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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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gleichen Modelle mit je fünf Schuss
elf Millimeter Spezialmunition. Dem einen Gewehr entnahm er das Magazin,
steckte es ein und warf die Waffe in den Wald. Knirschend krachte das Gewehr
gegen eine mittelalte Fichte. Selbst wenn es nicht vollkommen zerstört war, so
hoffte er, dass niemand mehr mit dieser Waffe jetzt noch geradeaus schießen
konnte. Das andere Gewehr sowie den GPS -Scanner
nahm er an sich und stieg zu seiner vormaligen Warteposition hinter dem Stein
hinauf. Sofort gab das Gerät einen hellen Ton von sich.
    Er nahm
seine alten Schuhe in die Hand und lief probehalber ein paar Meter mit ihnen
den Pfad hinauf. Das Dauersignal des Geräts, das er am Stein liegen gelassen
hatte, verstummte auf der Stelle. Er schaltete es aus, um seine Schuhe in aller
Ruhe gewissenhaft zu untersuchen. Es waren schwarze Outdoorstiefel der Firma
Merrel mit einem knöchelhohen Schaft. Er zerlegte die Schuhe mit dem
Survivalmesser und fand schon nach kürzester Zeit, wonach er suchte. Auf der
Knöchelaußenseite war in beide Stiefeln ein kleiner Schlitz geschnitten und ein
Mikrochip gesteckt worden. Er schaltete den Scanner wieder ein und zertrümmerte
die beiden Wanzen mit einem Stein. Auf der Stelle verstummte das Signal des
Ortungsgerätes, und das Display zeigte nur noch die aktuelle Position in
Längen- und Breitengrad sowie ein großes Fragezeichen an. Also hatten sie die
ganze Zeit gewusst, wo er sich aufhielt. Sie hatten nur darauf gewartet, ihn
wie einen Hasen abzuknallen.
    Die
Fragen häuften sich im Vergleich zu den Antworten. Wer war hinter ihm her?
Warum versuchte man ihn umzubringen, und woher wusste er, wie man zwei schwer
bewaffnete Männer mit bloßen Händen ausschalten konnte? Und die wichtigste
aller Fragen: Was, zum Kuckuck, war hier los? Ihm dröhnte der Kopf, aber auch
das half nichts. Kein norwegischer Troll würde aus dem Boden wachsen und ihm
sämtliche Antworten auf seine Fragen auf einem Silbertablett servieren. Er
musste weitermachen und darauf vertrauen, dass sich ihm im Laufe der Zeit ein
Mysterium nach dem anderen offenbarte. Hoffentlich würde er solange am Leben
bleiben.
    Er bückte
sich, um die Reste seiner Schuhe einzusammeln. Auch hier würde er alle Spuren
beseitigen. Als er nach den herausgerissenen Einlagen griff, die einmal das
Fußbett gewesen waren, stutzte er. Auf der Unterseite der linken Einlage klebte
ein kleines Etikett. Die Schrift darauf war zwar durch seinen Fußschweiß schon
etwas verwischt, aber noch einigermaßen zu entziffern. Wo einmal der Preis
gestanden hatte, fehlte das Papier des Aufklebers, doch darüber stand groß und
deutlich: »Rolands Bergladen, Bamberg«.
    Plötzlich
schossen ihm zusammenhanglose Bilder durch den Kopf. Bamberg. Er spürte, dass
ihn etwas mit diesem Namen verband. Bamberg! Er erschauerte. Der Name eines
Ortes, einer Stadt, die er kannte und die etwas in ihm bewegte. Immer mehr
Bilder stiegen vor seinem geistigen Auge auf. Nicht bei allen stellte sich ein
sofortiges Begreifen ein, aber mit Bamberg konnte er etwas anfangen. Endlich
ein glasklarer Fingerzeig, mit dem er arbeiten konnte. In Windeseile
verscharrte er die zerlegten und zertrümmerten Schuhe und Wanzen, schnappte
sich das Gewehr, steckte den Scanner in die rechte Hosentasche und eilte
stolpernd den Pfad hinunter. Das Gewehr hielt er ungesichert in der Armbeuge.
Im Tal hatte er neben dem Fjord eine Straße gesehen, und die beiden Männer
waren bestimmt nicht zu Fuß hergelaufen. Vielleicht hatte er ja Glück und würde
auf einen fahrbaren Untersatz und auf weitere Hinweise stoßen.
    Baron von
Rotenhenne und Kriminalhauptkommissar Haderlein hatten kaum die Dienststelle
der Kriminalpolizei in Bamberg betreten, als Robert Suckfüll alias Fidibus auch
schon auf sie zugerannt kam. In der Hand hielt er eine trockene Zigarre, was
aus dem Kriminalfachjargon dieser Amtsstube in Normalsprech übersetzt so viel
bedeutete, als dass sie nicht angezündet war. Seit Fidibus vor einigen Jahren
sein eigenes Büro mit einer schlicht und einfach vergessenen Zigarre
abgefackelt hatte, durfte er die Dinger in der Hand halten, sie durchaus auch
zum Mund führen, aber ganz bestimmt nicht anzünden. Das hätte ihm im Extremfall
nicht nur einen Riesenanschiss von Miss Honeypenny beschert, sondern eventuell
auch noch eine Tracht Prügel. Meistens aber war sich Fidibus seiner
Schusseligkeit durchaus bewusst und bedurfte keinerlei Androhung von Gewalt
oder Sanktionen. Rauchen konnte er ja schließlich in seiner

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