Der Cowboy
unter diesen Umständen tun konnte.”
“Sie wissen Bescheid, wie es um die Ranch steht?”
“Ein bisschen jedenfalls. Ist Jo da? Ich bin …”
“Ich weiß, wer Sie sind.” Die Frau grinste, und auf ihren Wangen bildeten sich tiefe Grübchen. “Ich bin zutiefst erfreut, Sie kennenzulernen. Wir hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben. Kommen Sie schon rein! Ich bin Emmy Lou, die Haushälterin. Haben Sie schon gegessen? Ich kann die Hühnchenreste für Sie aufwärmen.”
So herzlich war Quinn schon lange nicht mehr willkommen geheißen worden. “Hühnchen klingt toll.” Er folgte der Frau in eine kleine Vorhalle. “Ich wollte nicht, dass Jo sich noch mehr Sorgen macht als sowieso schon.”
“Das ist unglaublich nett von Ihnen. Jo nimmt ihre Verpflichtungen sehr ernst. Aber unter uns gesagt glaube ich, dass sie einen Finanzberater braucht. Doch am wichtigsten ist, dass Sie jetzt hier sind. Wir waren uns nicht sicher, ob Sie überhaupt noch kommen würden.”
“Nun ja, es geht ja um viel. Jo hat mir alles erklärt.”
Emmy Lou warf Quinn einen scharfen Blick zu. “Wann haben Sie denn mit ihr gesprochen?”
“In New York!” Der Gesprächsverlauf begann Quinn zu verwirren.
“Dieser kleine Teufel. Sie hat mir kein Wort davon verraten”, murmelte die Haushälterin kopfschüttelnd.
Emmy Lou führte Quinn in eine große, gemütliche Küche, die nach Hühnchen und Apfelkuchen duftete.
Prompt lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
“Setzen Sie sich und machen Sie es sich gemütlich. Ich gehe schnell nach oben und hole Jo.”
Quinn setzte sich auf eine Holzbank und streckte zufrieden die Beine aus. Offenbar war seine Heldentat ein voller Erfolg. Vielleicht konnte er Jo sogar noch ein wenig mehr helfen, indem er ihre Bücher durchging.
Er fragte sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie ihn sah. Möglicherweise würde sie ihm vor lauter Dankbarkeit um den Hals fallen. Die Vorstellung gefiel ihm.
Währenddessen watschelte Emmy Lou in die Vorhalle und rief die Treppen hinauf: “Jo! Du errätst nie, wer hier ist!”
Quinn lächelte.
Trotz seiner Angst vor Schlangen musste er Jo ganz schön beeindruckt haben, wenn sie ihrer Haushälterin schon von ihm erzählt hatte. Eigentlich hatte er gleich morgen früh wieder nach New York reisen wollen, aber so, wie sich die Dinge entwickelten, würde er vielleicht doch etwas länger bleiben.
Jo erschien am oberen Treppenabsatz. “Wer denn?”
Emmy Lou winkte sie grinsend nach unten. Als Jo neben ihr stand, beugte die Haushälterin sich vor und flüsterte: “Brian Hastings!”
“Das ist ein Scherz.” Jos Herz machte einen Sprung.
“Nein. Er sitzt da drüben in der Küche.”
Jo starrte sie ungläubig an. “Und er ist einfach so hier aufgekreuzt? Ohne Ankündigung? Ohne Begleitung?”
Emmy Lou nickte.
Jo schluckte. Sosehr sie auf diesen Augenblick auch gewartet hatte, jetzt bekam sie es mit der Angst zu tun. Sie hatte noch nie in ihrem Leben einen derartigen Vertrag abgeschlossen. Bei ihren mangelnden Buchhaltungskünsten musste sie aufpassen, dass sie sich nicht über den Tisch ziehen ließ. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Geld sie als Miete verlangen sollte.
“Ich glaub es einfach nicht”, flüsterte Emmy Lou aufgeregt. “All das passiert
wirklich
! Die
Bar None
wird berühmt, du kannst die Bank bezahlen, und zu allem Überfluss wird der atemberaubende Brian Hastings wochenlang hier sein!”
“Emmy Lou! Reiß dich zusammen! Hastings ist im Handumdrehen wieder auf der Flucht, wenn er merkt, dass du ein Fan bist. Frag ihn
ja
nicht nach einer Nebenrolle!” Emmy Lou guckte schuldbewusst.
Jo atmete tief durch. Ihr Herz raste wie ein Schnellzug. Gleich würde sie dem dreifachen Sexiest Man Alive begegnen! Und die Zukunft ihrer Ranch hing davon ab, dass sie dieses Gespräch nicht in den Sand setzte!
Sie schloss die Augen, zählte bis zehn und betrat dann die Küche.
Quinn Monroe warf ihr ein strahlendes Lächeln zu. “Überraschung!”
“Verdammt! Sie sind’s!”
Sein Lächeln verblasste schlagartig.
“Josephine Sarah Fletcher! Redet man so mit Brian Hastings? Entschuldige dich, und zwar sofort!”, herrschte Emmy Lou sie an.
“Emmy Lou, das hier ist nicht Hastings”, murmelte Jo. “Aber es tut mir trotzdem leid, Quinn.”
“Was soll das denn heißen?”, rief Emmy Lou. “Du sprichst mit einer Frau, die sich 14-mal
Drifter
angesehen hat! Das hier” – sie wies mit einer dramatischen Geste auf Quinn, “ist ganz sicher Brian
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