Der Countdown
Autofokus aus und machte ein Foto aus knapp vierzig Metern Entfernung.
Sekunden verstrichen ohne Reaktion – zwanzig, dreißig, vierzig, dann eine ganze Minute.
Nichts geschah.
“Tony, ich glaube, dass das Stück Stoff nicht im Autofokusstrahl liegt”, sagte Karen Dyer. “Ich werde es anders platzieren.”
Während sie den Platz hinter dem Schutzschild verließ und zu der Melone ging, zuckte Ron Addison, einer der Wissenschaftler im Team, mit den Achseln. “Vielleicht liegt es an der Kamera, Tony. Lass mich nachsehen.”
Während Addison die Kamera untersuchte, überprüfte Takayasu die Angaben auf einem der Laptops. Als Karen gerade die Melone berühren wollte und Addison die Kamera erhob, um sie zu fotografieren, wurde Takayasu auf eine Anzeige aufmerksam.
“Ron, nicht!” Takayasu griff nach der Kamera. “Karen! Komm weg da! Fass nichts an!”
Karen kehrte hinter den Schutzschild zurück.
“Seht euch mal diese Daten an.”
Das Team drängte sich um den Laptop. “Okay, lasst es uns jetzt probieren.” Mit seinem Team hinter dem Schild in Sicherheit drückte Takayasu ein zweites Mal auf den Auslöser –
krack!
–, die Luft erzitterte, und das Schild bebte, als Melonenstücke dagegen prasselten.
Einige Sekunden standen alle in verblüffter Stille da.
“Mein Gott.” Karens Gesicht war weiß.
“Wir müssen eine Menge Anrufe tätigen. Und zwar sofort!”, sagte Takayasu.
72. KAPITEL
M esseplatz von Lone Tree County, Montana
Samara fuhr etwa zwei Meilen bis zum Messeplatz, der außerhalb der Stadt lag.
Auf einer riesigen Grasfläche gelegen, bestand das Areal aus einer Gruppe Pavillons aus Holz oder Metall, die für Pferde- und Viehauktionen und für Näh- und Backmessen benutzt wurden. Der sumpfige, schmutzige Acker daneben diente als Austragungsort für Rodeos und Stock-Car-Rennen, die lokale Zuschauer massenweise auf die dort errichtete Tribüne zogen.
Heute sollte das Gelände nun als eine Station auf dem Papstbesuch in den USA Geschichte schreiben.
Jede Menge Polizei- und Einsatzwagen drängten sich hier, aus den Funksprechgeräten drangen fortwährend Anweisungen. In wenigen Minuten würde der Hubschrauber des Heiligen Vaters auf dem Rodeofeld landen.
“Sieh nur!”
Logan erhaschte einen Blick auf das bereitstehende Papamobil, das von dunklen Vans flankiert wurde.
“Wow.”
Nachdem man ihre Pässe sorgfältig geprüft hatte, durften Samara und Logan das Gelände betreten. Sie folgten den eigens aufgestellten Schildern quer über den Platz bis zur großen Veranstaltungshalle. Dort wurden alle diejenigen eingewiesen, die am Schulprogramm des Besuches teilnahmen.
Lautes Gebell begrüßte sie, als sie die Halle betraten.
Drei Polizeihunde standen bei den zwölf bewaffneten Beamten, die am anderen Ende an einer Sicherheitsschleuse warteten. Das Gebell der Hunde und der knarzende Funkverkehr hallten gespenstisch von den metallenen Wänden wider.
Samara beobachtete die Hunde und schluckte.
“Die werden uns am Hintern schnüffeln”, flüsterte Billy Canton zu Logan.
Einige andere Jungen aus dem Chor kicherten.
Samara nickte den anderen Eltern und Lehrern zu, die lächelnd mit ihren Fotoapparaten abwarteten. Sie schätzte, dass sich etwa dreihundert Menschen in der Halle versammelt hatten. Auf der Bühne standen Pater Stone, der Chorleiter und der Schuldirektor; einige erwartungsfrohe Geistliche und ein paar Männer in dunklen Anzügen, die wohl vom Secret Service sein mussten.
“Wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte!”, rief Pater Stone über das allgemeine Geraune hinweg. “Ganz schön aufregend, nicht wahr, Jungs?”
Gelächter.
“Ja, ein gesegneter Tag.” Pater Stone lächelte. “Neben mir steht Pater Rosselli vom Vatikan, er assistiert dem Heiligen Vater. Bevor ich an ihn übergebe, gibt es ein paar Dinge, die wir rasch durchgehen sollten. Für Sie alle wurde ein Bereich reserviert, um an der Messe und dem Segen des Papstes in Buffalo Breaks teilzunehmen. Wir gehen nach dem Programm in der Schule alle dorthin. Wenn wir hier fertig sind, muss jeder durch die Sicherheitsschleuse und dann in einen der Schulbusse, die uns – ja, genau – zur Schule bringen werden, wo uns noch mehr Sicherheitskontrollen erwarten.”
Er lächelte angesichts des allgemeinen Aufstöhnens.
“Ohne Sicherheitskontrolle kommt man nun einmal nicht in den Himmel. Wir kennen die Tagesordnung. Eine kurze Begrüßung des Papstes, dann singen wir zwei Lieder. Der Heilige Vater spricht
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