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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Informieren Sie Ihren Anwalt.«
    »Der ist auch verhaftet.«
    »Es gibt nicht nur einen Anwalt in Berlin. Wenden Sie sich doch an Dr. Levi.« Den Namen hatte ich mal gehört. Dr. Levi hatte den Ruf eines außerordentlich geschickten Verteidigers in politischen Strafsachen. Er war Sozialdemokrat.
    Fast hätte Kippenberger ausgespuckt. »Ich lasse mich nicht von Renegaten und Sozialfaschisten vertreten.«
    Ich konnte mit dem KP-Kauderwelsch noch nie etwas anfangen und bemühte mich, freundlich zu sein. »Herr Kippenberger, Sie waren oder sind Leiter des sogenannten M-Apparats der KPD.«
    »Was soll das sein?«
    »Die Abteilung Militärpolitik, gegründet von Ihrem Genossen Schneller, dann übernommen von Ihnen.«
    »Ich bin Reichstagsabgeordneter der Kommunistischen Partei Deutschlands.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel.« Ich lächelte ihn freundlich an.
    »Herr Kippenberger, in Wahrheit interessiert mich dieser M-Apparat als solcher nicht besonders.«
    Er schaute mich misstrauisch an.
    »Ich untersuche drei Mordfälle. Hitler, Röhm, Goebbels.«
    »Soll ich jetzt traurig sein?«
    »Nein. Ich bin es auch nicht. Es geht nicht um Trauer, sondern um Mord, um Täter, um Verdächtige. Kennen Sie einen Gottfried Leutbold? Zuletzt wohnte er in Weimar, war Angestellter des Hotels Elephant.«
    »Wo Hitler erschlagen wurde.« »Richtig.«
    »Ich kann Ihnen dazu nichts sagen.«
    »Wozu?«
    »Zu dem Mord an Hitler.«
    »Er wird Ihnen in die Schuhe geschoben. Ein Motiv können Sie ja nicht abstreiten.«
    »Hitler war eine Marionette des Kapitals. Was nutzt uns sein Tod? An seine Stelle wird ein anderer treten.«
    »Solche Volksverhetzer wie Hitler findet man nicht jeden Tag.«
    »Schreihälse gibt es genug.«
    »Noch mal, die stellen Sie vor den Staatsgerichtshof, und mit ein bisschen Pech landen Sie in der Todeszelle. Ich will über diesen M-Apparat nichts weiter wissen, sobald ich sicher sein kann, er hat mit den Morden nichts zu tun. Ich bin Kriminalbeamter, ich untersuche Morde, sonst nichts. Ich halte mich an Recht und Gesetz.«
    »Dann lassen Sie mich hier raus.«
    »Wenn ich könnte, würde ich es. Wenn ich sicher bin, dass Sie oder der von Ihnen geleitete Apparat nichts zu tun hat mit den Morden, setzte ich mich dafür ein, dass Sie nach Recht und Gesetz behandelt werden.«
    Er schaute mich lange an. Er wirkte wie ein Junge, hatte aber den Verstand eines ausgebufften Taktikers. »Das ist eine kleine Erpressung, nicht wahr. Sie wissen, dass die Immunität keine Vorbedingungen kennt. Sie muss erst vom Parlament aufgehoben werden, dann darf gegen mich ermittelt werden. Bisher ist sie nicht aufgehoben worden.«
    »Ich möchte Ihnen ja schließlich was anbieten. Da schadet ein wenig Beweglichkeit nicht.«
    Er grinste. »Machen Sie das immer so?« »Manchmal, ich habe ja nicht jeden Tag mit Reichstagsabgeordneten und Oberterroristen zu tun. Wenn Ihre merkwürdige Abteilung nichts zu tun hat mit den Morden, interessiert sie mich nicht. Dann hat dieses Gespräch nicht stattgefunden. Jedenfalls nicht so.«
    »Sie müssen nicht berichten?«
    »Doch, aber was ich berichte, ist meine Sache.«
    Kippenberger zog die Augenbrauen hoch, dann lachte er. »Wie hieß der, nach dem Sie fragten?«
    »Leutbold, Gottfried.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, den kenne ich nicht. Aber das muss nichts sagen. Wir reden hier über einen angeblichen Apparat, der sich angeblich weit verzweigt von der Zentrale bis in die Zellen. Natürlich reden wir nur theoretisch, weil es diesen Apparat in Wirklichkeit nicht gibt.«
    »Gewiss. Sofia Schmoll, kennen Sie die?«
    »Nein.«
    »Stellen Sie sich vor, irgend jemand erteilt dieser nicht existenten Abteilung den Befehl, Hitler zu ermorden. Wie würde sie den Befehl ausführen?«
    »Möglicherweise gäbe es dafür Spezialisten aus dem Ausland.«
    »Bei den Anschlägen in Frankfurt und auf dem Bülowplatz war das aber nicht so.«
    »Ich habe mit diesen schrecklichen Morden natürlich nichts zu tun.«
    Er betonte >schrecklich<.
    »Natürlich.« Warum war mir dieser Mann sympathisch?
    »Hielten Sie es nicht für selbstverständlich, dass der nicht existierende Leiter dieses nur in Ihrer Phantasie existierenden Apparats es wüsste, wenn der Chef der größten feindlichen Partei liquidiert werden sollte? Und dass er sich in diesem nicht existierenden Fall persönlich darum kümmern müsste, dass dieser Befehl durchgeführt würde? Und dass er alles tun würde, um zu verhindern, dass ein Verdacht auf seinen nicht

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