlich mal etwas Aufbauendes an diesem bisher
so miesen Tag.
    Als sich
Honeypenny meldete, bat er sie, das Telefon an Fidibus weiterzureichen. Ein
Grinsen stahl sich in sein Gesicht. »Ich bin’s, Chef«, meinte er locker flockig,
als Robert Suckfüll endlich am Hörer war.
    »Ah, der
Kollege Lagerfeld, wie passend. Wenn man vom Teufel spricht, nicht wahr?«,
hörte er ihn kichern. Fidibus dachte wohl immer noch, er würde nach den
Pseudoleichen des Barons graben. Aber das Lachen würde seinem Chef gleich
vergehen, wenn der erfuhr, was in Baunach los war. Also begann er mit seinen
dramatischen Schilderungen.
    Gregory
war ein erfahrener Mann. Es war nicht das erste Mal, dass er einen
Sonderauftrag zu erfüllen hatte. Für ihn war es letztlich einerlei, wen oder
was er zu erlegen hatte:

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