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Der Computer Satellit

Der Computer Satellit

Titel: Der Computer Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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für die Annahme gibt, dass sie irgendwelche Ähnlichkeiten mit menschlichen Emotionen besitzen sollten. Unsere Emotionen stammen von den Bedürfnissen für den Kampf ums Überleben ab und hätten für ein System mit völlig anderen Ursprüngen keinen inhärenten Wert.«
    »Das erscheint mir als die vernünftigste Theorie«, bestätigte Dyer.
    »Interessant«, meinte Manning nachdenklich halb zu sich selbst. »Ich möchte gern wissen, welche Eigenschaften das sein könnten. Wie Ray sagt, würden sie wahrscheinlich die grundsätzlichen Funktionen reflektieren, für die das System konstruiert ist.«
    »Nun, in einem Fall wie TITAN könnte es sich als unersättlich neugierig erweisen … oder zwanghaft rational oder effizient oder etwas Derartiges«, schlug Conran vor. »Wenn man es so betrachtet, gibt es auf jeden Fall keinen Grund, warum er sich für irgendjemanden zu einer Bedrohung entwickeln sollte. Oder?«
    »Und wie steht es dann mit dem Bewusstsein?« fragte Sally. »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er das Stadium erreicht, in dem er nicht nur Kenntnisse besitzt, sondern auch noch weiß, dass es so ist?« Dyer nickte schon, bevor sie die Frage zu Ende geführt hatte.
    »Dazu bin ich wiederum der Meinung, dass sich eine solche Eigenschaft, wenn er sie jemals entwickeln würde, radikal davon unterscheiden würde, wie wir Menschen Bewusstsein verstehen.« Er unterbrach sich eine Sekunde, um seine Gedanken zu sammeln, während die drei Besucher erwartungsvoll abwarteten. »Ein Mensch ist sich dessen bewusst, dass er in dem lokal begrenzten Bereich existiert, der durch seine Sinneseindrücke für ihn definiert wird. Er hat die Fähigkeit entwickelt, gedankliche Modelle zu konstruieren, in denen dieser Bereich erweitert wird, während ein System wie TITAN das Universum über Milliarden von sensorischen Apparaturen aufnimmt, die über die gesamte Erdoberfläche und darüber hinaus verteilt sind. Darüber hinaus erfasst er mit seinen ›Sinnen‹ über Protonenmikroskope in Forschungslaboratorien bis zu den großen astronomischen Teleskopen, die die Erde umkreisen, das gesamte Spektrum … von Detektoren zur Erfassung von galaktischen Schwerkraftwellen bis zu den Infrarot-Sensoren, die in die großen ozeanischen Gräben hinabgelassen werden.« Dyer ließ seine Augen über die drei Gesichter vor ihm wandern und breitete ausdrucksvoll seine Hände aus. »TITAN bewegt zur gleichen Zeit überall Millionen von Teilen von sich selbst – die ISA-Sonden, die auf Jupiter herumschnüffeln … Robot-Lasttransporter unter den Polkappen … alle möglichen Geräte. Wie können wir es auch nur versuchen, uns vorzustellen, wie ein Bewusstsein, das uns derartig fremd ist, sich selbst und das Universum um es herum wahrnehmen würde?«
    Sie diskutierten noch längere Zeit über dieses Thema. Schließlich warf Jacob Manning die Frage auf, ob der Mensch in der Lage sei, eine Methode zu entwickeln, mit einer so fremden Intelligenz zu kommunizieren.
    Dyer dachte darüber nach und antwortete dann: »Also, wir kommunizieren natürlich schon ständig mit ihr … zumindest mit Teilen von ihr. Wenn Sie aber das meinen, was Sie nach meiner Schätzung meinen – werden wir jemals mit ihm in der Gesamtheit sprechen können –, dann bin ich nicht so sicher.«
    »Wieso nicht?« fragte Sally mit leicht enttäuschter Stimme.
    »Sie werden das Problem erkennen, wenn Sie zum Beispiel den menschlichen Organismus zum Vergleich heranziehen«, antwortete Dyer. »Alle Zellen und Organe des Körpers kommunizieren mit ihren eigenen speziellen Sprachen miteinander – über chemische Boten, Nervencodes und ähnliches. Das Individuum in seiner Gesamtheit aber versteht diese Sprachen nicht. Die Prozesse, um die es in ihnen geht, werden unbewusst kontrolliert.
    Meiner Ansicht würde das gleiche zutreffen, wenn TITAN jemals die mit Bewusstsein gekoppelte Intelligenz entwickeln würde, über die wir uns unterhalten haben. Die ökonomischen, kommerziellen, industriellen und wie auch immer beschaffenen Prozesse, für deren Bewältigung er konstruiert ist, sind ausnahmslos Teile eines umfassenderen Organismus. Er würde die Sprache nicht beherrschen, mit denen die Transaktionen in seinem Innern durchgeführt werden … Ich glaube nicht, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt sich jemand von uns vorstellen könnte, welche Sprache von ihm gesprochen würde.
    Um Ihre Frage also zu beantworten – nein, ich glaube nicht, dass wir mit ihm sprechen könnten, nicht mit

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