Der Cowboy
das Verlangen in sich aufflammen. “Nein, danke.” Sie nahm ihm die Shorts aus der Hand und streifte sie über. Wenn er ihr half, würde sie ihre Begierde nicht zurückhalten können.
“Warte hier”, sagte er. “Ich glaube, ich habe gerade gehört, wie Fred das Haus verlässt. Ich gehe mal vorsichtig nachsehen.” Quinn trat aus dem Schatten und schlich auf das Haus zu.
Jetzt, wo er nicht mehr bei ihr war, musste sie auf einmal daran denken, in was für eine unmögliche Lage sie sich da gebracht hatten. Sein Vorschlag, sich zu verkleiden, um zurückzukommen, hatte nicht nach einem Scherz geklungen. Aber Jo wollte keinen gelegentlichen Besucher. Sie wollte einen Quinn, der bei ihr lebte. Die Wahrheit traf sie wie ein Hammerschlag.
Sie liebte ihn, nicht erst, seit sie mit ihm geschlafen hatte. Sie liebte seinen Mut, seine Großzügigkeit, seinen Sinn für Humor. Es würde ihr das Herz brechen, ihn nur ab und zu sehen zu können.
Seines würde es vielleicht auch brechen. Der Mann, den sie kennengelernt hatte, war kein Frauenheld. Aber er war Bankier und kein Cowboy. Vielleicht begehrte er Jo, aber er wollte nicht das Leben führen, das sie lebte. Sie konnte ihn nicht bitten, seine Karriere zu opfern, um mit ihr in Montana zu leben. Sie musste ihn gehen lassen, auch wenn der bloße Gedanke sie unendlich schmerzte.
Quinn kam wieder zurück. “Er ist jetzt im Gesindehaus”, flüsterte er. “Die Luft ist rein.” Er zog sie an sich und lehnte seine Wange gegen ihre Stirn. “Aber ich will nicht, dass du schon gehst … Ich könnte mir einen Bart wachsen lassen und gefärbte Kontaktlinsen tragen.”
Sie wand sich aus seiner Umarmung und sah ihn an. Vielleicht war es besser, dass es zu dunkel war, um sein Gesicht sehen zu können, denn sie ahnte, wie sehr das, was sie jetzt sagen musste, ihn verletzen würde. “Vergiss das mit der Verkleidung, Quinn. Es würde nicht funktionieren.”
“Das glaubst du doch nur. Du wärst erstaunt, was ein Bart alles bewirken kann!”
“Das meinte ich nicht. Es würde für
mich
nicht funktionieren. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder einem Mann begegnen werde, den ich lieben kann, aber wenn, dann muss er zu diesem Land hier gehören und das Ranchleben mögen. Wenn du mich hier besuchst, werde ich jedes Mal Liebeskummer haben. Du gehörst nicht hierher. Du gehörst nach New York. Wir müssen unsere Gefühle schützen, Quinn.”
Er schnappte nach Luft und wich zurück, als hätte sie ihn geschlagen. Einen Moment lang rang er um Fassung, dann konnte er wieder sprechen. “Okay, wenn du das so siehst.” Der Schmerz in seiner Stimme brach ihr fast das Herz. “Ich dachte, zwischen uns wäre etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt.”
“Ich werde diese Nacht niemals vergessen, Quinn”, erwiderte Jo mit weicher Stimme.
“Aber du willst, dass sie einmalig bleibt?”
“Ja. Sonst kann ich nicht mit ansehen, wie du nach New York zurückfährst. Und das musst du, Quinn. Dort wartet dein Leben auf dich.”
Er drehte sich weg. “So siehst du das also. Ohne die Wall Street bin ich nichts wert.”
Sie berührte zaghaft seinen Arm. “Bitte begreif doch, wie viel du mir bedeutest! Wie viel mir unsere gemeinsamen Stunden bedeuten!”
“Klar.” Seine Stimme war belegt.
Wenn Quinn emotional würde, würde auch sie mit ihren Gefühlen nicht mehr hinter dem Berg halten können. Sie musste verschwinden, um das zu verhindern. “Ich gehe besser ins Haus zurück.”
“Okay.”
Sie drückte seinen Arm, schnappte sich die Decke und lief zum Haus. Vergeblich versuchte sie, die Schmerzen in ihrer Brust zu ignorieren.
Quinn blieb wie gelähmt im Schatten der Eiche stehen. Er fühlte sich, als wäre eine Dampfwalze über ihn gerollt. Er wusste ja, dass er kein Cowboy war, aber Jo hätte nicht so brutal mit ihm umzugehen brauchen. Offenbar hielt sie ihn für so eine Katastrophe, dass sie sich nicht mal vorstellen konnte, dass er eines Tages von Nutzen für die Ranch sein könnte. In ihren Augen war er ein hoffnungsloser Fall, das hatte sie mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht.
Sie schickte ihn einfach wieder zurück nach New York und würde sich einen echten Cowboy suchen. Einen wie Hastings. Quinn knirschte vor Eifersucht mit den Zähnen.
Als er sich auf den Weg zum Gesindehaus machte, stolperte er über etwas: Jos Taschenlampe.
Er erinnerte sich, dass sie normalerweise auf dem Beistelltisch neben der Haustür stand. Am besten, er schlich sich ins Haus und stellte sie wieder
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