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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gesichert. Man verdoppelte die Zugstränge der Pferde und polsterte aus übergroßer Vorsicht das Stoßeisen der Naben mit Stroh aus, sowohl um die Haltbarkeit der Räder zu vergrößern, als auch um die Stöße zu mildern, die in einer so dunklen Nacht doch einmal nicht zu vermeiden sein würden. Endlich verband man noch den Vorder-und den Hintertheil des Gefährtes, deren Achsen einfach an den Kasten des Tarantaß angepflöckt waren, mit einander durch eine mittels Bolzen und Schraubenmuttern befestigte Stange. Dieser Langbaum vertrat die Stelle des gebogenen Holzstückes, das an den Berlinen die beiden Achsen des Gestells verbindet.
    Nadia nahm ihren Platz im Wagen wieder ein, und Michael Strogoff setzte sich neben sie. Vor der vollkommen niedergelassenen Wagendecke hingen zwei Ledervorhänge herab, welche die Insassen bis zu gewisser Grenze vor dem Regen und Sturme schützen mußten.
    An der linken Seite des Kutschersitzes wurden zwei große Laternen angebracht, deren fahler Schein mit seinen schiefen Strahlen den Weg nicht gerade sonderlich erhellte, sie bezeichneten aber Stellung und Richtung des Fuhrwerks, und wenn sie auch die Dunkelheit nur wenig zerstreuten, so dienten sie doch zum Schutze gegen das Zusammenstoßen mit einem etwa entgegenkommenden Wagen.
    Man erkennt hieraus, daß keine Vorsichtsmaßregel versäumt wurde, und gegenüber einer so drohenden Nacht waren sie gewiß am Platze.
    »Wir sind bereit, Nadia, begann Michael Strogoff.
    – So wollen wir fahren«, antwortete das junge Mädchen.
    Der Jemschik erhielt Befehl, und der Tarantaß schwankte die ersten Vorberge des Urals hinan.
    Es war acht Uhr und die Sonne nahe ihrem Untergange. Dennoch wurde es, trotz der in jenen Breiten länger andauernden Dämmerung, schon recht dunkel. Enorme Dunstmassen schienen die Wölbung des Himmels herab zu drücken, doch bewegte sie bis jetzt noch kein Lufthauch. Doch wenn sie auch in der Richtung von Horizont zu Horizont unbewegt blieben, so war das doch nicht in der vom Zenith zum Nadir der Fall, indem ihre Entfernung vom Erdboden fast sichtbar abnahm. Einzelne Streifen schimmerten in einer Art phosphorescirenden Lichtes und erschienen dem Auge in Bogenform von sechzig bis achtzig Grad Spannweite. Schichtenweise näherten sie sich der Erde und verengten die Maschen ihres Netzes, so als sollte sie den Gebirgsstock umstricken und als jagte sie ein Orkan in den höheren Luftschichten von oben nach unten. Die Straße führte diesen gewaltigen, dichten und ihrer Condensirung offenbar nahen Wolken gerade entgegen. Binnen Kurzem mußten Straße und Dunstmassen einander begegnen, und lösten die Wolken sich dann nicht in Regen auf, so drohten sie mit einem Nebel, durch welchen der Tarantaß nicht vorzudringen wagen durfte, ohne Gefahr zu laufen in einen Abgrund zu Kürzen.
    Die Kette der Uralberge erreicht übrigens nur eine mittlere Höhe; ihr bedeutendster Gipfel übersteigt noch nicht 5000 Fuß. Der ewige Schnee ist daselbst unbekannt, und die Schneemassen, welche der sibirische Winter über das Gebirge schüttet, schmelzen vollständig bei der Sonnenwärme des Sommers. Auspflanzen und Bäume gedeihen noch in beträchtlicher Höhenlage. Die Ausdeutung der Eisen-und Kupferminen, der Lagerstätten kostbarer Edelsteine versammelt hier eine ansehnliche Menge fleißiger Hände. So begegnet man denn auch den »Zarody« genannten Dorfschaften ziemlich häufig und der durch die gewaltigen Engpässe geführte Weg ist für die Postwagen in gut fahrbarem Zustande.
    Was aber bei guter Witterung und vollem Tageslichte leicht ist, bietet Schwierigkeiten und Gefahren, sobald die Elemente mit einander kämpfen und man sich in diesem Gewühle befindet.
    Aus Erfahrung wußte Michael Strogoff schon, was ein Gewitter in den Bergen bedeuten will, und vielleicht hielt er, ganz mit Recht, dieses Meteor mir ebenso gefahrbringend, als die fürchterlichen Schneestürme, die hier während des Winters mit unvergleichlicher Heftigkeit wüthen.
    Zur Zeit der Abfahrt fiel noch kein Regen. Michael Strogoff hatte die das Wageninnere schützenden Ledervorhänge aufgehoben, sah hinaus und achtete scharf auf beide Seiten des Weges, die der zitternde Laternenschein mit phantastischen Schattenbildern belebte.
    Unbeweglich, mit gekreuzten Armen schaute Nadia ebenfalls hinaus, während der Begleiter, mit halbem Körper aus dem Wagen herausgelehnt, den Himmel und die Erde musterte.
    Die Atmosphäre war ganz still, aber drohend ruhig. Kein Lufttheilchen

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