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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zweite Führer dieser Barbarenhäuptlinge, Iwan Ogareff, ein früherer russischer Officier war, den er selbst degradirt hatte, und den er von Person nicht kannte.
     

    Man war Tag und Nacht thätig. (S. 362.)
     
    Gleich zuerst wurden die Bewohner der Provinz Irkutsk, wie wir wissen, veranlaßt, alle Städte und Dörfer zu verlassen. Wer keine Zuflucht in der Hauptstadt suchte, mußte sich noch weiter hinaus, jenseit des Baikalsees, begeben, bis wohin der Schwarm der Feinde höchst wahrscheinlich nicht gelangen konnte. Die Vorräthe an Getreide und Fourage wurden für die Stadt requirirt und dieses letzte Bollwerk der moskowitischen Herrschaft in den Stand gesetzt, wenigstens eine Zeit lang Widerstand zu leisten.
    Irkutsk, gegründet im Jahre 1611, liegt am Zusammenflusse des Irkut und der Angara, am rechten Ufer der letztgenannten. Zwei auf Pfeilern ruhende Holzbrücken, die sich zum Zwecke der Schifffahrt in der ganzen Breite des Fahrwassers öffnen lassen, verbinden die Stadt mit ihren Vorstädten am linken Stromufer. Nach dieser Seite bot die Vertheidigung keine Schwierigkeiten. Die Vorstädte wurden geräumt, die Brücken abgebrochen. Eine Ueberschreitung der hier sehr breiten Angara wäre unter dem Feuer der Belagerten nicht leicht auszuführen gewesen.
    Der Fluß konnte ja aber auch oberhalb oder unterhalb der Stadt überschritten werden, und folglich drohte Irkutsk auch die Gefahr eines Angriffs von der Ostseite, wo es keine Umfassungsmauer schützte.
    Alle kräftigen Arme wurden nun zunächst zu Fortificationsarbeiten verwendet. Man war Tag und Nacht thätig. Der Großfürst fand eine überaus eifrige Bevölkerung, die sich bei der eigentlichen Vertheidigung auch ebenso muthvoll beweisen sollte. Soldaten, Kaufleute, Verbannte, Bauern – Alle widmeten sich dem allgemeinen Besten. Acht Tage vor der Ankunft der Tartaren im Angarathale hatte man ringsum Erdwälle aufgeworfen. Außerdem war dadurch vor letzteren ein Wallgraben entstanden, den die Angara speiste. Durch einen Handstreich konnte die Stadt also nicht leicht weggenommen werden. Sie mußte belagert und gestürmt werden.
    Das dritte tartarische Armeecorps – dasselbe, welches im Thale des Jeniseï hinausgezogen war – erschien am 24. September vor Irkutsk. Es besetzte sofort die verlassenen Vorstädte, deren Häuser übrigens meist niedergelegt waren, um der leider unzureichenden Artillerie des Großfürsten keine Hindernisse zu bieten.
    Die Tartaren suchten sich einzurichten und erwarteten die beiden anderen von dem Emir und seinen Verbündeten geführten Heerhaufen.
    Die Verbindung dieser verschiedenen Corps ward am 25. September durch das Lager an der Angara bewerkstelligt und die ganze Armee, mit Ausnahme der in den größeren Städten zurückgelassenen Besatzungen, unter dem Befehle Feofar-Khan’s vereinigt.
    Da Iwan Ogareff eine Ueberschreitung der Angara in Irkutsk selbst für unausführbar erklärte, so setzte eine starke Heeresabtheilung einige Werst stromabwärts mittels Schiffbrücken über den Fluß. Der Großfürst griff hiergegen nicht ein, da er dieses Vorhaben wohl etwas stören, aus Mangel an hinreichender Feldartillerie aber doch nicht verhindern konnte, und so blieb er, gewiß mit vollem Rechte, ruhig in Irkutsk.
    Die Tartaren besetzten also auch die rechte Flußseite, dann marschirten sie gegen die Stadt heran, brannten unterwegs die Sommerwohnung des Generalgouverneurs in einem den Lauf der Angara beherrschenden Wäldchen nieder, und begannen nach völliger Einschließung der Stadt die regelrechte Belagerung.
    Iwan Ogareff bemühte sich als geschickter Ingenieur diese bestens zu leiten, nur gingen ihm die nöthigen Hilfsmittel ab, um rasche Erfolge zu erzielen. Uebrigens hatte er darauf gerechnet, Irkutsk, das Ziel seines Verlangens, im ersten Anlauf zu nehmen.
    Wie sich nun zeigte, hatte sich die Sachlage unerwartet geändert. Einestheils hielt die Schlacht bei Tomsk die tartarische Armee in ihrem Marsche auf, anderentheils die Schnelligkeit, mit welcher der Großfürst die jetzigen Vertheidigungswerke herzustellen wußte. An diesen beiden Ursachen scheiterte seine ursprüngliche Absicht und er sah sich zu einer regelrechten Belagerung genöthigt.
    Dennoch versuchte der Emir auf sein Anrathen zweimal, ohne Rücksicht auf die zahlreichen Opfer an Mannschaften, die Stadt zu stürmen. Er warf seine Truppen auf die scheinbar schwächsten Punkte der Schanzen; beide Angriffe wurden aber muthig abgeschlagen. Der Großfürst und seine

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