Der Cowboy
Nase. “Sie ist wirklich klein.”
Quinn sah elend aus und atmete schwer.
“Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Quinn?”
“Ja.” Er starrte wie gebannt auf die Schlange. Jemand klopfte ans Fenster. Quinn ließ es herunter, ohne den Blick von dem Tier zu lösen.
Ein Mann spähte ins Taxi. “Alles in Ordnung mit Ihnen? Wir sollten die Polizei verständigen.”
“Ja, sicher.” Quinn rührte sich nicht.
Wenn Jo die Schlange nicht entsorgte, würde er vermutlich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag auf dem Fahrersitz bleiben. Jo sah sich um und stellte fest, dass sie nicht weit vom Flughafen entfernt waren. Zu ihrer Linken war hinter einem niedrigen Wall ein Feld neben der Autobahn. Das würde reichen müssen. Sie warf dem Mann vor dem Fenster einen Blick zu. “Sir, ich muss diese Schlange freilassen. In der Zwischenzeit können Sie die Polizei rufen. Quinn, würden Sie mir bitte ein anderes Taxi bestellen?”
Quinn nickte geistesabwesend und starrte weiter wie gebannt auf die Schlange.
Während Jo ausstieg, gab sie Quinn weitere Anweisungen. “Bitte laden Sie mein Gepäck schon um. Ich will auf keinen Fall den Flug verpassen.”
Sie kletterte über die Leitplanken und stieg auf den Erdwall. Dann bückte sie sich und ließ die Schlange frei. “Sieht nach einem guten Feld aus, mein Kleiner. Hier findest du bestimmt viele leckere Käfer. Viel Glück!”
Die Schlange glitt davon, ohne sich zu bedanken.
Als Jo wieder zu Quinn zurückkehrte, wartete bereits ein anderes Taxi auf sie. Quinn stand wild gestikulierend zwischen seinem zerbeulten Wagen und einem Polizeiauto. Aber selbst in seinem aufgebrachten Zustand sah er mit seinen breiten Schultern und den schmalen Hüften toll aus. Schade eigentlich, dass er in New York lebte.
Der Mann, in dessen Wagen Quinn gerast war, warf Jo einen misstrauischen Blick zu. “In diesem Taxi sind merkwürdige Dinge vorgefallen, dass kann ich Ihnen sagen”, raunte er den Polizisten zu. “Ich habe gesehen, wie diese Frau ihren Kopf zwischen den Beinen des Fahrers vergraben hat, wenn Sie verstehen, was ich meine.”
“Sie hat versucht, eine Schlange aus meiner Hose zu befreien!”, erklärte Quinn aufgebracht.
Der Fahrer des anderen Wagens warf dem Polizisten einen vielsagenden Blick zu.
Der Polizist räusperte sich und sah Jo an. “Möchten Sie uns vielleicht Ihre Version der Geschichte erzählen?”
Jo sah auf ihre Uhr und warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung Flughafen. “Das würde ich liebend gerne, aber wenn ich mein Flugzeug verpasse, verdirbt mein Sperma.”
Quinn stöhnte auf.
Jo wurde klar, dass es klüger gewesen wäre, das mit dem Sperma einfach auszulassen. “Es geht um Pferdesamen, Sir. Ich transportiere es nach Montana auf meine Ranch. Quinns letzter Fahrgast hat eine Schlange im Taxi freigelassen. Als der Unfall passiert ist, habe ich gerade versucht, sie einzufangen. Ich habe sie soeben auf dem Feld dort freigelassen.”
Quinn trat vor. “Die junge Dame hatte wirklich nichts mit dem Unfall zu tun. Es ist allein meine Schuld. Das Taxiunternehmen wird für alle entstandenen Schäden aufkommen.” Er sah dem Polizisten in die Augen. “Würden Sie sie bitte gehen lassen? Sie hat es wirklich eilig.”
Der Polizist wirkte plötzlich ein bisschen mitleidig. “Nun ja, wenn das so ist … Es ist ja nur ein kleiner Blechschaden. Aber ich hoffe, dass Ihnen klar ist, dass Sie Ihren Job als Taxifahrer vermutlich los sind.”
“Damit ist zu rechnen”, seufzte Quinn.
“Dann darf ich also gehen?”, fragte Jo.
“Nachdem ich kurz Ihre Personalien aufgenommen habe, ja.” Jo reichte dem Polizisten ihren Ausweis und drehte sich dann zu Quinn um. “Dann haben Sie Ihre Wette wohl verloren.”
“Ich befürchte es. Aber das ist nicht so schlimm. Viel wichtiger ist, dass es Ihnen gut geht, Jo. Wissen Sie, ich habe einfach …”
“Panische Angst vor Schlangen?”
Er warf ihr ein jungenhaftes Grinsen zu. “Genau.”
“Es gibt Schlimmeres”, antwortete sie lächelnd. “Haben Sie mein Gepäck schon umgeladen?”
“Der andere Taxifahrer hat sich längst darum gekümmert.” Er streckte ihr seine Hand hin. “Viel Glück mit der Ranch, Jo.”
“Danke.” Sie ergriff seine Hand, die sich warm und stark anfühlte. “Viel Glück mit Murray.” Lächelnd ließ sie seine Hand los und stieg in das wartende Taxi.
Etwa 45 Minuten später, während sie eincheckte, bemerkte sie, dass die Kühltasche mit dem Sperma verschwunden war.
Quinn entdeckte die
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