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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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existierenden Apparat fiele? Dass er womöglich nicht existierende Genossen einer nicht existierenden fremden Macht bitten würde, die Sache zu erledigen? Jedenfalls niemanden, der direkt mit seinem nicht existierenden Apparat zu tun hat?«
    »Aha.«
    »Sie glauben mir nicht.«
    »Ich habe noch nie an etwas geglaubt, das es nicht gibt.«
    »Dann sind wir ja Geistesverwandte.«
    »Eher nicht.«
    »Langer Rede kurzer Sinn, ich war es nicht. Niemand, den ich kenne, war es. Reicht Ihnen das?«
    »Wenn es die Wahrheit ist.«
    »Die reine Wahrheit, nichts als die Wahrheit.«
    »Das würden Sie auch sagen, wenn es gelogen wäre.«
    »Richtig.«
    »Aber wer hat dann Leutbold und Schmoll aus der Untersuchungshaft befreit?«
    Er hob die Achseln. »Sie fragen den Falschen.«
    Niemand wusste es besser als ich. Aber ich hatte keine Ahnung, was Kippenberger anderen Leuten erzählen würde. Etwa über einen Kommissar, der eine naheliegende Frage nicht gestellt hatte.
    »Herr Kippenberger, wie schade, dass Sie keine meiner Fragen beantworten wollen.«
    Er nickte. »Leute, die Sie widerrechtlich einsperren, sind erstaunlicherweise schlecht gelaunt und nicht auskunftsfreudig, Herr Kommissar.«
    »Sie machen sich Ihre Lage nicht leichter!« Ich brüllte, so laut ich konnte. »Abführen!«
    Das Schloss rasselte, der Justizbeamte trat ein und befahl: »Mitkommen!«
    »Ihre Verbocktheit kostet Sie noch den Kopf!« schnauzte ich Kippenberger an.
    »Mal sehen, welcher zuerst rollt! Rot Front!« Kippenberger guckte mich grimmig an. Fast hätte ich gelacht. Ich hatte eine Art Bündnis mit einem Mörder geschlossen. Nein, Kippenberger und sein M-Apparat hatten mit meinen Fällen wohl nichts zu tun.
    Ich fuhr ins Präsidium und setzte mich in die Kantine, um eine Bulette mit Kartoffelsalat zu essen. Danach trank ich eine Tasse dünnen Kaffee und rauchte eine Zigarette. Ich sah meine Umgebung wie durch einen Schleier. Die Nase war entzündet vom Putzen. Im Hals lauerte der Hustenreiz, ich würde die Nacht kaum schlafen. Mir fiel ein, dass ich zu Hause kaum etwas zu essen hatte. Sofia musste von sauren Gurken und Apfelkompott satt werden. Bevor ich nach Hause ging, würde ich einkaufen. Ich setzte mich in den Ford und hielt unterwegs vor einem Lebensmittelladen, wo ich Fleisch und Gemüse, Wurst, Marmelade, Käse und Brot, Bier und Saft kaufte. Es war viel zu teuer, aber ich wusste nicht, was Sofia am liebsten aß. Ich musste noch viel lernen über sie.
    Im Wagen legte ich die braunen Papiertüten vorsichtig auf den Boden zwischen Fahrersitz und Rückbank. Meine Laune stieg, als ich vor dem Haus parkte. Ich nahm die Tüten in die Arme und stieg die Treppe hoch, darauf bedacht, dass nichts hinunterfiel. Ich klopfte mit dem Fuß an meine Wohnungstür, ich hatte keine Hand frei zum Aufschließen. Es rührte sich nichts. Ich klopfte wieder und wartete. Dann meldete sich die Angst. War sie verhaftet worden, waren wir schon aufgeflogen? Eine Stimme flüsterte mir ein zu fliehen. Aber ich stellte die Tüten neben die Tür auf den Boden und schloss auf. Ich ging hinein, es war niemand zu hören. Als ich in die Küche kam, sah ich den Zettel auf dem Tisch.
    Es ist besser so. Sofia.
     

IX.
    D ie lange unterdrückte Erkältung brach aus. Die Augen tränten, ich hustete mir die Lunge aus dem Leib. Ich schwitzte und fror. Es war dunkel, ich lag im Bett und versuchte zu schlafen. Ich redete mir ein, es sei besser so, und trauerte doch um Sofia. Manchmal nickte ich ein, dann wachte ich wieder auf und hustete. Ich träumte wirres Zeug vom Krieg, von Elsbeth und Sofia, von meinem Sohn. Auf einmal klickte es.
    Das Klicken kam näher. Ich öffnete die Augen und lauschte. Wieder das Klicken. Ich lag regungslos, versuchte zu hören, woher das Geräusch kam. Ob Sofia zurückkehrte? Ich schaute auf den Wecker, es war halb drei in der Nacht. Dann stand ich auf. Es klickte wieder, das Geräusch kam aus dem Wohnzimmer. Dort war niemand. Ich schaltete das Licht ein, es klickte laut, etwas splitterte. Eine Scheibe hatte einen Riss. Ich öffnete das Fenster und erhielt einen Schlag an die Stirn. Er tat nur kurz weh. Ich fasste an die Stirn, mein Finger war rot gefärbt, Blut. Unten auf der Straße stand ein Mann, dick vermummt, mit Pelzmütze, und winkte mit den Armen. Er sagte nichts. Er riss die Mütze vom Kopf, da erkannte ich ihn.
    Ich fluchte, nahm den Schlüssel vom Haken und zog mir den Morgenmantel über, dann schlich ich hinunter zur Eingangstür. Ich schloss auf,

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