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Der Computer und die Unsterblichen

Der Computer und die Unsterblichen

Titel: Der Computer und die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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bist in der Minderzahl, Bruder. Es heißt zwei zu eins.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ein anderer hat sich mit dem Extro zusammengetan, und du wirst von ihnen als Werkzeug gebraucht, Dummkopf. Du bist ihre Vermittlungszentrale, weiter nichts. Du wirst sie nie beherrschen.«
    »Vielleicht solltest du mich lieber töten, Bruder«, sagte er müde.
    Was sollte ein zorniger Mann darauf antworten? Gott sei Dank kam in diesem Augenblick ein Gleiter durch den Verbindungskorridor, hielt bei uns, und der Hebräer kletterte heraus und sagte: »Da haben wir sie also. Doktor Guess, nehme ich an. Ich bin Hillel, und hat es jemals echte Eincentmarken von Britisch Guyana gegeben, oder war es bloß eine Schnitzeljagd? Sehr ungeschickt. Mein lieber Guess, Sie müssen lernen, die Gruppe zu konsultieren, wenn Sie einen Schwindel abziehen wollen. Auf einen Computer können Sie sich nicht verlassen.«
    Hillys unerwartetes Erscheinen oder sein Aplomb machte Guess sprachlos.
    »Vorräte, wie ich sehe«, fuhr Hilly im Plauderton fort. »Ich schlage vor, Sie bringen sie zu Ihrem Quartier, und Guig und ich helfen Ihnen beim Abladen. Ich muß einen Blick auf Ihre Kryonauten werfen.«
    Der Häuptling stieg wortlos in seinen Gleiter und schnurrte die Kapselstraße entlang zur Höhle. Hillel und ich folgten. Lange Lanze kam aus dem Versteck und zischte. Ich schüttelte den Kopf, und er zog sich wieder zurück. Hilly nickte zustimmend. Nichts entgeht seiner Aufmerksamkeit. Mit einem Blick überflog er die Extraktionsanlage mit der Kapsel und mit einem zweiten die Kryonauten.
    »Sie sprechen nur Musik«, murmelte ich. Hilly nickte und sang ihnen etwas melancholisch Jiddisches vor, während er Sequoia abladen half. Sie waren hingerissen. Der Häuptling schwieg, wahrscheinlich beschäftigt, mit dem Unerwarteten fertig zu werden. Auch ich blieb still, weil ich in einem Dilemma steckte.
    »Doktor Guess«, sagte Hillel schließlich, »Sie und Ihre Kryonauten sind im Begriff, Geschichte zu machen. Verstecken Sie sich nicht hier unten. Kommen Sie heraus ans Tageslicht und lassen Sie sich von uns helfen. Sie wissen, daß Sie sich auf uns verlassen können.«
    »Nein. Diese Mission gehört mir allein.«
    »Selbstverständlich. Niemand wird gestattet sein, sich mit Ihren Verdiensten zu schmücken. Die sollen allein Ihnen gehören.«
    »Nein. Ich brauche keine Hilfe.«
    »Nun gut, greifen wir einen anderen Punkt auf. Ihre erstaunliche Symbiose mit dem Extro und dem elektronischen Kommunikationsnetz. Dieses Phänomen muß erforscht werden. Es ist ein Riesenschritt in der Evolution. Wollen Sie sich nicht von uns helfen lassen?«
    »Nein.«
    »Doktor Guess, Sie machen Geschichte und doch scheinen Sie sich selbst Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Warum? Nach Guigs Ansicht sind Sie nicht mehr der alte. Warum? Werden Sie vom Extro beherrscht?«
    »Nein.«
    »Beherrschen Sie ihn?«
    »Nein.«
    »Es ist wie eine schlechte Ehe. Weiß er, daß Sie sich hier unten verbergen?«
    »Ja, aber er kann mich nicht erreichen.«
    »Plappert Ihr Gleiter nicht, wenn Sie oben sind?«
    »Das Gedächtnis einer Maschine ist so lang wie der Komplikationsgrad seiner Elektronik. Der Gleiter nimmt nur die Ereignisse des jeweiligen Augenblicks wahr.«
    »Sagen Sie mir, Doktor Guess, warum verstecken Sie sich hier unten vor Ihrem Partner?«
    »Weil ich verwirrt bin, verdammt noch mal!« rief Sequoia. »Zuviel ist geschehen, und ich versuche es zu sortieren. Ich habe Schwierigkeiten mit meinen Kryos; sie sind schreckhaft, und ich weiß nicht, warum. Es gibt zu viel, was ich nicht weiß.« Er wandte sich verdrießlich ab und seinen Schützlingen zu, und Hilly nützte die Gelegenheit, mir zuzuflüstern: »Sieh dir das an, Guig.«
    Ich sah, daß er eine kleine Schachtel in der Hand hatte. Sie enthielt stählerne Nähnadeln.
    »Na und? Vielleicht will er Kleider für sie machen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Paß auf.«
    Er legte die Schachtel auf den Steinboden. Sie schwang von selbst herum und zeigte auf die Hochspannungskabel. Hilly drehte sie zurück, und sie schwang wieder herum. »Das beantwortet die Frage«, sagte er.
    »Welche Frage?«
    »Die Frage, die du dir noch nicht gestellt hast.«
    Ich wollte wissen, was er meinte, aber in diesem Moment machte Sequoia kehrt und fixierte uns mit einem düsteren Blick.
    »Um Himmels willen, laßt mich endlich in Ruhe!«
    »Ich verstehe«, sagte Hilly. »Sie sind halsstarrig. Es ist eine Folge der Ereignisse, die in letzter Zeit auf Sie

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