Der Computer-Satelit
sein."
Dyer hörte ihr mit einem ernsten Gesichtsausdruck zu und nickte feierlich seine Zustimmung. „Es ist allerdings nicht leicht", sagte er ihr. „Daran muß man hart arbeiten."
Laura beobachtete ihn mit einem verzweifelten Gesicht, als er mit Hilfe der Tastatur auf dem Tisch seinen Drink bestellte. Er sah auf ihr Glas und bestellte einen zweiten, ohne sie zu fragen.
„Also", sagte sie nach einigen Sekunden. „Ich darf wohl annehmen, daß alles in Ordnung ist. Kim hat gesagt, alles läuft gut."
„Kim? Die habe ich gar nicht gesehen", sagte Dyer überrascht.
„Wir haben uns beim Essen unterhalten. Sie ist schon früh zurückgegangen, weil sie noch etwas aufzuräumen hatte." Laura sah ihm einen Moment lang prüfend ins Gesicht, als wartete sie auf eine Reaktion und fragte dann: „Warum ist sie hier?"
Dyer zuckte auf eine, wie er hoffte, lässige Art, die Achseln. „Sie gehört zu dem Team. Warum wollen Sie das wissen?"
„Eigentlich bin ich nicht sicher . . ." Ihre Stimme hatte einen abwesenden Tonfall angenommen. „Wußten Sie, daß ihr erster Mann umgekommen ist?"
„Was?" Dyers Überraschung war echt.
„Vor vier Jahren. Es ist bei einem Zusammenstoß in der Luft irgendwo über Europa passiert. Schließlich sind sie darauf gekommen, daß es auf einen Programmierungsfehler in den Computern zurückzuführen war, den man nicht bemerkt hatte."
„Nein, das wußte ich nicht." Dyer breitete in einer Geste von Mitleid seine Hände aus. „Das ist schlimm. Wahrscheinlich wird es sich nie verhindern lassen, daß derartige Dinge passieren. Nein . . . das wußte ich wirklich nicht."
210
"Das ist der Grund, warum sie seitdem Computer haßt", sagte ihm Laura. Sie fing seinen ungläubigen Blick auf und nickte, um ihre Aussage zu bekräftigen. "Sie haßt sie ... alles, was mit ihnen zu tun hat. Wahrscheinlich hat sie das irgendwie tief berührt. Ich weiß nicht, wie — Sie sind der Psychiater. Das ganze Unternehmen hier hat ihr tödliche Angst gemacht. Deshalb habe ich mich darüber gewundert, daß sie mitgekommen ist."
Dyer sah Laura lange prüfend an. "Haben Sie das alles in der Unterhaltung gerade eben berührt?" fragte er.
Laura schüttelte den Kopf. "Um Gottes willen, nein. Seit wir in Vokes waren, haben wir uns bei verschiedenen Gelegenheiten oft unterhalten. Es würde Sie überraschen, was alles angesprochen wird, wenn Frauen sich unterhalten."
Die Drinks kamen, und Dyer nahm sie aus der Ausgabe heraus. Laura sah ihm mit zur Seite geneigtem Kopf zu und sagte dann: „Möchten Sie wissen, warum sie meiner Meinung nach hier ist?"
„Warum?"
„Weil Sie hier sind."
Irgendwie überraschte ihn diese Aussage nicht. Er hielt seinen Blick auf das Glas gerichtet, das er auf dem Tisch umherschob, und antwortete automatisch: „Sie sind verrückt."
„Kommen Sie, Ray. Ich habe Augen und Ohren. Ich habe nicht erst gestern meine erste Schulmädchenromanze gelesen. Sie mußte nicht mit auf Janus kommen. Sie hätte weiter bei CUNY bleiben oder irgendwo einen anderen Job annehmen können."
Dyer sah auf, und ihre Augen trafen sich. In dem Bruchteil einer Sekunde, der darauf folgte, erkannte er, daß es keinerlei Sinn hätte, jetzt einen jener rituellen, festgelegten Dialoge anzufangen, die Leute benutzen, um nicht zur Sache kommen zu müssen, und ihn dann manchmal Jahre, wenn nicht gar ihr ganzes Leben lang fortsetzen. In seinem Innern wußte er es. Laura wußte, daß er es wußte. Er wußte, daß Laura wußte, daß er es wußte, und so weiter. Er warf die Hände hoch und sank in seinem Stuhl zusammen.
„Also gut, vielleicht haben Sie recht. Ich kann nichts daran ändern. Ich bin nur der Leiter eines Computerteams." Plötzlich fragte er sich, wieviel Laura noch über Kim wußte, wovon er keine Ahnung hatte. Um sie zu prüfen, sagte er: „Außerdem ist sie sowieso verheiratet, und da kann ich mir nicht vorstellen, daß sie noch weiter reichende Pläne hat."
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„Ich wäre nicht überrascht, wenn das anders wäre”, sagte Laura darauf. „Ich habe das Gefühl, daß dieser Tony sich vielleicht abgeseilt hat. Ich weiß nicht . . ein oder zwei Dinge, die sie zu mir gesagt hat, haben da bei mir gewisse Zweifel aufkommen lassen. Außerdem geht mich das sowieso nichts an."
Dyer legte seine Handflächen aneinander und stützte die Fingerspitzen an sein Kinn.
„Und was ist mit uns?" fragte er. „Glauben Sie, sie ist dahintergekommen, wie es bei uns aussieht?"
„Vielleicht", sagte Laura. „Sie scheint
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