Der Countdown
muss sie finden.”
“Ich weiß.”
“Helfen Sie mir bitte.”
“Ihnen helfen?”
“Helfen Sie mir, meinen Sohn und meinen Mann zu finden.”
“Ich? Aber ich darf mich gar nicht einmischen. Es tut mir leid. Ich wüsste gar nicht, was zu tun ist.”
“
Sie haben mich gefunden
. Sie sind den ganzen Weg von einem Fluss in den Bergen hierhergekommen und haben
mich gefunden
. Bitte.”
“Es tut mir leid.”
“
Bitte helfen Sie mir
!”
Maggie entfuhr ein herzzerreißender Seufzer. Graham blickte zur Tür.
“Ich habe niemanden. Bitte!”
Er rutschte unbehaglich auf dem Stuhl hin und her.
“
Werden Sie mir helfen? Bitte helfen Sie mir
!”
Er versuchte, sie zu beruhigen, ihre zunehmende Hysterie einzudämmen, und nahm ihre Hand.
Ebenso wie damals Emily Tarver im Faust River, war diese Frau am Ertrinken.
Graham musste eine Entscheidung treffen.
Und er musste sie jetzt treffen.
46. KAPITEL
B lue Rose Creek, Kalifornien
Während Graham bei Maggie Conlin im Krankenhaus saß, wurde sein geparkter Wagen von zwei Männern inspiziert, die ihm zum Krankenhaus gefolgt waren.
Niemand bemerkte die Fremden, die bei dem Sedan herumlungerten. Das Auto stand in einer schattigen Ecke des riesigen, fast komplett besetzten Parkplatzes, der zum Inland Center Hospital gehörte.
Die Männer waren Ende zwanzig, trugen einen sauberen Haarschnitt und legere Kleidung, dazu Sonnenbrillen. Vorbeigehenden Besuchern fiel nichts Ungewöhnliches auf, als sich das Paar gegen den Van neben Grahams Wagen lehnte.
Sie schienen in die Lektüre der Titelseite einer
Los Angeles Times
versunken.
Doch gelegentlich wechselten sie ein paar Worte, wenn sie einen Blick in Grahams Wagen warfen, um nach Antworten auf ihre Fragen zu suchen.
Wer war er? Warum besuchte er Maggie Conlin? Warum war sie ins Krankenhaus gebracht worden?
Der größere Mann, Faker, war Austauschstudent an der University of California in L. A., zu Besuch aus Amsterdam. Er studierte theologische Philosophie. Faker war US-Bürger; sein Vater, der im Ölbusiness arbeitete, stammte aus Houston. Die Familie hatte lange in Dubai, Bahrain und Doha gelebt. Nachdem Faker sich von ihnen abgewendet hatte, bereiste er die Welt, auf der Suche nach den Antworten auf die Fragen des Lebens.
Er fand sie in den extremen antiwestlichen Bewegungen an europäischen Universitäten.
Sein Freund Sid war im New Yorker Stadtteil Brooklyn aufgewachsen. Er war ein sehr introvertierter junger Mann. Seine Eltern hatten ihn als Junge zur Adoption freigegeben. Seine Jugend verbrachte er daraufhin in verschiedenen Pflegefamilien, in denen er teilweise schwer misshandelt wurde. Als Teenager suchte er bei religiösen Gruppen Trost, bevor er endgültig nach Afghanistan ging, wo er sich den Taliban anschloss.
Faker und Sid waren Gläubige.
Und sie hatten ein Auge auf das wichtigste Projekt ihres Netzwerks. Ihre Aufgabe bestand darin, sicherzustellen, dass dem Erfolg der Sache nichts im Weg stand.
“Sid, dort. Siehst du?”
Auf dem Beifahrersitz lugten unter einer Straßenkarte Gepäckanhänger von Grahams Tasche hervor und verrieten Name und Adresse. Rasch schrieben die beiden sie auf, notierten auch die Buchstaben RCMP, die auf einem der Anhänger standen.
Dann zogen sich die Männer ihn ihren etwas entfernt geparkten Wagen zurück, der gerade noch in Sichtweite zu Grahams Wagen stand.
Hinter den verdunkelten Scheiben des Autos tippten sie rasch etwas in ihre Laptops, setzten Suchmaschinen, Datenbänke und andere Websites ein.
Innerhalb weniger Minuten erfuhren die Männer, dass es sich bei dem Fremden, der Maggie Conlin besucht hatte, um Daniel Graham handelte, einen Corporal der Royal Canadian Mounted Police in Kanada. Graham kam aus Alberta und gehörte laut Zeitungsberichten zu dem Ermittlerteam, das die plötzlichen Todesfälle des Reporters Ray Tarver und seiner Familie untersuchte.
“Sie kommen uns zu nah”, sagte Faker. “Wir sollten deinen Onkel benachrichtigen.”
Faker griff nach dem Satellitentelefon, und innerhalb von Sekunden wurde sein Signal von den Satelliten im Orbit über eine abhörsichere Reihe von Relais über Istanbul, Wien, Prag, Casablanca und Lagos bis nach Addis Abeba weitergeleitet.
Das verschlüsselte Signal konnte vom Sicherheitsnetz der NSA nicht erfasst werden. Als der Anruf in Afrika angenommen wurde, führten beide Parteien ein kryptisches Gespräch in einer altertümlichen Sprache.
“Hallo, Onkel, hier ist dein Neffe in Kalifornien.”
“Ja,
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