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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Freizeit oder zu
Hause – dort allerdings auch nur vor der Tür oder in seinem betonierten
Kellerraum. Seine Frau kannte schließlich ihren Pappenheimer und hatte keine
Lust, dass ihr zerstreuter Superjurist die frisch renovierte Stadtwohnung
abfackelte.
    »Na,
Haderlein, wen haben Sie denn da mitgebracht? Welch seltener Glanz in dieser
Hütte!«, jubelte ihnen Fidibus entgegen. »Herr Baron, ich hoffe, mein junger
Kommissar Schmitt konnte die Angelegenheit die Gräfinnen von Scheßlitz
betreffend zu Ihrer Zufriedenheit aufklären?« Er schüttete sich so vor Lachen
aus, dass er erst nach einigen Sekunden des Beifallheischens bemerkte, dass er
mit seinem Humor allein auf weiter Flur war. Nervös drehte er seine Zigarre
zwischen den Fingern.
    »Ja, nun
denn. Wo ist er denn eigentlich, unser lieber Lagerfeld?« Erwartungsvoll
blickte er zwischen Haderlein und dem Baron hin und her, während die Zigarre
zwischen seinen Fingern allmähliche, aber stetige Auflösungstendenzen zeigte.
    »Vielleicht
sollten wir uns erst einmal in Ihr Büro setzen, Chef«, sagte Haderlein und schob
den zaghaft protestierenden Fidibus vor sich her in dessen Büro. Dort setzten
sie sich um den großen Tisch des Dienststellenleiters. Haderlein hatte
natürlich den erbarmungswürdigen Versuch Lagerfelds mitbekommen, seinen Chef
über die dramatisch veränderte Sachlage auf dem Rotenhenne’schen Anwesen in
Kenntnis zu setzen. Lagerfeld hatte nach etlichen Ansätzen schließlich völlig
entnervt aufgelegt und war Richtung Gartenhaus entschwunden. Offensichtlich
ertrug er für den Rest des Tages tatsächlich lieber Gestank und
Fliegenschwärme, als sich noch weiter mit seinem Chef abgeben oder fliesen zu
müssen. Also würde wieder er, der dienstälteste Kommissar in ganz Nordbayern,
die Sache in die Hand nehmen.
    »Die
Gräfinnen von Scheßlitz sind nicht unser Problem«, erklärte er, während er
gleichzeitig eine Hand beruhigend auf den Arm des Barons legte, der zu dieser
Aussage natürlich eine völlig andere Meinung hatte.
    »Nicht?
Wie schade.« Robert Suckfüll grinste die beiden an, während sich auf dem Boden
neben seinem Bürostuhl die ersten Zigarrenkrümel anhäuften. »Aber gut, was ist
es dann? Da bin ich aber gespannt, mein guter Haderlein.«
    »Nun,
unser Problem ist eher der abgetrennte Männerkopf, den wir im Gartenhaus des
Mannes gefunden haben, der hier neben mir sitzt.«
    Vor
Überraschung warf Fidibus die Arme nach oben, die Zigarre flog ihm aus der
Hand, wurde von der Glasscheibe in seinem Rücken gestoppt und fiel zu Boden.
Das war nicht mehr lustig. Er hatte doch nur ein einziges Mal versuchen wollen,
etwas Stimmung in die Polizeiarbeit zu bringen. Also wirklich.
    »Mensch,
Haderlein«, machte er jetzt angefressen seiner Wut Luft, »die gleiche Nummer
hat Lagerfeld heute auch schon bei mir probiert. Da müssen Sie doch nicht auch
noch –«
    Die Tür
öffnete sich, und Honeypenny reichte Haderlein ein bedrucktes DIN-A 4-Blatt, welches dieser wiederum seinem Chef
wortlos auf die Schreibtischplatte legte. Der Ausdruck auf Fotopapier zeigte
den Kopf in seiner ganzen Pracht und in Großaufnahme. Honeypenny bemerkte die
dicke Luft sofort und verflüchtigte sich flugs.
    »Was ist
das?«, fragte Fidibus abwesend, während seine Hände unter dem Tisch nach den
Resten seiner Zigarre tasteten.
    »Nun,
ganz sicher ist das keine Gräfin von Scheßlitz«, erwiderte Haderlein bissig.
»Das ist der abgetrennte Kopf, von dem ich die ganze Zeit versuche zu
berichten.«
    Fidibus
bemerkte die ungewohnte Strenge in der Stimme seines erfahrensten Kommissars
und beschloss, nun doch einmal einen genaueren Blick auf den Ausdruck zu
werfen. »Das ist ja entsetzlich!«, entfuhr es ihm spontan. »Wer ist denn zu so
einer grauenhaften Tat fähig, um Himmels willen!« Seine Hände hatten die
Zigarre vergessen und hielten nun das Abbild des abgetrennten Männerkopfes.
    »Wissen
wir denn schon, wer das ist?«, fragte er in die Runde.
    »Ich habe
diesen Menschen jedenfalls noch nie zuvor in meinem Leben gesehen und habe auch
keine Ahnung, wie der Kopf in mein Gartenhaus gekommen ist«, meldete sich
erstmals der Baron zu Wort. Die Situation in der Polizeidienststelle war ihm
nicht ganz geheuer. Und diese leicht durchgeknallt wirkende Figur da vor ihm
sollte der Chef der Bamberger Kriminalpolizei sein? Den Typen hätte er ja nicht
einmal zum Hinaustragen des gelben Sackes engagiert. Aus dem Augenwinkel nahm
Haderlein den zweifelnden Blick des Barons

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