Der Consul
sagen, drängte ich mich an ihm vorbei und lief schnellen Schritts zur Haustür. Sie öffnete sich, bevor ich klopfen konnte. Der Butler schaute mich ausdruckslos an und sagte: »Sie wünschen?«
»Herrn Dr. Olendorff.« Ich zeigte ihm meinen Dienstausweis, den ich in der linken Hosentasche fand.
Er betrachtete den Ausweis gelangweilt und schloss die Tür. Ich klopfte mit der Hand gegen die Tür, es schmerzte. Die Tür öffnete sich einen Spalt, der Butler schaute mich an und sagte: »Wenn der gnädige Herr bitte einige Sekunden Geduld haben könnte.« Er zog die Tür ins Schloss.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich wieder öffnete. Der Butler sagte: »Folgen Sie mir bitte.« Er führte mich in das Zimmer, das ich bereits kannte. Olendorff erwartete mich. Er zeigte mit der Hand auf einen Sessel, um mir einen Platz anzubieten. »Ich dachte, wir hätten alles geklärt«, sagte er.
Es klopfte an der anderen Tür des Zimmers. Ein Pockengesicht mit einer Boxernase erschien im Türspalt. Ich kannte die Visage, es war einer der beiden Schläger. Ich sprang auf und zog meine Waffe. Das Gesicht verschwand, die Tür schloss sich. Ich bildete mir ein, den Mann noch grinsen gesehen zu haben. Ich stürzte zur Tür und riss sie auf. Niemand war zu sehen.
»Herr Kommissar, wen wollen Sie erschießen?« Er sagte es im Tonfall eines Mannes, der ein wütendes Kind beruhigte.
Ich knallte die Tür zu. »Dieser Mann ist bei Ihnen angestellt?«
»Das ist Herr Koletzke. Er ist mein Fahrer. Warum fragen Sie?«
»Dieser Mann hat mich letzte Nacht gemeinsam mit einem anderen zusammengeschlagen.«
Olendorff musterte mich. »Zusammengeschlagen?« Er schüttelte den Kopf. »Wann soll das gewesen sein?«
»Heute nacht, zwischen zwei und drei Uhr.«
Olendorff legte Mitleid in seinen Blick. »Ich bedaure, dass Sie angegriffen wurden, Herr Kommissar. Aber Herr Koletzke kann es nicht gewesen sein. Er saß um diese Zeit auf dem Stuhl, auf dem Sie gerade eben noch gesessen haben.«
»Nein, Herr Dr. Olendorff. Dieser Mann fuhr heute nacht zusammen mit einem anderen Mann in einem Maybach, ich schätze, es ist Ihr Automobil, kreuz und quer durch Berlin, um mich in einen Keller zu locken.«
Ich stellte mich wenige Zentimeter vor ihn. »Und wenn Sie mir jetzt erzählen wollen, Sie hätten mit diesem freundlichen Herrn heute früh hier gesessen, glaube ich Ihnen kein Wort. Und das heißt, ich bin überzeugt, dass Sie diesen feinen Herrn nicht nur schützen, weil er Ihr Angestellter ist, sondern dass Sie der Auftraggeber des Überfalls auf mich sind.«
»Sie sollten solche Vorwürfe beweisen können.« Es war eine Drohung.
»Es war Ihr Automobil, es war Ihr Fahrer, und Sie geben dem Mann ein falsches Alibi. Das ist fast so gut wie ein Beweis.«
»Es war keineswegs mein Auto, es war nicht mein Fahrer, und das Alibi stimmt. Ich habe nur einen Maybach, und der war in der fraglichen Zeit in der Werkstatt. Wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen die Anschrift der Werkstatt geben. Der Fahrer saß um diese Zeit auf diesem Stuhl.« Er zeigte auf den Stuhl. »Und die Behauptung, ich sei der Auftraggeber, veranlasst mich zu einer Beschwerde beim preußischen Ministerpräsidenten.«
»Die Werkstatt«, sagte ich. Ich mühte mich, ruhig zu bleiben.
Er hob seine Hände kurz, dann ging er zum Schreibtisch und schrieb etwas auf einen Zettel. »Bitte sehr!« »Rufen Sie Ihren Fahrer!«
Er ging wieder zum Schreibtisch und fasste unter die Tischplatte. Weit entfernt hörte ich ein Rasseln. Wenige Sekunden später öffnete sich die Tür. Koletzke trat ein. Er beachtete mich nicht. »Der Herr Kommissar wünscht Sie zu sprechen.«
Ich schaute in das Gesicht. Er war es, er hatte den Wagen gesteuert.
»Name und Adresse?« fragte ich.
»Horst Koletzke, ich wohne hier.«
»Zeigen Sie mir Ihre Hände!«
Er streckte mir lächelnd seine Hände entgegen. An der rechten erkannte ich rote Flecken auf den Knöcheln. Ich nahm die Hand und drücke fest auf einen dieser Flecken. Der Mann hatte Schmerzen, zeigte sie aber nicht. »Wo kommen die Flecken her? Das sind Spuren von gestern, stimmt’s?«
»Stimmt. Ich habe mir gestern die Hand gequetscht.« Er grinste mich an. »An der Motorhaube.«
»An der Motorhaube des Maybach, der in der Werkstatt steht?«
»Ich habe den Wagen gestern nachmittag hingebracht. Und als ich dem Mechaniker etwas zeigen wollte im Motorraum, ist es passiert.«
»Da können Sie ja froh sein, dass die Finger noch dran sind.«
»Jeder ist
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