Der Countdown
Geheimberichte über große Verschwörungen zuspielten.
Er sagte immer, dieses oder jenes werde geschehen. Doch wenn es darum ging, seine Theorien irgendwie zu bekräftigen, hatte er nichts vorzuweisen. Ich versuchte dann, seine sogenannten Hinweise zu bestätigen, doch sie erwiesen sich immer wieder als nicht haltbar. Als die Theorien eines Verrückten.
In Washington gibt es eine Menge Leute wie Ray Tarver. Leute, die etwas aufschnappen und es zu einer riesigen Verschwörung aufblasen. Sie verstehen, was ich meine?”
Graham schwieg.
“Nun, es tut mir leid, was der Familie zugestoßen ist. Eine Tragödie. Doch zu seinen Lebzeiten bewegte sich Ray Tarver gemeinsam mit anderen Verschwörungsfanatikern in einer Fantasiewelt. Der Umstand, dass Sie hier sind und aufgrund einer Notiz davon ausgehen, dass Sie einer Sache auf der Spur sind, ist nicht nur traurig, sondern eine weitere Verschwendung meiner Zeit.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Es gehört zu meinem Job, den Ideen von Verrückten wie Ray Tarver nachzugehen. Warum überlassen Sie das also nicht den Experten und fliegen wieder nach Hause? Falls es Ihnen entgangen sein sollte: Der Papst kommt bald hier an, was mich ziemlich in Atem hält. Ich bin sicher, dass Sie dort oben Besseres zu tun haben, okay?”
Walker blickte wieder auf die Uhr und blätterte dann ungeduldig in seinen Akten.
Vielleicht lag es am Jetlag oder an seiner Trauer, an seinen Selbstzweifeln oder an der Tatsache, dass Walkers Arroganz ihn ärgerte. Jedenfalls entschied Graham, dass er genug geschluckt hatte.
“Agent Walker.
Special Agent
Walker. Ich weiß nicht, woher Sie die Information haben, dass mein Fall abgeschlossen ist, doch um Ihren Ausdruck zu benutzen, das ist Blödsinn.”
Walkers Kiefer zuckte.
“Ach ja?”
“Ach ja”, erwiderte Graham. “Es stimmt, bei den Todesfällen von Anita Tarver und ihren zwei Kindern geht man von einem Unglücksfall aus. Tatsache ist jedoch, dass ihr Tod bislang noch nicht abschließend eingestuft wurde. Wie Sie, Sir, hier im Büro den Tod von Ray Tarver bereits auf einen Unfall zurückführen, wenn wir dessen Leiche überhaupt noch nicht haben finden können, ist mir rätselhaft. Da muss ich Ihren übersinnlichen Fähigkeiten wirklich Beifall zollen.” Graham nickte in Richtung Walkers Ruhmeswand. “Das muss auch der Grund sein für Ihren Erfolg und warum all diese bekannten Menschen Ihnen die Hand schütteln wollen.
Sie sollten wissen, dass Ray Tarvers Laptop der einzige Gegenstand zu sein scheint, der von den Habseligkeiten der Familie fehlt. Und Sie sollten außerdem wissen, dass Tarver wenige Stunden bevor man seine Familie tot auffand, vor Ort in einem Restaurant gesehen wurde, wo er einem noch unidentifizierten Fremden etwas auf eben diesem Laptop zeigte.
Mich erstaunt allerdings die Tatsache, dass zwischen dem Stuhl, auf dem Sie mit Ihrem Agenten-Arsch sitzen, und dem Faust River, wo ich Emily Tarver in den Armen hielt, während sie ihre letzten Atemzüge tat, etwa zweitausendfünfhundert Meilen liegen. Dennoch haben Sie, Sir, all die Antworten. Alle. Was mich aber am –
nicht
abgeschlossenen und
nicht
endgültig eingestuften – Tod von drei, vielleicht auch vier US-Bürgern besonders stört, ist der Umstand, dass Ihr Name zu den letzten Eintragungen von Ray Tarver gehört. Was Sie zu einem interessanten Zeugen macht, meinen Sie nicht?”
Walker, der Graham empört anstarrte, wollte sich erheben, als sein Telefon ihn unterbrach. Er drückte auf einen Knopf.
“Blake, man wartet auf Sie für die Telefonkonferenz mit Seattle und der Sicherheitsabteilung des Vatikan. Kommen Sie mit in den großen Konferenzraum, oder wollen Sie sich von Ihrem Büro zuschalten?”
Graham verließ den Raum.
“Sagen Sie ihnen, ich bin in zwei Minuten da.”
Graham war schon am Fahrstuhl, als Walker ihn einholte.
“Dan.” Walker versicherte sich, dass sie allein waren und senkte die Stimme. “Ich habe mich da drinnen wie ein Trottel benommen. Der Stress wegen des Papstbesuchs, außerdem müssen wir einen Besuch des Präsidenten in Kanada im nächsten Monat vorbereiten. Dazu meine Ex … Sie haben das alles abbekommen. Ich habe mich danebenbenommen. Sie wissen, wie die Dinge einem an die Nieren gehen können.”
Graham wusste das.
Er überlegte kurz und nahm dann Walkers ausgestreckte Hand.
“Dan, ich tue, was ich kann, um Ihnen zu helfen, doch ich bin wirklich eng und in Zeitnot. Was brauchen Sie?”
Graham dachte kurz nach. “Da ist
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