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Der Computer-Satelit

Der Computer-Satelit

Titel: Der Computer-Satelit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Der Keim eines primitiven Instinkts hatte auf die Erkenntnis reagiert, daß ein Teil des Systems verwundbar war. Es war zwar nur ein winziger Nadelstich, aber der erste Floh hatte gestochen.
    Darauf ließ man die Abschaltungssequenz in einem Zyklus mit Intervallen von einer Sekunde kontinuierlich weiterlaufen. Mit jedem Zyklus wurde die Reaktion von Spartakus verstärkt. Jetzt waren die Maschinen mit dem nächsten Zug an der Reihe. Um die Kommandoebene herum stieg die Spannung, während die Wartezeit auf eine Reaktion immer länger wurde. Krantz saß regungslos an seinem Platz, während Dyer ruhelos auf der Kommandoebene hin und her lief, die Displays musterte und den Konsolen-Operateuren über die Schulter sah. Linsay stand bei seiner Gruppe von Stabsoffizieren und brachte die Zeit herum, indem er über die Kristallkugel die Ereignisse an anderen Stellen von Janus verfolgte. In der Welt jenseits der Grenzen des Regierungszentrums verlief alles wie seit Monaten. In Pittsburgh spuckten die Hochöfen Strahlen von flüssigem Feuer aus; Walzwerke röhrten, und Dampfhämmer stampften. Die Fabriken und Fließbänder in Detroit spielten mit ihren Robotern Orchestersymphonien in Metall, während die automatischen Mähdrescher auf den Feldern von Sunnyside arbeiteten und lautlose elektronische Finger von der Nabe aus den pausenlosen Dialog zwischen Janus und den drei IRB-Schiffen fünfzig Meilen weit draußen im Weltraum aufrechterhielten. Die unterirdischen Taxis trugen Einkäufer und Pendler zu den geschäftigen Vierteln und Geschäftsdistrikten von Downtown. Flieger breiteten träge im Freizeitbereich an der Nabe, wo die Schwerkraft fast den Nullpunkt erreichte, ihre Nylonflügel aus und schwebten in Zeitlupe über ihm. Einige Nachzügler bauten sich in Paris mit der Hilfe einer
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    gemischten Drohnenschwadron ihre Häuser, während die Bewohner von Berlin eine Felddienstübung durchführten. Alles war genau so, wie es sein sollte — eine Welt im Kleinformat.
    Plötzlich geriet in die Gruppe Bewegung, die auf dem Podest die Schirme beobachtete. Im gleichen Augenblick durchlief eine Welle von Murmeln den Raum, als eine Menge von Schirmen die gleiche Geschichte erzählten. Dyer sprang die drei niedrigen Stufen zu dem Podest hoch und trat zu Krantz und zwei KIM-Wissenschaftlern, die zu einem der Displays hin gestikulierten. Die Statusmeldungen für das System besagten, daß SP Drei ohne Unterbrechung in Funktion war. Das Programm, das ihn an- und abschalten sollte und unter normalen Umständen vor allem anderen Vorrang gehabt hätte, war auf irgendeine Art und Weise unterbrochen worden. Spartakus hatte den Eröffnungszug der Wissenschaft mit seinem ersten eigenen Zug beantwortet.
    Linsay stand direkt darunter und sah fragend hoch.
    „Die feindliche Batterie hat das Feuer zum erstenmal erwidert", sagte Dyer zu ihm.
    „Irgendwelche Überraschungen?" fragte Linsay.
    Dyer schüttelte den Kopf.
    Linsay nickte und ging weg.
    Dieses Ergebnis hatte man erwartet. Jetzt konnte nichts mehr passieren, bis die Computerwissenschaftler genau analysiert hatten, wie Spartakus seinen Erfolg erreicht hatte. Frank Wescott, Fred Hayes und Chris drängten sich bereits um eine der Konsolen, um erste Angaben darüber zu sammeln, was sich in dem System verändert hatte. Wahrscheinlich würde die Interpretation der Ergebnisse Stunden dauern: Möglicherweise konnten auch Tage dafür nötig sein.
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    Dyer ging auf seinem Rückweg zu dem DatEx-Sektor durch die Bar vor der Cafeteria, nachdem er mit Krantz zu Mittag gegessen hatte, als er Laura bemerkte. Sie saß an einem Tisch, von dem gerade eine Gruppe von KIM-Leuten wegging. Er änderte abrupt seine Richtung, ging zu ihr hin und setzte sich.
    „Hallo", begrüßte ihn Laura. „Sagen Sie bloß nicht, Sie wollen sich
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    tatsächlich mit einer der Hofschranzen unterhalten, nachdem Sie den ganzen Morgen auf dem Thron gesessen haben. Was ist los — plagt Sie Ihr Gewissen, oder pflegen Sie den Kontakt mit der Truppe?"
    „Keins von beiden. Ich habe Lust auf einen Drink", grinste Dyer.
    „Oh. Einen Augenblick lang hatte ich gedacht, ich könnte der Grund sein."
    „Jetzt, da Sie es erwähnen, fällt es mir wieder ein. Ich wußte doch, daß da noch etwas war."
    „Wissen Sie, was ich an Ihnen mag?" sagte Laura seufzend. „Sie bringen es immer irgendwie fertig, daß eine Frau sich fühlt wie eine Königin. Sie wissen schon, was ich meine . . . Das muß bei Ihnen eine Art von Naturtalent

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