Der Computer Satellit
Erfahrung einer Bedrohung ihrer Existenz und ohne die Möglichkeit, sich ihrer Verwundbarkeit auch nur bewusst zu werden, mit fast absurder Leichtigkeit erreicht werden: Man brauchte sie nur abzuschalten, und damit war die Übung zu Ende.
Das Ziel war es vielmehr herauszubekommen, wie weit sich ihre Verteidigungsmaßnahmen als Reaktion auf wiederholte Demonstrationen ihrer Verwundbarkeit entwickeln konnten. Man ging von der Hoffnung aus, dass die simulierte Darstellung von Ereignissen, die in der normalen Umgebung der Erde geschehen konnten, Ereignissen, die für den Menschen unbedeutend sein könnten, die aber ein System, das einen Überlebensinstinkt entwickelt hatte, als potenzielle Bedrohung einstufen konnte – wie zum Beispiel Stromabschaltungen –, dieses Ziel erreichen konnte.
Die einzige Möglichkeit, dem System bewusst zu machen, dass es verwundbar war, bestand darin, es einfach abzuschalten und es seinen logischen Fähigkeiten zu überlassen, sich die Implikationen davon zu überlegen. Es lag jedoch auf der Hand, dass es in abgeschaltetem Zustand nicht in der Lage wäre, sich irgendetwas zu überlegen, von Schutzmaßnahmen ganz zu schweigen. Das hieß, dass man es wieder anschalten musste.
Nach wiederhergestellter Energiezufuhr würde die Maschine aufgrund ihrer Programmierung auf das Wissen reagieren, dass sie abgeschaltet worden war, und leicht besorgt oder zumindest neugierig werden. Wiederholungen dieses Vorgangs – einfache Abschaltung von Schlüsselteilen der Maschine und danach wieder Anschaltung – würden ihre Reaktionen auf diese ›Belästigung‹ verstärken, bis sie, wie ein Hund, den es juckt, mit Experimenten begann, die diese Belästigung zum Verschwinden bringen sollten.
Kims Gruppe war für die Entwicklung der Programmierung verantwortlich, die dieses Verhalten herbeiführen sollte, und im Verlauf der letzten Wochen bei CUNY und in dem in Fort Vokes eingerichteten Computerlabor war die Arbeit daran fortgeführt worden. In diesem Gebiet verlief der Fortschritt nach Plan.
Alles aber, was die bisherige Arbeit erreichen würde, war ein Computer, der besorgt war. Selbst dann, wenn er entsetzlich unter seiner Paranoia litt – was konnte er schon daran ändern? Wie Ron gesagt hatte, waren Computer nicht dazu konstruiert, Gewehre zu tragen und Handgranaten auf vermeintliche Angreifer zu werfen. Hier begann die Aufgabe von Fred Hayes und seiner Gruppe. In einem Behelfslabor in dem ›Eierkopf-Block‹ – einem Gebäude, das dem Wissenschaftlerteam als Arbeitsraum zugewiesen worden war – beschrieb Hayes einige der Techniken, von denen man erwartete, dass das System mit ihnen zur Entwicklung von Methoden der Selbstverteidigung experimentieren würde.
»Hier haben wir ein Beispiel für eines der Baumodule, die für die Errichtung der Gebäude in Janus eingesetzt werden«, sagte er und bedeutete den anderen durch eine Handbewegung, ihm zum offenen Bereich bei der Labortür zu folgen. Sie bildeten einen lockeren Kreis um ein zweieinhalb Meter hohes Paneel, das aus einem beschichteten Blech bestand und durch ein kräftig aussehendes Gerüst aus Aluminiumträgern gestützt wurde. Es stand aufrecht und frei von der Wand in dem Stützgerüst und ließ ihnen viel Platz für eine Prüfung von allen Seiten. Dyer ging langsam um das Paneel herum und registrierte ohne Hast die Details der Halterungsösen und Feststellriegel an seinen vier Seiten, und kam dann zu Frank Wescott hinüber, der sich gerade vorlehnte und prüfend mit einem Finger über Teile der Oberfläche strich.
Frank hatte ein blasses, dünnes Gesicht, dessen Linien in spitzen Winkeln zusammentrafen. Er trug sein Haar kurz und altmodisch gescheitelt, und sein dünnlippiger Mund zog sich an den Ecken permanent nach unten, was ihm einen etwas humorlosen und kleinlichen Gesichtsausdruck verlieh. Das konnte er tatsächlich auch manchmal sein, aber er verstand sich erstklassig darauf, versteckte Fehler in komplexen Programmen aufzuspüren, und darauf kam es hauptsächlich an.
»Ich dachte, es wäre Plastik und billig«, sagte Frank und sah auf. »Das ist es aber nicht. Schwer zu sagen, was es genau ist. Fühlt sich aber schön kräftig an.« Es klang so, als sei er leicht enttäuscht.
»Wenn Janus aus Mondgestein besteht, glaube ich nicht, dass Sie dort viel Plastik finden werden«, bemerkte Dyer. »Ich glaube, Sie werden dort überhaupt nicht viel finden, wozu Kohle nötig ist. Wahrscheinlich ist es irgendein Material auf
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