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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihm, unzweifelhaft die Stimmen der Frau und des Mannes wieder zu erkennen, die er schon in Nishny-Nowgorod gehört hatte. Er verdoppelte seine Aufmerksamkeit. Es schien nicht unmöglich, daß jene Tsigauen, von deren Gespräch er einige Brocken aufgefangen, jetzt nach der Austreibung sammt ihren Landsleuten, an Bord des »Kaukasus« Passage genommen hätten.
    Wie gut es war, daß er horchte, ergab sich aus folgenden in tartarischer Mundart gewechselten Worten:
    »Man sagt, es sei ein Courier auf dem Wege von Moskau nach Irkutsk.
    – Das sagt man wohl, Sangarre, aber dieser Bote wird entweder zu spät oder auch gar nicht ankommen!«
    Michael Strogoff fühlte, wie diese ihn persönlich so nahe angehende Antwort ihn durchzuckte. Er versuchte sich zu vergewissern, ob der Mann und die Frau, welche eben sprachen, dieselben seien, die er unter ihnen vermuthete, aber die tiefe Dunkelheit vereitelte seine Bemühungen.
    Bald nachher war Michael Strogoff unbemerkt wieder nach dem Hinterdeck gelangt und setzte sich, den Kopf in die Hände gestützt, nieder. Man hätte meinen sollen, er schliefe.
    Er schlief aber weder, noch dachte er überhaupt daran. Er überlegte sich vielmehr, nicht ohne eine gewisse Besorgniß, was er gehört hatte.
    »Wer in aller Welt weiß von meiner Abreise und wer hat ein Interesse daran, sie zu kennen?«
Achtes Capitel.
Die Kama stromaufwärts.
    Am Morgen des 18. Juli kam der »Kaukasus« um sechs Uhr vierzig Minuten an dem Landungsplatze für Kasan, sieben Werft von dieser Stadt, wohlbehalten an.
    Kasan liegt am Zusammenflusse der Wolga und der Kazanka. Ein Hauptort des Gouvernements, ist es gleichzeitig Sitz einer Universität und eines griechischen Erzbischofs. Die gemischte Bevölkerung dieser Provinzialhauptstadt besteht aus Tscheremissen, Mordwinen, Tschuwaken, Wolsaken, Wipulitschen und Tartaren, von denen der letzte Stamm sich den asiatischen Charakter am reinsten bewahrt hat.
    Trotz der großen Entfernung der Stadt vom Landungsplatze drängte sich eine ungeheure Menge auf dem Kai. Man war gespannt auf Neuigkeiten. Der Gouverneur der Provinz hatte eine gleichlautende Verordnung erlassen, wie sein College in Nishny-Nowgorod. Da sah man Tartaren in kurzärmeligem Kaftan und mit spitzen Mützen, deren breite Krempen an den gewöhnlichen Hut des Pierrot erinnerten. Andere in langem Ueberrock und auf dem Kopfe ein kleines Scheitelkäppchen, wie es die polnischen Juden tragen. Frauengestalten mit glitzerndem Schmucke auf der Brust und einem sich halbmondförmig erhebenden Diadem auf dem Kopfe, standen plaudernd in Gruppen bei einander.
    Polizei-Officianten inmitten der Volksmenge und Kosaken, die Lanze in der Faust, hielten auf Ordnung und schafften Raum, sowohl für die Passagiere, die den »Kaukasus« hier verließen, als auch für andere, welche hier das Schiff bestiegen, Alles aber erst nach sorgfältiger Musterung jedes Einzelnen. Zum Theil waren das von dem Ausweisungsdecret betroffene Asiaten, zum anderen Theil verschiedene Mujiks, die in Kasan verblieben.
    Gleichgiltig betrachtete Michael Strogoff dieses Ab-und Zuströmen, das man an jedem Dampfschifflandungsplatze ebenso sieht. Der »Kaukasus« sollte behufs Einnahme neuen Brennmaterials in Kasan eine Stunde rasten.
    An’s Land zu gehen, kam Michael Strogoff gar nicht in den Sinn. Er hätte die bis jetzt noch nicht wieder erschienene junge Liefländerin nicht auf dem Schiffe allein lassen können.
    Die beiden Journalisten hatten sich schon mit Tagesanbruch erhoben, wie sich’s eben für eifrige Jäger schickt. Sie begaben sich auf das Ufer und mischten sich, jeder auf eigene Hand, unter die Menge. Michael Strogoff beobachtete sowohl Harry Blount mit dem Notizbuche in der Hand, wie er entweder einige Erscheinungen flüchtig skizzirte oder Bemerkungen eintrug, als auch Alcide Jolivet, der im Vertrauen auf die Treue seines Gedächtnisses nur plaudernd umher lief.
    Längs der ganzen Ostgrenze Rußlands schwirrte das Gerücht durch die Luft, daß die Empörung und der Einfall sehr gefährliche Dimensionen annähmen. Schon wurden die Verbindungen zwischen Sibirien und dem Reiche ungemein schwierig. Michael Strogoff erfuhr das, ohne den »Kaukasus« verlassen zu haben, von verschiedenen neuen Ankömmlingen.
    Erfüllten ihn diese Nachrichten auch mit einer gewissen Unruhe, so erweckten sie doch gleichzeitig desto gebieterischer das Verlangen, die Uralkette zu überschreiten, um selbst über die Bedeutung der Ereignisse urtheilen und

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