Der Countdown
geradezu in eine Einladung für Verschwörer. Kopfschüttelnd blickte er auf den Ausdruck seines Updates. Er konnte nichts dagegen tun und tröstete sich mit dem Umstand, dass Cold Butte die unwichtigste Station der Papstreise darstellte.
Mitten im Nirgendwo. Wir sollten uns nicht allzu sehr wegen Montana sorgen
.
Als Walker seine Ordner auf dem Computer schloss, blickte er noch auf die Bilder von Johannes Paul II. an jenem Tag im Mai 1981.
Agcas Schüsse ließen Walker an seinen eigenen Schicksalstag mit dem Präsidenten denken.
Sommer.
Shaker Heights, Ohio. Der Parkplatz einer Mall. Der Präsident bewegt sich durch die Menge, schüttelt Hände. Walker erblickt den Kerl. Allein. Weiß, Ende zwanzig. Unbewegtes Gesicht und irgendwas in der Hand. Instinkt und Training übernehmen die Kontrolle. Walker hat den Kerl am Boden. Das Team bringt den Präsidenten zum Wagen und rast mit ihm davon. Die Waffe ist echt. Und geladen. Der Junge war von seiner Freundin verlassen worden und dachte, dass der Mord an dem Präsidenten sie wieder zu ihm zurückbringen würde. “Es hätte ihr gezeigt, wie sehr ich sie liebe.”
Der Junge war ganz nah dran gewesen.
Und er war nicht der Einzige gewesen.
32. KAPITEL
W ashington, D. C.
Als das Flugzeug eine sanfte Kurve flog, schaute Graham hinunter auf den Potomac, das Jefferson Memorial und das Washington Monument, bevor sie wenig später auf dem Reagan National Airport landeten.
Am Terminal bemerkte Graham eine schwangere Frau. Er zögerte und dachte an Nora. Die Frau hielt ein kleines Mädchen an der Hand. Als beide am Gepäckband an ihm vorbeigingen, sah er wieder die Bilder jener Nacht vor sich.
Dann den Fluss.
Und Emily Tarver.
Wie er sie während ihrer letzten Atemzüge gehalten hatte.
Tu meinem Daddy nicht weh.
Was war mit den Tarvers geschehen?
Wurden sie ermordet? Oder war er nicht bei Trost, weil er als Einziger das annahm?
Deshalb war er hier. Um Antworten zu erhalten.
Oder wollte er sich vor seinen eigenen Dämonen verstecken?
Er hatte Nora verloren. Und er hatte Emily Tarver nicht retten können.
Gib es zu, dein Boss hat recht. Genau darum ging es doch.
Um die Erlösung für sein Versagen.
Nein. Er versuchte in einem Fall zu ermitteln und musste sich darauf konzentrieren.
Graham griff entschlossen seine Tasche, ließ die Zweifel am Terminal zurück und hielt Ausschau nach seinem Kollegen.
Sergeant Luc Cleroux, der Verbindungsoffizier in der Botschaft, hatte sich gefreut, mal wieder Französisch sprechen zu können, und hatte bereits alles für ihn vorbereitet.
Zu Grahams Unterstützung hatte das FBI Chuck “noch-zwei-Wochen-bis-zur-Rente” Carson abgestellt, der ihn am Flughafen abholte.
“Ganz unter uns, Sie wollen doch nicht, dass ich Ihren Babysitter spiele, während Sie an dieser, was war es, an dieser Versicherungssache dran sind?”, fragte Carson während der Fahrt in die Stadt.
Graham dachte über Carsons Vorschlag nach.
Als ausländischer Cop in den USA durfte Graham keine Waffe tragen und hatte nur begrenzte Befugnis jemanden zu verhaften. Er war wegen verschiedener geschäftlicher Angelegenheiten in Washington, unter anderem wegen einer Hintergrundrecherche über die Tarvers, die mit ihrer kanadischen Reiseversicherung zusammenhing. Falls er zugeben würde, dass er nur hier war, um einen Mord auszuschließen, würde man ihn ins nächste Flugzeug zurück nach Kanada setzen. Er musste Stotters Anweisung folgen und sein Versprechen einhalten.
“Ich denke, ich kann auf mich selbst aufpassen.”
“Gut. Hier ist meine Karte. Halten Sie mich auf dem Laufenden, und rufen Sie mich an, wenn Sie etwas brauchen.”
Grahams Hotel befand sich ein paar Blocks vom Weißen Haus und der National Mall entfernt. Graham checkte ein, duschte und kümmerte sich dann um seine Anfragen. Erster Anruf: Cleroux in der kanadischen Botschaft.
“Tja, ich habe über meine Interpol-Kontakte nichts erfahren können”, sagte Cleroux auf Französisch. “Aber wie auch immer, ich habe Ihre anderen Anfragen an Reg Novak weitergegeben, einen guten Cop bei der Metropolitan Police. Er erwartet Ihren Anruf.”
Als Graham Novak erreichte, lud ihn der Detective ein, im Metropolitan Police Headquarter in der Indiana Avenue vorbeizuschauen. Das Henry J. Daly Building war nach einem Detective des Morddezernats benannt worden, der 1994 von einem Eindringling erschossen wurde.
Am Eingang begrüßte Novak, ein alter Hase mit zerklüftetem Gesicht, Graham mit festem
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