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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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winkte mich die Sprechstundenhilfe ins Behandlungszimmer. »Ist gerade frei«, sagte sie. Sie arbeitete beim Doktor, seit ich die Praxis besuchte.
    Ferdinand saß hinter seinem Schreibtisch und schaute mich missmutig an, das tat er immer. »Von dir sieht man ja gar nichts mehr«, sagte er statt einer Begrüßung.
    »Die Arbeit«, erwiderte ich.
    »Lass dir mal eine phantasievollere Entschuldigung einfallen. Wie siehst du denn aus?«
    »Wie einer, der Grippe hat.«
    »Danke für die Diagnose, das erspart mir Arbeit. Hemd aus, aber dalli, du bist nicht der einzige hier.« Er war ein kleiner, dicker Mann mit einer Mönchsglatze, irgendwo jenseits der Fünfzig, ich hatte ihn nie nach seinem Alter gefragt. Er schaute mich tranig an aus seinen Schweinsaugen. »Und wo hast du die Beule an der Stirn her? Hat ja sogar geblutet!« Dann winkte er ab, er erwartete keine Antwort.
    Als ich Hemd und Unterhemd ausgezogen hatte, hörte er mit dem Stethoskop den Brustkorb ab. »Tief atmen!« befahl er. Im Krieg war er Feldscher gewesen. »Es rasselt wie in einem Kettenwerk«, sagte er. Er klang zufrieden. Dann fasste er mit der Hand an meine Stirn. »Außerdem hast du Fieber. Du musst ins Bett, ich schreibe dir ein Attest.«
    »Quatsch«, sagte ich. »Verschreib mir was gegen den Husten, der bringt mich um.«
    »Nicht der Husten bringt dich um, sondern deine Unvernunft. Die Mörder können warten.«
    »Komm, stell dich nicht an, verschreib was.«
    Er schüttelte den Kopf und tippte sich an die Schläfe. Dann zog er seinen Rezeptblock heran und schrieb etwas darauf. »Das sind Kodeintropfen. Die beruhigen den Reizhusten, machen einen aber müde. Du solltest nicht Auto fahren mit dem Zeug. Hast du das kapiert?«
    Ich nickte. »Jawohl, Onkel Doktor.«
    Er rollte die Augen, als verzweifle er an mir. »Zwanzig Tropfen jeweils morgens, mittags, abends. Das Mittel holst du in der Apotheke. Und jetzt raus, du hältst den Betrieb auf. Draußen warten Leute, die meine Heilkräfte verdienen.«
    Ich zog mich an, bedankte mich, erntete einen bösen Blick und ging.
    Vor meiner Wohnung stieg ich in den Ford und fuhr zum Präsidium. Unterwegs hielt ich bei einer Apotheke und besorgte mir die Kodeintropfen. Ich schluckte die doppelte Dosis und fuhr los. Dann zündete ich mir eine Zigarette an. Sie schmeckte übel, ich schmiss sie aus dem Fenster.
    Als ich vor dem Präsidium ankam, war mir schwindlig.
    Diesmal fuhr ich mit dem Aufzug hoch, auch wenn die Angst mich bedrängte. Im Vorübergehen begrüßte ich Elisabeth Wuttke und setzte mich hinter meinen Schreibtisch. Sie kam herein und sagte: »Wie sehen Sie denn aus, Herr Kommissar! Sie sind krank!«
    »Ist nicht so schlimm, wie es scheint. Rufen Sie bitte den Herrn Wohlfeld zu mir.«
    »Der ist an der Spree.«
    »Wann kommt er wieder?«
    »Es tut mir leid, Herr Kommissar, er hat es mir nicht gesagt. Haben Sie schon das Neueste gehört?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war wie immer der letzte, der Neuigkeiten mitkriegte.
    »Herr Göring wurde Ministerpräsident und Innenminister von Preußen. Er bleibt Vizekanzler und Reichsinnenminister.«
    Ich lehnte mich zurück. Jetzt musste ich also meinen höchsten Dienstvorgesetzten verhören. Diese Aussichten passten zu meinem sonstigen Zustand. Aber die Fälle liefen ohnehin aus dem Ruder. Ich putzte mir die Nase und schrieb auf einen Zettel Maurice u. Co. Wir hatten Hitlers Begleiter noch nicht verhört. Dann schrieb ich Strasser. Mit Strasser hatte ich gesprochen, aber vielleicht hatte er nicht alles erzählt.
    Ich sah die Wirklichkeit um mich herum wie durch einen Nebel. Die Dinge waren weit entfernt, Gleichgültigkeit kroch in mich hinein. Die Glieder wurden schwer, alles war dumpf. Ich sah Sofias Gesicht wie in unruhigem Wasser gespiegelt. Jemand rüttelte an meiner Schulter, ich wollte die Hand wegschieben, öffnete die Augen. Es war Wohlfeld. Er schaute mich erschrocken an. »Herr Kommissar, was ist mit Ihnen? Sind Sie krank?«
    Ich versuchte, ihn zu begreifen, wollte sprechen, aber die Zunge war schwer. Dann brachte ich etwas heraus.
    »Bringen Sie mir einen Kaffee!«
    Wohlfeld ging hinaus, Elisabeth Wuttke stand in der Tür und starrte mich an. »Gehen Sie an Ihre Arbeit«, sagte ich. Das Sprechen kehrte zurück, auch wenn es noch mühsam war.
    Wohlfeld erschien mit einer Tasse, sie dampfte. Er stellte sie vor mich. Ich trank einen Schluck. Er war aufgeregt. »Was ist denn?« fragte ich.
    »Strasser wurde ermordet. Er liegt in seiner Wohnung mit

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