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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Mofina
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nach oben fuhren.
    Sie traten in einen mit Teppich ausgelegten Flur, der die offenen Arbeitsinseln von den geschlossenen Büros trennte. Die ernsten Gesichter der Menschen, die an Computern arbeiteten und in gedämpftem Ton Telefongespräche führten, zeugten von Anspannung.
    Graham führte ihn zu Walkers Büro und verabschiedete sich.
    Die Tür stand offen.
    Walker, der an seinem Schreibtisch stand und sich den Nacken knetete, befand sich mitten im Gespräch. Er schien den ganzen Raum auszufüllen, als er Graham hereinwinkte und zwei Finger hob zum Zeichen, dass er noch zwei Minuten bräuchte. Dann deutete er in Richtung Gästestuhl.
    Ein großes Fenster bot Ausblick auf das Zentrum von Washington. An der gegenüberliegenden Wand hingen überall gerahmte Bilder von Walker mit diversen Präsidenten, sogar dem aktuellen Amtsinhaber. Dazu Walker mit dem Direktor der CIA, mit dem Direktor des FBI, dem UN-Staatssekretär. Dann Bilder, wie er mit Kollegen vor dem Buckingham Palace stand, auf dem Roten Platz, vor dem Eiffelturm, im Vatikan und in anderen Hauptstädten.
    Zwei junge Mädchen lächelten von einem goldgerahmten Bild neben seinem Monitor.
    Walker beendete das Gespräch.
    “Tut mir leid. Blake Walker.”
    Graham gab ihm die Hand.
    “Dan Graham.”
    “Ein Gespräch mit meiner Ex. Sind Sie verheiratet?”
    Die sehr persönliche Frage kam unvorbereitet.
    “Nein. Ich bin es gewesen. Aber nein, nicht mehr.”
    “Gut. Bleiben Sie Single. Genießen Sie das Leben, wie Gott es ursprünglich eingerichtet hat. Das Paradies, bevor Eva kam.” Walker lächelte und deutete auf einen Becher auf seinem Schreibtisch. “Kaffee?”
    “Nein danke.”
    “Okay, dann kommen wir gleich zur Sache. Sie sind wegen der Todesfälle in Ray Tarvers Familie hier.”
    “Ja. Es geht nur darum, im Hinblick auf die Versicherung seine familiären Verhältnisse zu überprüfen.”
    “Nein, nein. Bitte von Anfang an. Zunächst einmal: Warum kommen Sie zu mir?”, fragte Walker. “Wie ist mein Name überhaupt ins Spiel gekommen?”
    Graham reichte ihm ein Blatt Papier. Walker blickte auf die Uhr, bevor er es las.
    “Das ist eine Kopie aus Tarvers Notizbuch”, erläuterte Graham. “Es gehört zu einer Reihe rätselhafter Notizen. Dieses ist der letzte Eintrag. Eine handschriftliche Notiz, die besagt:
Noch mal S. A. Blake Walker bei SS auf H treffen
.”
    Walker atmete tief ein und unterdrückte einen Fluch.
    “Was ist los?”, fragte Graham.
    “Das stand nicht in Ihrer Gesprächsanfrage. Tatsächlich strotzte die nicht gerade vor Details. Damit ich Sie recht verstehe, Sie wollen noch immer behaupten, dass Sie hier nur aus Versicherungsgründen wegen Tarver aufgetaucht sind?”
    “Um seinen Background zu überprüfen und einige Unklarheiten zu beseitigen, ja.”
    “Blödsinn.”
    “Wie bitte?”
    Walker warf Grahams Papier auf den Schreibtisch.
    “Was zur Hölle ist mit euch Jungs da oben los?”
    “Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.”
    “Was den Tarvers zustieß, ist tragisch. Sicher, Ray Tarver war irgendwie ein sehr unberechenbarer Reporter, doch der Tod der Familie gab keinen Anlass zu einem begründeten Verdacht.”
    “Und woher wissen Sie das?”
    “Jeder weiß das. Sprecht ihr Kerle da oben nicht miteinander?”
    “Ich weiß nicht, was Sie meinen. Wer ist jeder?”
    “Sie wissen schon, dass es einen kanadischen Geheimdienst gibt?”
    Grahams Puls beschleunigte sich angesichts der Herablassung in Walkers Ton.
    “Sicher.”
    “Sie können sich denken, dass unsere Agenten mit Ihren Agenten sprechen. Ab und zu.”
    Walker fuhr fort, doch die Richtung des Gesprächs gefiel Graham nicht.
    “Vier US-Bürger aus Washington sterben auf fremdem Boden. Einer von ihnen ist ein früherer Nachrichtenreporter, bekannt für seine Berichte über geopolitische und geheimdienstliche Themen. Da ist es doch selbstverständlich, dass wir eine Routineüberprüfung starten. Sie können mir so weit folgen, Kumpel?”
    Graham verbiss sich eine Erwiderung, und Walker fuhr fort.
    “Man sagte uns, dass die Todesfälle als Unglück eingestuft wurden und der Fall abgeschlossen ist. Ich glaube also nicht, dass wir viel zu besprechen haben.”
    “Tatsächlich?”
    Walkers dunkle Augen bohrten sich in die von Graham.
    “Über die Jahre ist Ray Tarver mehrmals zu mir gekommen”, sagte Walker. “Er ging zu einer Menge Leute bei den Geheimdiensten. Er rief an, wollte sich in irgendeiner Spelunke treffen. Er behauptete, er hätte Quellen, die ihm

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