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Der Computer und die Unsterblichen

Der Computer und die Unsterblichen

Titel: Der Computer und die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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anhimmelte. Sie hätte alles für dich getan.«
    »Dieser verdammte Extro«, murmelte er.
    »Hab' ich das nicht schon mal gehört? ›Ich war es nicht; es war der andere.‹«
    »Du verstehst nicht, Guig.«
    »Dann erkläre es.«
    »Als ich ein Junge war, Guig, hießen meine Idole Galileo, Newton, Einstein; alle die großen Entdecker. Und nun habe ich etwas entdeckt. Kannst du mir verübeln, daß ich dafür kämpfe? Hast du meine Kryonauten gesehen?«
    »Ich habe dich und das Extro-Kommunikationsnetz gesehen. Ist das deine Entdeckung?«
    »Es gehört dazu. Du mußt meine Kryos gesehen haben. Ich kenne dich, Bruder.«
    »Hör bloß mit dem Schmalz auf. Ja, ich habe sie gesehen.«
    »Und?«
    »Soll ich ehrlich sein?«
    »Ja.«
    »Sie sind schön. Faszinierend. Zutraulich. Schreckenerregend.«
    »Du hast keine Ahnung von ihrem Potential. Sie denken und senden auf der Alpha-Wellenlänge. Darum können sie nicht sprechen. Sie sind brillant. In ein paar Monaten werden sie Universitätsniveau erreicht haben. Sie sind unglaublich freundlich – nicht die Spur von Feindseligkeit. Und sie haben eine bemerkenswerte Qualität, von der ich noch nie gehört habe – sie haben eine elektronische Wertigkeit. Du weißt, wie die Menschen auf Wetter reagieren. Sie reagieren auf die oberen Bereiche des elektromagnetischen Spektrums, über dem Sichtbarkeitsbereich. Wenn du Strom durch ein Kabel schickst, sind sie erheitert oder deprimiert, das hängt von Volts und Ampères ab. Guig, sie sind wunderbar. Warum Schrecken?«
    »Weil sie auf einen anderen Planeten gehören.«
    »Das ist Unsinn, Guig. Du mußt sehen ...«
    »Sequoia, wir sind Mitglieder der Menschheit. Wir sind jedem Menschen Loyalität und Freundschaft schuldig. Richtig?«
    »Und was ist mit denen, die du umgebracht hast?«
    »Ah, du triffst hart. Ich schäme mich.«
    »Ist das vielleicht Loyalität und Freundschaft?«
    »In einem Sinne, ja. Ich wollte, daß alle wie wir werden und zur Gruppe gehören, gleichgültig, wie hoch der Preis dafür wäre.«
    »Und ich empfinde Loyalität und Liebe zu meinen drei Kryonauten. Ich möchte, daß alle wie sie werden.«
    »Indem du die Menschheit ausrottest?«
    »Es ist dieser verdammte Extro«, knurrte er. »Er ist der Mörder.«
    »Warum kannst du ihn nicht loswerden?«
    »Guig, du weißt, was eine doppelte Persönlichkeit ist, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ich leide darunter, daß ich eine vielfache Persönlichkeit bin. Ich habe das gesamte elektronische Netz im Kopf. Darum verstecke ich mich hier unten. Das ist ein weiteres, bemerkenswertes Phänomen, das erforscht werden muß, aber erst, wenn ich mit meinen Kryos fertig bin. Ich habe Zeit.«
    »Seltsames ist über dich gekommen, mein Freund. Ich beneide dich. Ich würde gern daran teilhaben. Aber du beginnst ein Massaker. Warum? Willst du die alten Indianerkriege Wiederaufleben lassen?«
    »Nein. Ich wollte es einmal, aber es ist mit den Jahren vergangen. Hör gut zu, Guig, ich will versuchen, es dir zu erklären. Vor zehntausend Jahren und noch danach lebten wir im Einklang mit unserer Umgebung. Wir nahmen nur, was wir brauchten. Wir gaben zurück, was wir nicht gebrauchen konnten. Wir waren alle ein Organismus, vereint mit Pflanzen und Tieren. Wir zerstörten das Gleichgewicht nicht. Und was ist daraus geworden? Und was ist nun? Wir haben zerstört und zerstört. Wo sind die fossilen Brennstoffe? Im Schwinden begriffen. Die Fische und Tiere? Alle untergegangen oder von der Ausrottung bedroht. Die Wälder und Dschungel? Verschwunden. Der einst fruchtbare Boden? Ausgelaugt, erodiert, abgetragen. Alles ist im Schwinden begriffen oder schon verschwunden. Bei Gott, Guig, wir sind eine Fehlentwicklung, eine gescheiterte Spezies, und ich werde versuchen, uns zu ersetzen. Als ich an der Entwicklung dieser Kapsel arbeitete, sagtest du, ich sei astromorph. Das stimmt nicht. Glaubst du, ich wolle, daß die Seuche Mensch die Sterne verpestet? Wir vergiften den Kosmos an seinen Wurzeln.«
    »Wenn du ersetzen sagst, meinst du töten.«
    »Nein, wir werden die fehlentwickelte Rasse einfach von der neuen verdrängen lassen. Töten ist das Rezept des Extro. Er ist ein Ungeheuer.«
    »Und du kannst ihn nicht abschütteln?«
    »Wie? Er hat sich für immer in mir eingenistet.«
    »Du willst ihn sowieso nicht loswerden.«
    »Nein, ich will es nicht. Er ist ein zu wertvolles Werkzeug, um es wegzuwerfen. Das Problem ist, daß ich es noch nicht beherrsche.«
    »Ja. Es ist wie ein Kampf von Riesen, aber du

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